Hamburg. Künftig können Frauen ihre Kinder nicht mehr in der Asklepios Klinik Harburg bekommen. Gegen den Senatsbeschluss regt sich Widerstand.

Die geplante Schließung der Gynäkologie und Geburtshilfe in der Asklepios Klinik Harburg hat bereits zu Protesten im Süden der Stadt geführt. Die FDP-Bürgerschaftsabgeordneten Kurt Duwe und Wieland Schinnenburg haben eine Kleine Anfrage an den Senat gestellt, um mehr über die Hintergründe dieser Entscheidung zu erfahren. Jetzt liegt die Antwort des Senats vor, der im September bekannt gegeben hatte, dass die Gynäkologie und Geburtshilfe in der Asklepios Klinik Harburg geschlossen und künftig allein von der Helios Mariahilf Klinik in Harburg angeboten wird. Im Gegenzug soll die Notfallversorgung für Erwachsene in der AK Harburg konzentriert werden.

Gespräche zwischen Senat und den beteiligten Kliniken haben im April begonnen

Wie den Antworten auf die Kleine Anfrage zu entnehmen ist, hat die zuständige Gesundheitsbehörde bereits im April dieses Jahres dazu Gespräche mit den beiden Kliniken aufgenommen. Im September hat der Senat diesen Beschluss getroffen. Zu diesem Zeitpunkt wurden auch die betroffenen Mitarbeiter informiert. Der Landesausschuss für Krankenhaus- und Investitionsplanung wird sich im November mit den weiteren Plänen für Harburg befassen.

„Wir haben die Anfrage gestellt, weil wir wissen wollten , ob die Qualität der Versorgung beibehalten wird und warum die Mitarbeiter so spät informiert worden sind“, sage Duwe. Zudem „herrscht großer Unmut der Bürger über diese Maßnahme, besonders unter den werdenden Müttern, weil die Kliniken unterschiedliche Konzepte haben“, sagte Karsten Schuster, FDP-Bezirksabgeordneter in Harburg. 270 Harburger haben bereits seinen offenen Brief an Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) unterzeichnet, um die Schließung der Geburtsklinik abzuwenden. Die FDP-Abgeordneten befürchten auch, dass Steuergelder verschwendet werden. „Es wurden für viel Steuergeld Neubauten realisiert, in denen die jetzt gestrichenen Bereiche bereits eingeplant waren“, so Schuster.

Die Krankenhausplanung liegt in den Händen der Stadt

Die Krankenhausplanung liegt in den Händen der Stadt. Sie entscheidet, welche Kapazitäten in den Krankenhäusern in den einzelnen Fachgebieten zur Verfügung stehen und orientiert sich dabei an dem Bedarf. Die Aufnahme in den Krankenhausplan ist für die Kliniken enorm wichtig, denn nur Plankrankenhäuser können Leistungen mit den gesetzlichen Krankenkassen abrechnen.

Zur Begründung der Entscheidung schreibt der Senat: „Die geburtshilfliche Abteilung in dem Asklepios Klinikum Harburg gehört zu den kleineren Abteilungen in Hamburg. Die Konzentration der Geburten in der Helios Mariahilf Klinik Hamburg erleichtert es, zu einer höheren Versorgungsstufe sowie in der Not- und Unfallversorgung zu einer Optimierung der Abläufe und der personellen Besetzung zu kommen. Dadurch kann gerade auch für die Frühgeborenen und besonders sehr kleinen Frühgeborenen ein höherer Sicherheitslevel erreicht werden.“ Im Mariahilf wurden im vergangenen Jahr 1734 Kinder geboren, in der AK Harburg 736 Kinder.

Gynäkologie und Geburtshilfe sollen ab 1. Januar nur noch im Mariahilf stattfinden

Die Konzentration der Notfallversorgung in der AK Harburg soll zum 1. Juli 2017 erfolgen. Dafür soll die Notfallaufnahme umgebaut und erweitert werden. Die Geburtshilfe und Gynäkologie soll bereits ab 1. Januar 2017 ausschließlich im Mariahilf stattfinden und nicht, wie geplant, ab 1. Juli. Das liegt daran, dass bereits drei Ärzte und vier Hebammen in der AK Harburg gekündigt haben. Von der Umstrukturierung betroffen sind in der AK Harburg 47 Mitarbeiter, darunter zwölf Ärzte, 13 Hebammen und 16 Pflegekräfte. Drei Hebammen und zwei Ärzte wechseln ins Mariahilf. Der größte Teil der Ärzte geht an andere Asklepios Kliniken, ebenso die Hebammen. Die meisten Pflegekräfte werden in die Notaufnahme wechseln. Diese werde umgebaut und erweitert, um für einen höheren Bedarf vorbereitet zu sein, sagte ein Asklepios-Sprecher. Schwangere, die ihr Kind nach dem 1. Januar erwarten, müssten sich im Mariahilf für die Geburt anmelden. Die Weiterbehandlung von Patientinnen mit gynäkologischen Tumorerkrankungen werde nahtlos in der As­klepios Klinik Altona weitergeführt.

Auch in der Helios Mariahilf Klinik soll es keine Entlassungen geben. Die rund 20 Mitarbeiter in der zentralen Notaufnahme sollen sich ab dem 1. Juli vor allem um Kinder und gynäkologische Notfälle kümmern. Eine Station wird zum 1. Januar zu einer reinen Wöchnerinnenstation mit 34 Betten umgebaut. Es wird vier statt bisher drei Familienzimmer geben. Für die gynäkologischen Patientinnen werden 15 statt der bisher acht Betten bereitstehen. „Mit diesen insgesamt 49 Betten sehen wir den Bedarf derzeit gut abgedeckt. Gleichzeitig ist eine Aufstockung von zusätzlichen Betten jederzeit und kurzfristig möglich“, sagte Klinikgeschäftsführerin Ulrike Kömpe. Bislang hatten die beiden Abteilungen im Mariahilf und der AK Harburg im Krankenhausplan zusammen 60 Betten.

In der Helios Mariahilf Klinik wirerden zusätzelich fünf Ärzte eingestellt

Das Team der Geburtshilfe im Mariahilf wird von 24 auf 30 Hebammen vergrößert. Dort werden 23 statt bisher 18 Ärzte arbeiten. Die Wöchnerinnenstation erhält fünf zusätzliche Pflegekräfte und eine weitere Stationssekretärin. Sowohl Geburtshilfe als auch Gynäkologie erhalten einen neuen Chefarzt. Bisher wurden beide Fachbereiche durch einen Chefarzt geführt. Für die Umbaumaßnahmen rechnet die Klinik mit Investitionskosten im einstelligen Millionenbereich, die durch die Gesundheitsbehörde beim Krankenhausstrukturfond beantragt wurden.