Harburg. Ab 1. Januar werden Schwangere nur noch an der Stader Straße aufgenommen. Dem AKH fehlt nach Kündigungswelle das Personal.
Wer gehofft hatte, die Geburtshilfe an der Asklepios Klinik Harburg (AKH) sei noch zu retten, der muss sich jetzt geschlagen geben. Dieser Traum ist geplatzt. Ulrike Kömpe, seit drei Jahren Geschäftsführerein der Helios Mariahilf Klinik, teilte gestern mit: „Wir werden schon zum 1. Januar die Geburtshilfe übernehmen müssen.“
Die Entscheidung fiel demnach am Mittwoch – während eines Gesprächs in der Gesundheitsbehörde, bei dem die Asklepios-Klinik erklärt hatte, es sei den Verantwortlichen nicht mehr möglich einen verlässlichen Dienstplan aufzustellen, der über den 1. Januar hinausgehe.
Nach Bekanntwerden der Senatspläne, wonach Mariahilf in Zukunft keine Notfälle bei Erwachsenen mehr behandeln soll und im Gegenzug in der Asklepios-Klinik sowohl die gynäkologische Abteilung als auch die Geburtenstation dichtgemacht werden soll, entschieden AKH-Angestellte sozusagen mit den Füßen.
Die Klinikleitung erklärte gestern jedenfalls: „Diese strukturellen Veränderungen haben eine Reihe von Hebammen und Ärzten (...) zum Anlass genommen, ihre Beschäftigungsverhältnisse (...) zum Jahreswechsel vorzeitig zu kündigen, um sich beruflich neu zu orientieren.“ Weiter heißt es in der Stellungnahme, es sei nicht gelungen, die frei gewordenen Stellen adäquat nach zu besetzen.
Was wenig verwundert, vor dem Hintergrund, dass die Schließung der Geburtshilfe zum Sommer 2017 nach den Plänen des Senats längst beschlossene Sache war. Das Fazit, das sich daraus ergibt, lässt jedenfalls keinen Spielraum für Spekulationen geschweige denn Hoffnungen: „Eine Versorgung der werdenden Mütter durch eine durchgehende Besetzung der Klinik mit Hebammen und Ärzten ist ab Januar 2017 nicht mehr sichergestellt.“
Für Mariahilf bedeutet das, bildlich ausgedrückt: die Ärmel müssen hochgekrempelt werden. Viel Zeit bleibt schließlich nicht mehr. Mit Hochdruck gehe die Mariahilf Klinik deshalb nun daran, anstehende bauliche Maßnahmen detailliert zu planen und natürlich die Kosten zu kalkulieren. Kömpe: „Ich gehe davon aus, dass wir uns im einstelligen Millionenbereich bewegen“, so Kömpe.
Abgeschlossen sein soll das Ganze im Sommer bzw. Herbst nächsten Jahres. Aktuell hat Mariahilf schon jetzt das Personal aufgestockt. Während bisher 24 Hebammen dort arbeiteten, werden es künftig 30 sein. Drei zusätzliche Mitarbeiterinnen wurden schon eingestellt, sagte Geschäftsführerin. Und auch die Zahl der Ärzte wurde um zwei auf 20 aufgestockt.
Als nächstes stehe nun die Umstrukturierung der Notfallambulanz an. Das bedeute vor allem, dass sie jetzt unverzüglich etwa mit zusätzlichen Wehenschreibern und Untersuchungsstühlen ausgestattet wird. Kömpe: „Da geht es hauptsächlich darum, Räume umzudeklarieren.“
Außerdem werden auf der Frauenstation, auf der bislang acht Betten für Patientinnen mit gynäkologischen Problemen vorgehalten wurden, künftig sämtliche 36 Betten ausschließlich von Wöchnerinnen genutzt. Außerdem wird es ab 1. Januar nicht mehr nur drei, sondern dann vier Familienzimmer geben. Zudem geplant: ein weiterer Kreißsaal (bislang gibt es fünf) sowie ein zusätzliches Wehenzimmer (bisher gibt es eins).
Befürchtungen, dass die Mariahilf Klinik dem zu erwarteten Anstieg an Geburten nicht gewachsen sein könnte, teilt Kömpe nicht: „Das ist etwas, was wir ohne Probleme hinkriegen“. Schließlich gebe es jetzt schon täglich fünf bis sechs Geburten. Künftig werden es nach ihrer Einschätzung sechs bis acht pro Tag sein. Außerdem habe die Klinik immer schon den Schwerpunkt „Mutter und Kind“ gehabt (in Mariahilf kamen 2015 insgesamt 1751 Kinder zur Welt, im AKH 736).
Und auch inhaltlich werde diskutiert. „Wir müssen uns fragen: ,Wohin wollen wir uns entwickeln?’“, sagt Kömpe und ergänzt: „Einen Hebammen-Kreißsaal wie im AKH können wir uns auch hier vorstellen.“ Erklärtes Ziel müsse es sein, den Frauen das Gefühl zu geben, dass sie individuell, sicher und in einem eher familiären Umfeld behandelt werden: „Auch, wenn wir hier viele Geburten haben.
Weil alles nun viel schneller über die Bühne gehen muss, als ursprünglich geplant, sollen nächste Woche Informationsschreiben z. B. an die niedergelassenen Ärzte verschickt werden: „Um alle gemeinsam für dieses große Projekt ins Boot zu holen.“