Hamburg. Der Bundesgerichtshof hatte die Freisprüche für die sechs früheren Banker aufgehoben. “Leise Genugtuung“ für Gerhard Strate.

Angesichts seines großen, aber späten juristischen Erfolgs übte sich Rechtsanwalt Gerhard Strate in Bescheidenheit. Allenfalls eine „leise Genugtuung“ habe er verspürt, als er vor knapp einem Monat davon erfuhr, dass der Bundesgerichtshof (BGH) die Freisprüche für sechs ehemalige Vorstandsmitglieder der HSH Nordbank aufgehoben hatte. Der spektakuläre Prozess gegen die Banker, den Strate einst mit einer Strafanzeige ins Rollen gebracht hatte, muss nun vom Landgericht neu verhandelt werden.

Noch stehe die schriftliche Urteilsbegründung aus, so Strate vor rund 150 Gästen im Hotel Grand Elysée an der Rothenbaumchaussee, aber der renommierte Strafverteidiger ließ keinen Zweifel daran, dass ein erneuter Freispruch für Ex-HSH-Vorstandschef Dirk Jens Nonnenmacher und die anderen Banker allenfalls eine theoretische Möglichkeit ist. „Wenn der BGH entscheidet, ein Urteil aufzuheben, dann ist das ein klares Programm“, sagte Strate.

Kreditforderungen auf französische Bank verschoben

Im Juli 2014 waren die früheren HSH-Vorstände vom Vorwurf der Untreue und Bilanzfälschung freigesprochen worden. Es ging in dem über ein Jahr sich hinziehenden Prozess um ein kompliziertes Geschäft mit der Bezeichnung „Omega 55“. Die mehrheitlich den Ländern Hamburg und Schleswig-Holstein gehörende Bank wollte damit 2007 Probleme bei der Eigenkapitalquote beseitigen. Dazu wurden Kreditforderungen in Höhe von zwei Milliarden Euro vorübergehend auf die französische Bank BNP Paribas verschoben. Das entpuppte sich als schlechtes Geschäft, denn die HSH Nordbank erlitt letztlich einen hohen Millionenverlust.

„HSH Nordbank – Lektion gelernt?“, lautete die zentrale Frage des Diskussionsabends, zu dem die FDP-nahe Dr. Emilie Kiep-Altenloh-Stiftung eingeladen hatte. Neben Strate stellten sich der Ex-Vorstandschef der Norddeutschen Affinerie (heute Aurubis), Werner Marnette, und FDP-Politiker Burkhardt Müller-Sönksen den Fragen von Abendblatt-Redakteur Andreas Dey.

Strate: Verhalten von Bernd Kortüm „schamlos“

„Geschäfte der Größenordnung des Omega-Deals bedürfen der Zustimmung des Aufsichtsrats. Das ist nicht geschehen“, empörte sich Marnette, der aus Protest gegen die HSH-Politik der schleswig-holsteinischen Landesregierung 2009 als Wirtschaftsminister zurückgetreten war. Kein Mitglied des HSH-Aufsichtsrats, in dem verantwortliche Politiker beider Länder saßen, sei in dem ersten Verfahren „wenigstens als Zeuge vernommen“ worden. „Das hat mich entsetzt. Das ist ein Skandal“, sagte der Ex-Minister.

Strate nannte das Verhalten des Hamburger Reeders Bernd Kortüm „schamlos“. Der geschäftsführende Gesellschafter der Norddeutschen Vermögen Holding, hatte sich im Sommer für knapp neun Millionen Euro eine Yacht gekauft, nachdem ihm die HSH Nordbank einen Schuldenerlass in Höhe von einer halben Milliarde Euro für fällige Schiffskredite gewährt hatte.