Hamburg. Es gibt neuen Wirbel nach dem Erlass von 547 Millionen Euro Schulden für Hamburger Unternehmer.

Der Schuldenerlass in Höhe von gut 800 Millionen Euro, den die HSH Nordbank norddeutschen Reedereien gewährt hat, wirft weitere Fragen auf. Allein dem Hamburger Reeder Bernd Kortüm, geschäftsführender Gesellschafter der Norddeutschen Vermögen Holding, wurden fällige Schiffskredite mit einer Gesamtsumme von mehr als einer halben Milliarde Euro erlassen. Jetzt stellt sich heraus: Die Verbindungen zwischen Kortüm und der Bank waren enger als bislang bekannt.

Der Finanzanlagen-Unternehmer und Chef der Norddeutschen Reederei Schuldt gehörte von 2004 bis zum Juni 2015 dem Beirat der HSH Nordbank an. Das hat die Bank am Montag auf Anfrage des Abendblatts bestätigt. „Der Beirat hat aber keinerlei Entscheidungsbefugnis und übt keine Kontrollfunktion aus“, sagte eine Sprecherin der gemeinsamen Landesbank von Hamburg und Schleswig-Holstein. Ganz ohne Einfluss dürfte Kortüm allerdings nicht gewesen sein. Der Beirat diene „zur sachverständigen Beratung des Vorstands bei der Wahrnehmung seiner Geschäfte“, heißt es im Geschäftsbericht der Bank und in Senatsdrucksachen.

Die HSH Nordbank hatte ihren beiden Eigentümern faule Schiffskredite im Wert von 4,1 Milliarden Euro übertragen. Die Rückzahlung von Krediten über 800 Millionen Euro wurde – zulasten der HSH und ihrer Eigentümer – den Schiffseignern ganz erlassen.

Kritik auch an einem privaten Geschäft

Kortüms Beirats-Posten stößt bei der Opposition auf Unverständnis: „Es ist nicht nachvollziehbar, warum Kunden der HSH Nordbank gleichzeitig in deren Beirat sitzen. Schon den dadurch entstehenden Anschein eines Interessenskonflikts sollte die Bank vermeiden“, sagt der parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Bürgerschaftsfraktion, Michael Kruse. Der Landessprecher der Linken in Schleswig-Holstein, Lorenz Gösta Beutin spricht von einer „beachtenswerten Interessenverquickung“. „Während schon geringe Schulden die Bezieher kleiner Einkommen häufig in die Privatinsolvenz treiben, scheint in der Finanzwirtschaft zu gelten: Je höher deine Schulden, desto eher werden sie dir erlassen“, kritisiert Beutin.

Kritik gibt es auch an einem privaten Geschäft Kortüms nach dem Schuldenschnitt: Obgleich sein Unternehmen mit Steuergeldern gestützt wird, hat sich der begeisterte Segler eine neue Luxusyacht zugelegt. Das bestätigte Kortüm dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“. Die 40 Meter lange Yacht bietet Platz für zwölf Gäste und sechs Mann Besatzung. Kortüms Begründung: Er habe ein jüngeres, teureres Schiff verkauft und sich ein älteres und billigeres angeschafft.