Hamburg. Was tut der Lehrjunge, der unten rechts im Schrein des Lukasaltars sitzt? Vorsitzende des Gästeführervereins verrät die Antwort.

Er ist emsig bei der Sache, der Lehrjunge, der unten rechts im Schrein des Lukasaltars der Jacobi­kirche sitzt. Seine Backen sind vor Eifer gerötet, hoch konzentriert drückt er eine Kugel auf ein Brett, das wiederum auf dem kleinen Tisch liegt, an dem er sitzt. Er sieht nicht nur sehr ernst, sondern auch ein wenig stolz aus. Schließlich ist das, was er da tut, eine ausgesprochen wichtige Aufgabe!

Aber was, mag man sich fragen, ist es denn, was er da so Wichtiges tut? Dr. Christina Linger, Vorsitzende des Hamburger Gästeführervereins, kennt die Antwort: „Seine Aufgabe ist es, die Farbkugel zu ganz feinem Pulver zu zerstoßen. Dabei muss er sehr sorgsam vorgehen, denn wenn die Farbe nicht ordentlich klein gerieben ist, kann sein Meister nicht malen.“ Sein Meister, das ist kein Geringerer als der Evangelist Lukas. Er befindet sich direkt neben ihm, sitzt an der Staffelei, hat seinem kleinen Lehrling den Rücken zugekehrt. Denn auch er hat eine wichtige Aufgabe: „Er muss die Mutter Gottes mit dem Jesuskind porträtieren“, erklärt die Archäologin. „Auch Katharina von Alexandrien ist zu sehen und die vier lateinischen Kirchenväter. Und Lucia von Syrakus, die Patronin der Glaser, denn der Altar ist auch den Glasern gewidmet.“

Ursprünglich stand der Altar im Mariendom

Lukas soll der Erste gewesen sein, der Maria mit dem Jesuskind porträtiert hat – und er soll das am besten gekonnt haben, weshalb er der Schutzheilige der Malerzünfte wurde. „Und weshalb sich die Lukas-Bruderschaft gründete, der auch Berühmtheiten wie Leonardo da Vinci angehörten“, unterstreicht Christina Linger die Bedeutung der Lukas-Bruderschaft. Doch natürlich hatte diese auch weniger berühmte Mitglieder: In den Lukasgilden schlossen sich Maler, Schnitzer, aber auch Glaser und Buchdrucker zusammen – die Gilde bot einen gewissen Schutz, ihre künstlerisch tätigen Mitglieder wurden gefördert.

Das Maleramt habe den Altar 1499 gespendet, berichtet Linger. Ursprünglich stand er im Mariendom, der nach der Säkularisation abgebrochen wurde – der Altar wurde gerettet und in die Hauptkirche St. Jacobi gebracht, wo noch heute die Lossprechung der Maler, Glaser und Lackierer stattfinde, erzählt sie. Die haben es heute leichter – und vor allem geht es schneller als bei den Lehrlingen früher: „In der Hansezeit gab es in den Zünften eine siebenjährige Lehrzeit“, sagt Linger.