Hamburg. Beim Brautportal ging es rechts unverheiratet hinein und links als Ehefrau wieder hinaus.

Wer verheiratet ist, für den gelten andere Regeln. Man denkt nicht mehr nur für sich allein, sondern noch für seinen Partner mit. Und: Man geht in der Hauptkirche St. Petri durch einen anderen Ausgang hinaus. Zumindest war das früher so, heute strömen die meisten Menschen durch den Haupteingang.

Wer das Gotteshaus aber umrundet, entdeckt auf der Südseite ein wunderschönes Doppelportal. Neben jeder Pforte ist, hoch oben, eine steinerne Hand zu sehen – neben der rechten eine unberingte, neben der linken eine beringte. „Das war das Brautportal“, erklärt die Vorsitzende des Hamburger Gästeführervereins, Dr. Christina Linger. „Auf der rechten Seite ist man vor der Eheschließung hineingegangen, auf der linken Seite ist man als Verheirateter herausgekommen.“

Eingang von Kirchen liegen im Westen

Gestaltet worden sei das Portal nach dem großen Stadtbrand 1842. Davor, im Barock, von 1575 bis 1770, sei man ohnehin von Süden aus in die Kirche gegangen, berichtet die Archäologin. „Auch in der Hauptkirche St. Michaelis gab es ein Südportal als Haupteingang, erst nach dem letzten Brand 1906 hat man das Portal gen Westen verlegt.“ Dass Kirchen in der Regel von Westen aus betreten werden, hat einen Grund: Der Westen ist die Himmelsrichtung des Sonnenuntergangs, der Dunkelheit, der Dämonen. Deshalb brachte man im Mittelalter zur Abwehr von bösen Geistern in Richtung Westen auch gern finster dreinschauende Steinskulpturen an, sogenannte „Neidköpfe“.

Betritt man ein Gotteshaus von der Seite des Sonnenuntergangs, geht man in Richtung Chor auf den Sonnenaufgang im Osten zu, in die Richtung des Lichts. So war es in früheren Epochen, wegen der Position des Altars, üblich. „Ex oriente lux“, aus dem Osten kommt das Licht. Damit hatte der Altar im Osten eine heilsverkündende Bedeutung. Und der Gläubige näherte sich ihm als Heilsbedürftiger von der entgegen gesetzten Seite. Weshalb war das im Barock anders? „Man wollte so mehr die Freude hineinlassen“, erklärt Linger. Das passt zum damaligen ausschweifenden Leben der Reichen.

Für Brautpaare war es sehr passend, dass sie die Kirche nach der Trauung in Richtung Süden verließen. Sie standen jetzt auf der Sonnenseite des Lebens. Zumindest sollte das in einer guten Ehe so sein.