St. Georg. Nach Abendblatt-Bericht über einen Brandbrief: Krebs-Experten wollen Patienten der Asklepios-Klinik St. Georg versorgen.
Hamburger Onkologen ergreifen Maßnahmen, damit bei Hamburger Krebspatienten keine Versorgungslücken entstehen. Damit reagieren sie auf einen internen Brandbrief von 19 Ärzten der Abteilung für Hämatologie, Onkologie und Stammzelltransplantation der Asklepios Klinik St. Georg, über den das Abendblatt exklusiv berichtet hatte. Darin hatten die Ärzte gewarnt, dass aufgrund personeller Engpässe die Ärzte überlastet seien und „täglich“ schwerkranke Patienten gefährdet würden. Hintergrund ist, dass der ehemalige Chefarzt altersbedingt ausgeschieden ist und weitere Ärzte die Abteilung verlassen.
Jetzt haben sich auf Initiative des Hamburger Landesverbandes der Hämatologen und Onkologen (BNHO) Krebsspezialisten aus mehreren Praxen und Kliniken zusammengetan, um die Versorgung der Hamburger Krebspatienten sicherzustellen. Denn bei den Patienten handelt sich um Schwerkranke, die zum Teil unter lebensbedrohlichen Erkrankungen leiden und daher dringend eine schnelle Behandlung brauchen.
AK St. Georg: Kurzfristige Termine für Krebspatienten in Praxen
Erste Überlegungen der Onkologen drehen sich um die Aufstockung von Betten und um kurzfristige Termine für Patienten aus der AK St. Georg in den onkologischen Praxen. „Eine Möglichkeit könnte sein, die Anzahl der Betten für Stammzelltransplantationen im UKE zu erhöhen. Darüber laufen zurzeit Gespräche“, sagt Dr. Erik Engel, niedergelassener Onkologe in Hamburg und Vorstandsmitglied des Landesverbandes der BNHO. Dort werden Stammzell- und Knochenmarktransplantationen durchgeführt, vor allem bei akuten Leukämien oder einem sogenannten Plasmozytomen, einer bösartigen Erkrankung des Knochenmarks.
„Wir planen seit Längerem eine neue Station, weil wir seit Anfang des Jahres einen erhöhten Zulauf an Patienten aus dem ganzen Bundesgebiet und auch aus Hamburg haben“, sagte Prof. Carsten Bokemeyer, Direktor der zweiten Medizinischen Klinik am UKE. Die Station, die wahrscheinlich ab Ende des Jahres zur Verfügung stehe, könnte bei Engpässen einen Teil der Versorgung der betroffenen Hamburger Patienten übernehmen.
Auch die niedergelassenen Spezialisten stellen sich auf mehr Patienten ein. „In unseren Praxen halten wir für Patienten aus der AK St. Georg Termine frei, sodass sie kurzfristig weiterbehandelt werden können“, sagt Engel. Sollte bei einem dieser Patienten eine stationäre Aufnahme nötig sein, stehen auch die Krankenhäuser, die mit diesen Praxen kooperieren (Agaplesion Diakonieklinikum, Albertinen-Krankenhaus, Marien-Krankenhaus, Israelitisches Krankenhaus) bereit. „Das alles machen wir, weil wir nicht sicher sind, ob es sich in St. Georg um einen kurzfristigen personellen Engpass handelt“, sagt Engel.
Asklepios: Versorgung gesichert – aber wir nehmen das Angebot an
Ein Asklepios-Sprecher äußerte sich dazu wie folgt: „Der reibungslose Betrieb der Abteilung ist, nachdem wir das Personal verstärkt haben, sichergestellt, sodass wir auf Basis der uns zur Verfügung stehenden Kapazitäten niemanden abweisen. Die Versorgung für die Bevölkerung der Stadt mit hämatologischen Leistungen ist somit gesichert und die Unterstützung somit nicht notwendig. Grundsätzlich erfordert die Versorgung hämatologisch- onkologischer Patienten jedoch die enge Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Onkologen, vor diesem Hintergrund greifen wir das Angebot zu einer intensivierten Zusammenarbeit gern auf.“
Gesundheitsbehörde von Prüfer-Storcks schweigt
Die Hamburger Gesundheitsbehörde wollte sich am Freitag nicht zu den eingeschränkten Behandlungen für Krebskranke in Hamburg äußern. Senatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) sei im Urlaub. Zur Situation in St. Georg und dem Brandbrief der Ärzte hatte die Behörde mitteilen lassen, man gehe „der Sache nach“. Für die Linken in der Bürgerschaft sagte deren gesundheitspolitischer Sprecher Deniz Celik: „Die Tatsache, dass nun erst ein Brandbrief der Ärzte und Ärztinnen nötig ist, beweist, dass sowohl die Klinik-Leitung als auch die Gesundheitsbehörde ihre Aufsichts- und Fürsorgepflicht verletzt haben: Es ist eine Bankrotterklärung, wenn nicht alle Überlastungsanzeigen auf dem Tisch der Gesundheitsbehörde landen."