Hamburg. Antrag auf einstweilige Anordnung: Asklepios kontert Frank Ulrich Montgomerys Kritik. Es geht um ein brisantes Zitat.
Der Hamburger Krankenhaus-Konzern Asklepios fühlt sich von Bundesärztekammer-Chef Prof. Frank Ulrich Montgomery verunglimpft. Wegen dessen kritischer Äußerungen auf dem Ärztetag in Hamburg hat Asklepios beim Verwaltungsgericht einen Antrag auf einstweilige Anordnung beim Verwaltungsgericht gestellt. Montgomery soll seine Äußerung zurücknehmen, bei Asklepios herrsche eine „Hire-and-Fire-Mentalität“.
„Asklepios bezieht sich auf eine Äußerung, die ich im Rahmen meiner Eröffnungsrede zum 119. Deutschen Ärztetag gemacht habe. Sie lautet: Privatisierung allein ist kein Heilsweg – das erleben auch die Mitarbeiter Hamburger Krankenhäuser gerade am eigenen Leibe. Schnelle Managerwechsel, Personalentscheidungen nach Gutsherrenart, hire and fire-Prinzipien auch in den Chefetagen der Krankenhäuser, Medizin nach Ebitda – das alles sind Auswüchse einer gewinn- und marktorientierten Privatisierung, die wir in Hamburg deutlich spüren. Es gärt in den Hamburger Krankenhäusern, aber nicht nur da. Meine Damen und Herren, man kann das Thema Patientensicherheit nicht wie ein Mantra vor sich hertragen, und dann zugleich billigend in Kauf nehmen, dass Ärzte dermaßen unter Druck gesetzt werden. Das ist nicht redlich meine Damen und Herren, das muss sich ändern!" So weit das Zitat von Frank Ulrich Montgomery.
Ärztekammer-Chef Montgomery: Habe Asklepios nicht direkt angesprochen
Auf die Frage, wie er damit umgehe, sagte der Ärztekammer-Chef: „Ich sehe dem Verfahren ganz gelassen entgegen, denn einmal ganz davon abgesehen, dass ich Asklepios gar nicht direkt angesprochen habe, sehe ich meine Aufgabe als Bundesärztekammerpräsident darin, auf Missstände im Sinne von Ärzten und Patienten aufmerksam zu machen und diese auch auf politischer Ebene zu diskutieren. Das mag für manch einen unbequem sein. Ich bedauere, dass Asklepios diesen Weg gewählt hat und sich an der aus meiner Sicht notwendigen Diskussion nicht beteiligen möchte. Im Übrigen berufe ich mich auf mein Recht auf freie Meinungsäußerung.“
Asklepios gab dazu nur eine kurze Stellungnahme ab: „Die von Herrn Montgomery aufgestellte Behauptung, bei uns herrsche eine ,Hire-and-Fire-Mentalität’ entbehrt jeder Grundlage und wird von uns zurückgewiesen. Wir haben Herrn Montgomery aufgefordert, diese Behauptung zurückzunehmen“, sagte Rune Hoffmann, Sprecher von Asklepios.
Asklepios-Ärzte wehren sich
Auch leitende Ärzte von Asklepios hatten sich in einer gemeinsamen Erklärung gegen Montgomerys Aussagen verwahrt. Darin nannten sie Montgomerys Äußerungen „ehrabschneidend“. Und: „Wir geben keinem Patienten Empfehlungen zu einer Behandlung, die nicht medizinisch indiziert ist. Auch unsere Zielvereinbarungen geben solche Kriterien nicht vor.“
Asklepios war außerdem gegen den Präsidenten des Verbandes der leitenden Krankenhausärzte Deutschlands, Prof. Hans Fred Weiser, vorgegangen. Weiser sagte dem Abendblatt, seine Anwälte hätten mit einem Schreiben reagiert. Seitdem habe er von Asklepios nichts mehr gehört. Weiser hatte beim Ärztetag gesagt, ohne Asklepios beim Namen zu nennen: Ärzte sollten Rückgrat zeigen und Verträge nicht unterschreiben, die Bonuszahlungen für eine reine Mengenausweitung beim Operieren vorsehen. „Ökonomisches Denken im Krankenhaus ist nicht schädlich“, sagte Weiser. Doch bei den Boni für Chefärzte müsse es darum gehen, dass die Qualität erhöht werde, es also zum Beispiel weniger Komplikationen gebe oder die Patientenzufriedenheit steige.
Geht es auch um die Konkurrenz von Asklepios und UKE?
Der Vorsitzende der Hamburger Asklepios-Konzerngeschäftsführung, Dr. Thomas Wolfram, hatte gesagt, die Zielvereinbarungen für Ärzte würden sich an der Qualität der Behandlung ausrichten. Zwischen Asklepios und einem Teil der organisierten Ärzte hat sich eine spezielle Fehde entwickelt. Asklepios vermutet hinter den Äußerungen Montgomerys auch dessen Arbeitgeber, das UKE. Dort arbeitet der Radiologe nur noch in sehr reduzierter Form, weil ihn der Job als Präsident der Bundesärztekammer zu stark in Anspruch nimmt.
Montgomery hatte sich im Abendblatt dagegen verwahrt, dass seine Äußerungen zu Asklepios einen Zusammenhang mit dem UKE hätten. Als Chef des Marburger Bundes hatte er über Jahre die Interessen der Krankenhausärzte auf Bundesebene vertreten, vor allem in Tarifverhandlungen. Auch hatte er sich immer dafür eingesetzt, dass die Klinikärzte autonom bleiben und nicht von einer Großgewerkschaft wie Ver.di vertreten werden.