Hamburg. US-Fonds zahlt mehr als 242 Millionen Euro für 29 Prozent an Europas größten privaten Waggonvermieter.

Europas größter privater Vermieter von Eisenbahnwaggons, die Hamburger VTG, hat einen neuen Großaktionär. Wie das Unternehmen mitteilte, hat Morgan Stanley Infra­structure (MSI), ein Infrastrukturfonds, der von der gleichnamigen US-Investmentbank gemanagt wird, 29 Prozent an dem Unternehmen mit Hauptsitz in Hammerbrook übernommen. MSI wird damit zugleich größter Einzelaktionär der Hamburger. Zweitgrößter Aktionär ist der Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne mit 20 Prozent. Die Joachim Herz Stiftung, die indirekt am Kaffeekonzern Tchibo und dem Konsumgüterkonzern Beiersdorf beteiligt ist, hält zehn Prozent an VTG.

Morgan Stanley übernimmt das Aktienpaket vom Schweizer Unternehmer Andreas Goer, der im Zuge der Übernahme der AAE (Ahaus-Alstätter Eisenbahn) bei der VTG eingestiegen war. Goer war zuvor Eigentümer der AAE und lebt privat in Küssnacht am Vierwaldstätter See in der Schweiz. Er hat seine 8.347.930 Aktien zu einem Stückpreis von 29 Euro abgegeben und damit einen Kaufpreis von mehr als 242 Millionen Euro erzielt.

Bei den Anlegern löste die Ankündigung einen Freudensturm aus: Nach Bekanntgabe der Nachricht kletterte der Aktienkurs um 2,50 Euro auf mehr als 27 Euro. Trotz eines späteren leichten Rückgangs hielt die Aktie die 27-Euro-Marke. Die Hamburger Privatbank Berenberg gab sofort eine Kaufempfehlung ab. Die Anleger folgten. Annähernd 52.000 VTG-Aktien wurden im Laufe des Tages an der Börse gehandelt.

80.000 Eisenbahn-Güterwagen

Nicht nur die Anleger, auch der Waggonvermieter selbst ist mit dem neuen Großaktionär zufrieden. Die VTG AG mit einem Jahresumsatz von etwas mehr als einer Milliarde Euro befindet sich nach einer Phase der Expansion derzeit in einer internen Reorganisationsphase. Prozesse werden vereinfacht und vereinheitlicht, zudem treibt Vorstandschef Heiko Fischer die Digitalisierung voran. Dem Unternehmen tut das gut: Trotz eines sinkenden Umsatzes konnte die VTG die Profitabilität und damit das Konzernergebnis um mehr als 40 Prozent auf 26,7 Millionen Euro steigern. VTG-Chef Fischer setzt nun auf Rückenwind für seine Firmenpolitik. „Mit Morgan Stanley gewinnt die VTG AG einen starken und vor allem erfahrenen Investor im Bereich Infrastruktur.

Das sichert uns die konsequente Weiterverfolgung unserer Strategie in den kommenden Jahren“, so Fischer, der auch die finanzielle Stärke des US-Investors zu schätzen weiß: „Als Investor hat Morgan Stanley Infrastructure einen langfristig orientierten Anlagehorizont. Außerdem verfügt der Infrastrukturfonds über erhebliche finanzielle Ressourcen, weiteres Wachstum der VTG auf allen Kontinenten zu unterstützen“, sagte Fischer dem Abendblatt. Veränderungen im Vorstand erwartet er im Zuge der Neuordnung der Gesellschafter nicht.

VTG verfügt über einen Bestand von rund 80.000 Eisenbahn-Güterwagen, die sie etwa an die Chemie-, Mineralöl- und Agrarindus­trie verleiht. Daneben bietet der Konzern selbst Transportdienstleistungen auf der Schiene an sowie Tankcontainer-Transporte.