Hamburg. Operatives Ergebnis steigt nach Firmenübernahme um 76,2 Prozent auf 336,5 Millionen Euro. Umschuldung senkt Zinsaufwendungen

Die Übernahme des Schweizer Konkurrenten AAE hat dem Hamburger Waggonvermieter VTG einen Wachstumssprung beschert. Der Umsatz legte im abgelaufenen Jahr um gut ein Viertel auf etwas mehr als eine Milliarde Euro zu. Der Betriebsgewinn (Ebitda) sprang sogar um mehr als drei Viertel (76,2 Prozent) auf 336,5 Millionen Euro, wie der im SDAX notierte Schienenlogistik-Konzern am Dienstag auf Grundlage vorläufiger Zahlen mitteilte. Den Aktionären soll eine um elf Prozent auf 50 Cent je Aktie erhöhte Dividende zufließen.

Im Januar 2015 hatte Europas größter privater Waggonvermieter die Ahaus Alstätter Eisenbahn Holding (AAE) für 1,2 Milliarden Euro gekauft. Die Flotte stieg damit um 30.000 auf insgesamt 80.000 Waggons an und erreichte in diesem Segment die Größenordnung der Deutschen Bahn. Mit der Übernahme der AAE verstärkte die VTG den Containertransport per Bahn. Zuvor hatte sie ihr Geld überwiegend mit der Vermietung von normalen Güterwagen und Kesselwagen verdient. „Die VTG hat 2015 ein ganz neues Kapitel aufgeschlagen“, sagte Heiko Fischer, Vorstandsvorsitzender der VTG. „Wir haben unseren Wagenpark erweitert, unser Geschäft in allen Bereichen erfolgreich ausgebaut und durch vereinfachte Prozesse und Strukturen erste Synergien realisiert.“ Der deutliche Gewinnanstieg sei auch auf die Integration der AAE mit ihrem ertragreichen Geschäft zurückzuführen, „deren Ergebnispotenzial uns jetzt voll zugutekommt“, sagte Fischer im Gespräch mit dem Abendblatt.

Entgegen der Rückgänge im europäischen Warentransport hat die VTG ihr Geschäft halten können. „Wir haben eine Auslastung unserer Waggons von 90 Prozent erreicht“, sagte Fischer. Zudem habe VTG die niedrigen Zinsen im vergangenen Jahr dazu genutzt, sich günstiger zu refinanzieren. „Wir haben rund 700 bis 800 Millionen Euro alte Verbindlichkeiten der AAE und einen Teil Schulden der VTG umfinanzieren können. Das spart uns in Zukunft zehn Millionen Euro Zinsen im Jahr“, sagte der VTG-Chef.

Auch in der Schienenlogistik läuft es für das Unternehmen wieder besser. VTG hatte hier ein Joint Venture mit Kühne + Nagel für Geschäfte in Russland und der Ukraine geschlossen. Im Zuge der Krise brach das Geschäft ein und machte im Jahr 2014 leichte Verluste. Nach einer Umstrukturierung ist das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen auf 3,4 Millionen Euro gestiegen.

Im laufenden Jahr soll die Ertragskraft der VTG weiter steigen. Der Umsatz soll in einer Spanne zwischen 1,03 und 1,07 Milliarden Euro liegen, das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibung einen Wert zwischen 345 und 355 Millionen erreichen. Die Mitarbeiterzahl in Hamburg werde leicht steigen, so Fischer. Die VTG beschäftigt weltweit 1445 Mitarbeiter, davon 385 am Stammsitz Hamburg.