Hamburg. Frachter der Pleite-Reederei lädt endlich wichtige Ware für das Weihnachtsgeschäft ab. „Hanjin Gold“ soll Anfang November ankommen.

Am Ende konnte es gar nicht schnell genug gehen. Wochenlang dümpelte der Containerfrachter „Hanjin Africa“ der insolventen südkoreanischen Reederei Hanjin Shipping vor der Einfahrt zum Suezkanal. Doch nachdem alle Gebühren bezahlt waren und auch Hamburgs Behörden grünes Licht gaben, lief das Schiff mit voller Kraft auf die Hansestadt zu. Nun liegt das Schiff im Hamburger Hafen, eigentlich war es erst für Montag erwartet worden.

Ankunft ein Segen

Für zahlreiche Spediteure und Händler ist die schnelle Ankunft ein Segen. Sie warten schon seit Wochen auf Ladung für das saisonale Weihnachtsgeschäft. Wäre diese nicht rechtzeitig gekommen, hätten ihnen teure Konventionalstrafen gedroht. Die Spediteure hatten um die schnelle Abfertigung der „Hanjin Africa“ gebeten, die wie rund 100 andere Schiffe im Liniendienst mitten auf den Weltmeeren von der Pleite ihrer Reederei überrascht wurden und erst einmal ohne Fahrtauftrag festsaßen. Denn viele Häfen lassen Hanjin-Schiffe derzeit nicht herein weil Terminalbetriebe, Lotsen, Schlepper und Hafenbehörden aufgrund der Zahlungsunfähigkeit um die Begleichung ihrer Rechnungen bangen. Stand Ende September warten noch immer 48 Hanjin-Schiffe mit Waren auf offener See.

Schnelle Einigung mit Insolvenzverwalter

Einziger europäischer Hafen mit Zugang für Hanjin ist Hamburg. Zum einen liegt hier ein Gerichtsbeschluss vor, wonach Ware eines Pleite-Schiffs nicht ohne Weiteres von einem Gläubiger beschlagnahmt werden kann. Zum anderen hat der Hamburger Hafen seine sehr guten Beziehungen zum Partnerhafen Busan und zu den südkoreanischen Behörden nutzen können, um sich schnell mit dem Insolvenzverwalter von Hanjin Shipping in Seoul über die Zahlung notwendiger Gebühren zu einigen.

28 Container mit Kalendern für das kommende Jahr und weiteren Produkten für das Weihnachtsgeschäft im Wert von 1,7 Millionen Dollar (1,5 Millionen Euro) hat beispielsweise die Hamburger Spedition Wünsche Gruppe auf der „Hanjin Africa“. Vieles sei Aktionsware für Discounter, sagte Senior-Chef Wolf Jürgen Wünsche. „Die wird dann in den Wochen-Werbeblättern der Händler angeboten. Wenn diese Ware nicht rechtzeitig ankommt, nimmt der Händler sie nicht mehr ab, und es drohen empfindliche Strafen“, so Wünsche.

"Hanjin Gold" am 2. November erwartet

Ein Hanjin-Schiff mit Weihnachtsprodukten im Wert von umgerechnet 1,5 Millionen Euro erwartet Wünsche noch in Hamburg. Die „Hanjin Gold“ läuft mit Volldampf auf die Südspitze Südafrikas zu und wird am 2. November im Hafen erwartet. „Hält das Schiff den Termin, schaffen wir es noch rechtzeitig. Wenn nicht, dann können wir gleich die Müllabfuhr bestellen“, so Wünsche.

Insgesamt 9800 Standardcontainer werden derzeit von der „Hanjin Africa“ am Hamburger Eurogate-Terminal abgeladen, davon 3000, die eigentlich für den Hafen Rotterdam bestimmt waren. Ist das Schiff leer, erhält es frischen Proviant und Treibstoff und verlässt den Hamburger Hafen wieder. Ziel unbekannt. Das Schwesterschiff „Hanjin Europe“ hat den Hafen bereits vor mehr als vier Wochen verlassen – und liegt seitdem beschäftigungslos vor Spiekeroog.