Hamburg. Protest gegen A 26-Ost in Wilhelmsburg. Kritiker schlagen alternativ einen Lkw-Tunnel unter dem Köhlbrand vor.
Noch liegt hier etwas abseits vom eigentlichen Friedhof ein muslimisches Gräberfeld, die Hochhäuser von Stillhorn und Kirchdorf-Süd sind zu erkennen, und auch eine große Reihenhaussiedlung aus den 30er-Jahren. Etwas weiter südlich sollten für die Internationale Bauausstellung, der IBA, auf der Elbinsel gut 800 „Klimahäuser“ gebaut werden und so die Wiesenlandschaft hier am Stadtrand als neues Wohngebiet erschließen. Umgesetzt wurden die Pläne bisher nicht.
Stattdessen plant Hamburg hier am westlichen Rand von Wilhelmsburg nun die A 26-Ost, die wechselweise in Hochlage und einem Trog dort am Friedhof bis zur A 1 in Stillhorn geführt werden soll. „Hamburg verspielt damit das Erbe der IBA“, sagt dazu der Wilhelmsburger Arzt Manuel Humburg, der sich seit Jahrzehnten schon mit Mitstreitern vom Verein „Zukunft Elbinsel“ für Wilhelmsburg einsetzt. Ein großer Erfolg war 2013 die IBA, die die Elbinsel in Sachen Stadtentwicklung endlich wieder ins Blickfeld der Planer rückte. Man sprach von der „Goldküste“ an der Wilhelmsburger Süderelbe.
Dinosaurierpolitik
Und nun das: „Eine Autobahn, die das alles hier einfach so zerschneidet“, sagt Humburg. Sein Verein argumentiert schon lange gegen diese Pläne. Während die Planung immer konkreter wird, hat der Verein seine Aktivitäten erhöht, organisiert Anhörungen mit Politikern, schreibt Briefe. Argument: Während Hamburg mit dem Lärmschutzdeckel über die A 7 alte Fehler der 70er-Jahre zu korrigieren versucht, würden diese in Wilhelmsburg mit der A 26-Ost nun genau wiederholt. „Das ist eine Dinosaurierpolitik“, sagt Humburg. Man würde Tausende Bewohner hier in ein Autobahndreieck zwängen und Chancen für neue Siedlungen, wie einmal von der IBA geplant, zunichtemachen. Eine neue Autobahn, so sagen die A-26-Ost-Gegner auf der Elbinsel, würde noch mehr Verkehr erzeugen.
Und es gibt einen Gegenvorschlag von Wilhelmsburger Seite. Statt eine A-7–A-1-Verbindung im Süden bei Wilhelmsburg zu schaffen, müsse man über einen Lkw-Tunnel parallel zur Köhlbrandbrücke nachdenken und die eigentliche Hafenroute am Veddeler Damm ausbauen. Das wäre eine Verkehrsführung, die nur durch weitgehend unbewohntes Gebiet führen würde und auch für den Hafenverkehr Sinn ergebe. Auch eine solche Verbindung könnte vom Bund finanziert werden, weil sie der Hafenanbindung diene, argumentieren die Wilhelmsburg-Aktivisten, die sich mit ihrer Kritik auch auf alte IBA-Aussagen berufen: „Lückenschlüsse im Autobahnnetz dürfen also nicht in besiedeltem Gebiet gesucht werden – und erst recht nicht in einem so vorbelasteten Gebiet wie Wilhelmsburg“, hieß es noch 2009 bei den städtischen Planern. Davon ist keine Rede mehr. Und statt der Klimahäuser, so fürchten Humburg und Mitstreiter, könnte nun ein Gewerbegebiet angesiedelt werden.