Hamburg. Hohe Schutzwände und Tunnel sollen Lärm reduzieren. Stadtstraßen wie die B 73 werden entlastet.
Gut 9,5 Kilometer lang, fast 94.000 Euro pro Meter teuer (insgesamt etwa 890 Millionen Euro): Die Autobahn 26-Ost – früher „Hafenquerspange“ – gilt als größtes Autobahnneubauprojekt Hamburgs in den kommenden zehn Jahren. Spektakulär soll die neue Süderelbbrücke sein, die in unmittelbarer Nachbarschaft des Kohlekraftwerks Moorburg die Elbe in 53 Metern Höhe queren wird.
Was viele Hamburger nicht auf dem Schirm haben: „In Finkenriek entsteht im Verlauf der A 26-Ost Hamburgs vierter Lärmschutztunnel“, sagte Verkehrsstaatsrat Andreas Rieckhof (SPD) am Mittwoch bei der Vorstellung des Stands der Dinge. Gut 390 Meter lang wird der Tunnel und soll umliegenden Gemeinden „erheblichen Lärmschutz“ bringen. Anlass für den Vorstoß der Verkehrsplaner – neben Rieckhof stellten sich die Verantwortlichen der Projektgesellschaft Deges den Fragen der Öffentlichkeit – dürfte die Erwartung Hamburgs sein, dass Bundestag und Bundesrat in Kürze final grünes Licht für das Autobahnprojekt geben dürften. Allerdings mehren sich inzwischen kritische Stimmen (siehe unten).
Einwände und Sorgen
Wohl auch deshalb war es Rieckhof und den Deges-Vertretern gestern wichtig, bei der Vorstellung des Planungsstands immer wieder auf Einwände und Sorgen von Anwohnern und Umweltschützern einzugehen. Deges-Abteilungsleiter Peter Pfeffermann verwies beispielsweise darauf, dass auf der A 26 eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 80 Kilometern pro Stunde gelten werde.
Der erste A-26-Ost-Abschnitt führt in einer geschwungenen Linie zwischen Moorburg und Bostelbek hindurch. Um die Anwohner vor dem zu erwartenden Verkehrslärm zu schützen, sollen auf mehreren Hundert Metern Länge bis zu drei Meter hohe Wände errichtet werden. „Diese Wände bedeuten einen Vollschutz“, sagte Pfeffermann. Dadurch würden die für Wohngebiete geltenden strengen Lärmschutzbestimmungen „zu 100 Prozent“ eingehalten. Insgesamt solle die Lärmsituation durch den Bau der A 26-Ost sogar besser werden, versprach Pfeffermann.
Deges-Projektchef Bernd Rothe wies darauf hin, dass die neue Autobahn zu einer deutlichen Reduzierung des Verkehrs auf den umliegenden, zumeist innerstädtischen Straßen führen werde. So gingen die Planer davon aus, dass drei Viertel des Schwerlastverkehrs von der bereits heute überlasteten Bundesstraße 73 auf die A 26-Ost verlagert würden. Beim Autoverkehr werde es rund ein Drittel sein. Das bedeute eine deutliche Verbesserung der Lärmsituation für die Anwohner, sagt der Deges-Chef.
Rothe hält die A 26-Ost vor allem wegen des zunehmenden Verkehrs in den kommenden zehn bis 15 Jahren für unverzichtbar. Experten rechneten mit einer Zunahme des Lkw-Verkehrs bis zum Jahr 2030 um 38 Prozent. Auf der A 26-Ost würden täglich zwischen 50.000 und 60.000 Fahrzeugen rollen, sagte Rothe. „Darunter werden überdurchschnittlich viele Lastkraftwagen sein.“ Neben einer besseren Anbindung des Hamburger Hafens an das Autobahnnetz – gut jedes dritte Fahrzeug fährt den Hafen an – werde die A 26-Ost für den Verbindungsverkehr zwischen der A 1 und der A 7 besonders wichtig sein, fügte Rothe hinzu. So rechne man damit, dass täglich etwa 22.000 Fahrzeuge die A 26 für den Durchgangsverkehr nutzen würden.
Hafen wird besser erreicht
Der Kritik von Anwohnern, die aufgeständerte Autobahntrasse sei schon von Weitem zu sehen, wies Verkehrsstaatsrat Rieckhof zurück. Von der Süderelbbrücke beispielsweise – dem höchsten Punkt der Autobahn – sei, zumindest von Bostelbek aus, kaum etwas zu erkennen. Der Bau der Hafenquerspange ist seit Jahrzehnten – auch mit unterschiedlichen Streckenführungen – im Gespräch. In dem vor wenigen Wochen verabschiedeten Bundesverkehrswegeplan 2030 hatte die Bundesregierung grundsätzlich der Errichtung der vierspurigen Trasse zugestimmt und die A 26-Ost in den sogenannten vordringlichen Bedarf aufgenommen. Das ist die Voraussetzung dafür, dass die Autobahn auch wirklich realisiert wird.
Verkehrsplaner erhoffen sich eine bessere Erreichbarkeit des Hafens und eine Entlastung städtischer Straßen. Die Planfeststellungsverfahren könnten im kommenden Jahr starten. Geht alles gut, könnte das Bauwerk 2025 für den Verkehr freigegeben werden.