Hamburg . In der Testphase haben die Fahrzeuge einen menschlichen Begleiter an der Seite. In drei Stadtteilen rollen die Roboter über Fußwege.

Das Verkehrsverhalten lässt erstmal nichts zu wünschen übrig. Langsam rollt der kleine weiße Kasten auf die Kreuzung zu, bleibt dann brav an der Ampel stehen. Erst als das Licht auf Grün springt, setzt sich das Gefährt auf sechs Rollen wieder in Bewegung und fährt gemächlich den Gehweg des Hohenzollernrings im Hamburger Stadtteil Ottensen hoch. Eine Fußgängerin guckt verblüfft „Was ist das denn?“, sagt sie und lacht.

An den neuen Verkehrsteilnehmer werden sich die Hamburger gewöhnen müssen. Der Paketdienst Hermes hat am heutigen Mittwoch mit der Auslieferung von Paketen mit Zustellrobotern begonnen. In der Testphase, die zunächst bis Ende des Jahres angesetzt ist, haben die Fahrzeuge der estnischen Firma Starship einen menschlichen Begleiter an der Seite. Getestet wird in den Stadtteilen Ottensen, Volksdorf und ab Mitte Oktober auch im Grindelviertel. Die Roboter sind an Paketshops des zur Otto-Gruppe gehörende Unternehmens stationiert und fahren von dort aus zu mehr als 100 ausgewählten Haushalten.

Roboter ist mit maximal sechs Stundenkilometern unterwegs

„We are ready to go“, sagt Felix Breihold, als an diesem Morgen die erste Fahrt mit Paketfracht vor Rosi’s Shop am Hohenzollernring startet. Der Student ist per Smartphone mit der Zentrale des Herstellers Starship in Tallin verbunden. Von dort wird der noch namenlose Roboter, der an einen kleinen Bruder des legendären R2D2 aus den Star-Wars-Filmen erinnert, per GPS gesteuert. Felix Breihold ist zur Sicherheit dabei, um mit den Passanten auf dem Weg zu sprechen und sie zu informieren.

Mit einem leisen Surren setzt sich das kniehohe Fahrzeug in Bewegung, rollt die ersten Meter Richtung Gehweg. Als in diesem Moment eine Radfahrerin schnell vorbei kommt, kann der Roboter gerade noch ausweichen. Puh, das hätte auch schiefgehen können. Danach verläuft die Fahrt, übrigens mit einer Geschwindigkeit von maximal sechs Stundenkilometern, reibungslos. „In den vergangenen zwei Wochen hat der Roboter die Umgebung abgefahren und so alle Geh- und Radwege kennengelernt“, sagt Hermes-Sprecher Martin Frommhold. Auch erste Erfahrungen mit den Reaktionen der Anwohner hat der Paketversender so gesammelt. „Die meisten reagieren positiv“, sagt Frommhold.

Frühestens 2017 rollen die Paketroboter ohne Begleitung

Das erste Paket soll zu einem Kunden, der einige Straßen entfernt wohnt und die Zustellung an diesem Morgen bestellt hatte. Als der Roboter die Adresse erreicht hat, stoppt er vor der Haustür. Kurz darauf kommt Testkunde Ulrich Hinck-Blessin heraus. Er hatte zwei Textnachrichten bekommen. Die erste, als der elektronische Postbote gestartet war, die zweite bei Ankunft. „Ich bin an neuen Technologien interessiert“, sagt der 55-Jährige. Dann öffnet er mit einem Zugangscode die große Klappe auf der Oberseite des Roboters und nimmt sein Paket heraus. „Ich hatte Kopfhörer bestellt und freue mich, dass die da sind“, sagt er.

Frühestens im nächsten Jahr werden die Paketroboter ohne Begleitung in Hamburg unterwegs sein, heißt es bei Hermes. Auch alle anderen Zustellmethoden sollen dauerhaft bleiben, auch die Paketboten. „Als nächsten Schritt prüfen wir, wie wir diese Form der Auslieferung kommerziell weiterentwickeln können“, sagt Projektleiter Roger Hillen-Pasedag. Aber er sei zuversichtlich, dass in den nächsten Jahren mehr Roboter auf Hamburger Straßen unterwegs sein werden. „Das ist der erste zum autonomen Fahren“, so Hillen-Pasedag. „Das passt gut zu Hamburg, das sich als digitale Stadt positionieren will.“