Hamburg. Im August sollen in drei Stadtteilen Fahrzeuge anstatt Boten die Pakete zu Testkunden bringen. Sie rollen über Fußgängerwege.
Er sieht aus wie eine mittelgroße Streusandkiste auf Rädern, rollt im Schritttempo auf dem Gehweg und dürfte voraussichtlich ab Ende August in Ottensen, Volksdorf und im Grindelviertel einiges Aufsehen erregen. Dort testet der Paketdienst Hermes einige Monate lang den Zustellroboter der Firma Starship.
„Der Roboter könnte ein Teil der Antwort auf die Frage sein, wie die umweltverträgliche Zustellung von Paketen in Innenstädten künftig gelöst wird“, sagte Hermes-Geschäftsführer Frank Rausch bei der Vorstellung des Pilottests am Donnerstag in der HafenCity. Der Paketdienst will – sobald der TÜV seine Zustimmung gegeben hat – drei der Roboter einsetzen. Sie werden an Paketshops des Hamburger Unternehmens stationiert, das zur Otto -Gruppe gehört, und werden von dort aus zu den mehr als 100 ausgewählten Test-Haushalten rollen. Mit bis zu zwei Paketen der weit verbreiteten Größe S im Bauch.
Nur der Empfänger kann Laderaum des Roboters öffnen
Die Idee: Hermes-Kunden, die sich Pakete in den nächstgelegenen Shop des Unternehmens senden lassen, dann aber feststellen, dass sie die Sendung doch nicht selbst abholen können, lassen sie sich vom Starship-Roboter bis vor die Haustür bringen. Vorher erhalten sie eine minutengenaue Lieferzeit und per SMS einen Code mit dem nur der Empfänger den Laderaum des Roboters öffnen kann.
Entwickelt hat das 20 Kilo schwere Gefährt die Firma Starship Technologies in Estland. Deren Chef heißt Ahti Heinla und war einst Mitgründer des Video-Telefondienstes Skype. „Er sieht gar nicht aus wie ein Roboter, wirkt freundlich und trifft auf größere Akzeptanz als zum Beispiel Drohnen“, sagte Heinla bei der Projektvorstellung. In London, Washington und in Estlands Hauptstadt Tallin wird der Roboter bereits getestet. Die Elektronikmarktkette Media Markt will ihn jetzt in Düsseldorf testen. Grundlegende Sicherheitsfragen sind geklärt. Der Paketroboter orientiert sich per eingebauter Kamera und ist mit allerlei weiteren Sensoren ausgestattet. Wenn ein Fußgänger ihm in die Quere kommt, stoppt er.
Ziel ist, dass der Roboter selbstständig unterwegs sein wird
Das Ziel ist, dass der Paketbote aus Plastik eines Tages tatsächlich völlig selbstständig unterwegs sein wird. Während des Tests in Hamburg aber wird er nur in Begleitung eines Menschen unterwegs sein. Geklärt werden sollen in Hamburg auch ganz grundsätzliche Fragen: Ist der Paketroboter tatsächlich mehr als eine witzige Spielerei? Bringt er dem Paketdienst selbst und den Empfängern von Hermes-Sendungen tatsächlich Vorteile und besseren Service?
„Wir wollen Daten und Erkenntnisse sammeln“, sagte Geschäftsführer Rausch, und betonte: „ Es ist kein fertiges Produkt, es ist ein Test.“ Wie lange der Zustellroboter die Hamburger in Erstaunen versetzt, mit denen er künftig am Grindel, in Volksdorf und Ottensen den Fußweg teilt, ist nicht fest terminiert. Spätestens bei Einbruch des Winters dürfte das Pilotprojekt beendet sein.