Bonn . Helmut Schmidts Arbeitszimmer im ehemaligen Bonner Bundeskanzleramt sieht jetzt wieder so aus wie damals. Mit großem Aschenbecher.
Zigaretten, Pfeife, Schnupftabakdose und ein sehr großer Aschenbecher - das war offenbar alles, was Helmut Schmidt zum Regieren brauchte. Jedenfalls suggeriert das sein Schreibtisch im ehemaligen Bundeskanzleramt in Bonn, der bis auf diese Rauchutensilien weitgehend leer ist. Der Aschenbecher stammt noch aus den Jahren der Kanzlerschaft, aber die Zigarettenpackung - das zeigt schon der Aufdruck „Rauchen kann tödlich sein“ - ist kein Original. Verglühte Geschichte.
Nach seinem Sturz durch ein konstruktives Misstrauensvotum von Helmut Kohl 1982 hatte Schmidt den Aschenbecher samt großer Teile der Zimmereinrichtung mitgenommen. Zunächst in sein Bonner Büro, dann nach Berlin. Er erklärte sich jedoch bereit, den Aschenbecher und alles andere in Bonn ausstellen zu lassen, wenn es nicht mehr gebraucht werden würde.
Alles steht wieder an seinem Platz
So konnten das Bundesentwicklungsministerium – das seit 2005 das frühere Kanzleramt nutzt – und das Bonner Haus der Geschichte Schmidts Arbeitszimmer nach dessen Tod im November vergangenen Jahres rekonstruieren. Alles steht nun wieder an seinem Platz: der Schreibtisch, der abgenutzte schwarze Ledersessel – und das Buddelschiff, das ihm ein Hamburger Freund zum 60. Geburtstag geschenkt hatte.
Im Bücherregal kann man manch überraschenden Titel entdecken, zum Beispiel „Wie funktioniert das? Wirtschaft“.„Es ist ein großartiges Geschenk, dass er uns sein Original-Kanzlerbüro vermacht hat“, sagt Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) am Freitag bei der feierlichen Eröffnung. „Sie können es förmlich riechen - wie wenn er noch da wäre!“
Feierstunde zur Eröffnung
Ab Januar kann das Zimmer besichtigt werden, ebenso wie der ein Stockwerk tiefer gelegene Kabinettssaal mit den legendären orangebraunen Ledersesseln. Da sich die Räume mitten in einem Ministerium befinden, müssen sich die Besucher vorher allerdings anmelden. Das 1976 fertiggestellte Kanzleramt war noch unter Schmidts Vorgänger Willy Brandt geplant worden.
Der Stahlskelettbau mit einer dunkelbraunen Aluminiumverkleidung verzichtete bewusst auf jegliche repräsentativen Elemente. Schmidt verspottete ihn als „rheinische Sparkasse“ und wollte anfangs im benachbarten Palais Schaumburg bleiben – nur die Beamten sollten umziehen. Erst als man ihm erklärte, dann müsse man ja ständig Aktenboten hin- und herschicken, und das könne teuer werden, gab er nach.
Im Rückblick von 40 Jahren ist die Qualität des Gebäudes offensichtlich: In seiner Schlichtheit steht es stellvertretend für den neuen, leisen Politikstil der Bonner Republik. Bei der Feierstunde wird auch eine Videobotschaft des ehemaligen französischen Staatspräsidenten Valéry Giscard d'Estaing eingespielt.
Er freue sich, dass das Arbeitszimmer wiederhergestellt worden sei, sagt er. Und fügt auf Deutsch hinzu: „Ich bin mir sicher, dass jeder Besucher vor dem Schreibtisch, auf dem nun wieder Helmuts Pfeife und Aschenbecher ruhen, die Präsenz spüren wird – die Präsenz eines der größten Bundeskanzler, die Deutschland je hatte: meines Freundes Helmut Schmidt.“
Schmidt- Besuch bald auch in Hamburg möglich
In Hamburg steht das Wohnhaus der Schmidts ebenfalls unverändert. Seit dem Tod Helmut Schmidts im November 2015 ist das von Außen unscheinbare Anwesen unbewohnt. Aber verändert hat sich seitdem nahezu nichts. Das Messingschild „Helmut Schmidt“ über der Klingel hat seine Patina behalten.
Besuch im Haus von Helmut Schmidt in Langenhorn
Das Haus in Langenhorn soll in Zukunft gelegentlich sogar für Besuchergruppen öffnen. Die Touren sollen ab dem Jahr 2017 angeboten werden.