Hamburg. Trotz Einstellungsoffensive hakt es bei der Terminvergabe. Grund für die Probleme sind auch Altlasten.

Die Stadt arbeitet hart an einer Entlastung der Kundenzentren. Doch obwohl die 20 Hamburger Behörden inzwischen mit 213 von 217 Stellen annähernd voll besetzt sind, knirscht die Online-Terminvergabe nach wie vor. Mit durchschnittlich 48 Tagen Wartezeit ist selbst das Bezirksamt Harburg, das das Terminmanagement der Stadt steuert, nicht zufrieden. Sprecherin Bettina Maak sagt aber auch: „Eilige Angelegenheiten werden ohne Termin bearbeitet.“ Im Rahmen der personellen Kapazitäten sei es weiterhin möglich, Anliegen ohne Termin zu erledigen. Dabei müsse allerdings mit längeren Wartezeiten gerechnet werden.

Zudem gibt es auch erhebliche Unterschiede in den Bezirken. Während in den Ämtern von Eimsbüttel (25 von 28 Stellen besetzt) und Mitte (49 von 52) noch immer Mitarbeiter fehlen, sind die Kundenzentren in Altona, Bergedorf und Nord zumindest auf dem Papier überbesetzt. Bergedorf hat fast 15 Stellen statt üblicher 13, Altona liegt eine halbe Stelle über dem Soll (28,65) und Nord hat eine Stelle mehr als vorgesehen (36 statt 35). Dort greift schon, was Finanzsenator Peter Tschentscher (SPD) den Bezirken vorerst zubilligt: eine Stellenbelegung von 110 Prozent. Bisher arbeiten nur Harburg und Wandsbek in den Kundenzentren mit exakt so vielen Mitarbeitern wie es der Stellenschlüssel vorsieht.

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Um die massiven Probleme des Frühjahrs zu beheben, als es kaum noch Termine gab und nur 170 von 217 Stellen besetzt waren, hat die Stadt nicht nur eine Einstellungsoffensive gestartet. Auch die Schulbehörde wurde gebeten, bei Abschlusszeugnissen die gewünschte Anzahl von Ausfertigungen gegen Gebühr von den Schulen selbst ausstellen zu lassen. Eine Anschreibaktion von Januar bis März für abgelaufene Personalausweise bis Juli sollte weiteren Druck aus den Kundenzentren nehmen. „Ziel war eine Entzerrung der Kundenströme in den Sommermonaten“, sagt Bettina Maak. Und etwas Zeit für die Einarbeitung neuer Mitarbeiter.

Für Experten ist die schwierige Terminvergabe trotz der 100-Prozent-Besetzung keine Überraschung. Zum einen müssten die frisch eingestellten Mitarbeiter ein halbes Jahr lang angeleitet werden, zweitens schieben die Kundenzentren enorme Berge an Altfällen vor sich her. Denn mit der Bedienung des Kunden sind viele Vorgänge angeschoben, aber noch nicht erledigt – dies wird außerhalb der Öffnungszeiten geleistet.

Womöglich gab es Ende August deshalb für Spontankunden in Fuhlsbüttel keine Wartemarken mehr. Im Kundenzentrum Lokstedt musste man zwei Stunden auf den Antrag für einen Personalausweis warten – kam aber immerhin dran. Grundsätzlich entscheidet das Anliegen über die Wartezeit: Um Meldebestätigungen etwa kümmern sich Aushilfskräfte, um Passanträge reguläre Mitarbeiter.