Hamburg. Dieses Jahr werden 140 Kilometer Fahrbahn saniert. Autofahrern drohen auch in Zukunft Behinderungen.

Der Zustand der Hamburger Straßen ist schlecht. Nach Informationen des Abendblatts erhält rund ein Viertel der von der Stadt untersuchten Hauptverkehrsstraßen und wichtigen Bezirksstraßen die Note 4,5 bis 5, wobei eine Fünf für „abbruchreif“ steht. Die betroffenen Straßen müssen dringend saniert werden. Dazu gehören unter anderem der Holstenwall und die Osdorfer Landstraße.

Bei etwa 17 Prozent der Straßen wurde eine Note im Bereich zwischen 3,5 und 4,5 vergeben. In diesem Fall ist der Warnwert überschritten, auch hier muss die Stadt Maßnahmen ergreifen. Hauptursache für die Verschlechterung des Straßenzustands sind demnach Risse, die sich zunehmend auf den Fahrbahnen bilden. Immerhin aber 58 Prozent der Straßen seien in einem guten beziehungsweise akzeptablen Zustand, wie Verkehrsstaatsrat Andreas Rieckhof (SPD) dem Abendblatt sagte.

Insgesamt wurden seit 2014 im Rahmen des Erhaltungsmanagements 1170 Kilometer des Hamburger Straßennetzes untersucht. Der Straßenzustandsbericht wurde am Dienstag im Senat beschlossen. „Die Unterhaltung der Straßen in der Hansestadt wurde über Jahrzehnte vernachlässigt, wir sind nun dabei, diesen Sanierungsstau abzubauen. Das ist eine der größten Aufgaben, die die Stadt zu bewältigen hat“, so Rieckhof.

Der Staatsrat kündigte an: „Die langjährige Verschlechterung der Infrastruktur wird 2018 gestoppt werden können. Wir werden den normalen Verschleiß dann so abarbeiten können, dass die Straßen nach und nach in einen guten Zustand kommen. So wirken wir einem erneuten Sanierungsstau entgegen.“ Fest steht, dass die Autofahrer auch in den kommenden Jahren Geduld aufbringen müssen. „Denn ohne Baustellen – es ist von etwa 80 größeren Vorhaben pro Jahr auszugehen – können die Straßen nicht saniert werden“, sagte Rieckhof. Natürlich arbeite die Stadt aber daran, ihr Baustellenmanagement zu verbessern.

140 Kilometer Fahrbahn werden saniert

Neben den Hauptverkehrs- und den wichtigen Bezirksstraßen wurden im Bezirk Eimsbüttel zum ersten Mal auf einer Länge von 275 Kilometern auch die „nachgeordneten, nicht zum Netz mit gesamtstädtischer Bedeutung gehörenden“ Bezirksstraßen messtechnisch erfasst und bewertet. Das Ergebnis ist dramatisch: Hier wurden von der Stadt mehr als 44 Prozent der Straßen mit der Note 4,5 bis 5 bewertet. Insgesamt sind im Bezirk Eimsbüttel mehr als 60 Prozent der untersuchten Straßen sanierungsbedürftig.

Was die Stadt bislang getan hat, ist auch Bestandteil des Straßenzustandsberichts: Allein in diesem Jahr werden rund 140 Kilometer Fahrbahn auf Haupt- und Bezirksstraße saniert. Dafür werden rund 70 Millionen Euro ausgegeben. „Wir werden auch in Zukunft in dieser Größenordnung in das Hamburger Straßennetz investieren“, sagte Rieckhof. „Die Art der Sanierung reicht von einer einfachen Instandsetzung über die Erneuerung der Deckenschicht bis hin zu einer kompletten Grundinstandsetzung.“ Im vergangenen Jahr waren es ähnlich hohe Summen, jedoch nur 127 Kilometer Straße. Warum? „Das liegt daran, das zahlreiche kostenintensive Projekte umgesetzt wurden. Teuer wird es dann, wenn eine Straße grundinstandgesetzt werden muss“, sagte Rieckhof.

CDU drückt auf das Tempo

So hat zum Beispiel die komplette Grundinstandsetzung inklusive Erneuerung der Entwässerung und der Nebenflächen von 320 Metern Fahrbahn auf der Meiendorfer Straße rund 2,6 Millionen Euro gekostet. Die Grundinstandsetzung der Borsigstraße auf 750 Metern Länge schlug mit 1,34 Millionen Euro zu Buche. „Wir betreiben keine Flickschusterei“, sagte Hans-Jochen Hinz, Geschäftsführer vom Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG). „Wenn wir Fahrstreifen sanieren, dann machen wir das so, dass die Straße danach in einem sehr guten Zustand ist.“

Wer durch die Stadt fährt, der bekommt den Eindruck, dass Hamburg eine einzige Baustelle ist: Im Straßennetz gibt es pro Jahr mehr als 20.000 Eingriffe, davon sind allerdings nur 50 Prozent der Baustellen in öffentlicher Hand. Viele Maßnahmen werden von Leitungsunternehmen, privaten Bauherren oder der Deutschen Bahn betrieben.

Die CDU drückt nun auf das Tempo: „Hamburgs Straßen, Rad- und Fußwege sind in einem katastrophalen Zustand. Der Senat kommt mit der dringend notwendigen Instandsetzung nicht hinterher“, sagte Verkehrsexperte Dennis Thering. Trotz ausreichend finanzieller Mittel schaffe es der Senat nicht, die Planungen zielgerichtet und sinnvoll voranzutreiben.

Die nächste große Sanierung steht unterdessen bereits in Wilhelmsburg an: Von kommendem Montag an erneuert der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer die Deckschichten der Fahrbahn sowie die Rad- und Gehwege zwischen Reiherstieg-Hauptdeich und Wilhelmsburger Reichsstraße. Die Straßenbauarbeiten sollen bis Anfang Dezember dauern und in mehreren Phasen durchgeführt werden. Im Bereich der Baustelle und in den umliegenden Straßen kommt es während der Bauzeit zu Sperrungen oder einer Einbahnstraßenregelung.