Hamburg. Alle 51 Projekte für jeweils mehr als eine Million Euro auf einen Blick. Die Wirtschaftsbehörde setzt auf Bündelung von Sperrungen.

Noch fließt der Verkehr am Eimsbütteler Marktplatz weitgehend störungsfrei. Zur Rushhour am Morgen oder am Abend stauen sich die Autos zwar in Richtung Kieler Straße oder Fruchtallee. Aber das ist in einer Großstadt normal. Im Mai und Juni hingegen wird es im Herzen von Eimsbüttel für einigen Wochen eng.

An vier Wochenenden müssen die Autofahrer an der großflächigen Kreuzung mit massiven Einschränkungen rechnen, weil mehrere Fahrbahnen ertüchtigt werden. Der Grund: einige Kilometer weiter westlich wird an der Autobahnauffahrt Stellingen in den kommenden Jahren ein Lärmschutzdeckel gebaut. Um diese Auffahrt zu entlasten, soll der Verkehr zur A 7 verstärkt in Richtung Auffahrt Volkspark gelenkt werden.

Gründe reichen von Sanierung bis Busbeschleunigung

An mehreren Hundert Straßenabschnitten in Hamburg werden Autofahrer in diesem Jahr mit einer Baustelle rechnen müssen, heißt es in der Wirtschaftsbehörde. Die Gründe dafür sind unterschiedlich: Mal steht die Sanierung einer Straße an, mal werden Voraussetzungen für die Busbeschleunigung geschaffen. An anderen Orten wird der Radweg verlagert, oder es gilt, durch Umbauten die Verkehrssicherheit zu erhöhen.

Das Abendblatt dokumentiert 51 den Verkehr besonders beeinträchtigende Baustellen, bei denen die Investitionssumme mindestens eine Million Euro beträgt. Insgesamt wird die Behörde nach Angaben von Wirtschafts- und Verkehrssenator Frank Horch (parteilos) in diesem Jahr etwas mehr als 70 Millionen Euro für Bau, Sanierung und Erhalt von Straßen ausgeben. Hinzu kommen etliche Millionen Euro aus den Bezirken und Investitionen des Bundes. „Ziel ist es, bis zum Jahr 2018 den Sanierungsstau bei den Straßen aufzulösen“, sagte Senator Horch. Danach würden vermehrt Gelder in neue Verkehrmaßnahmen fließen.

Baustellenprojekt in Altona wird zusammengelegt

Spannend ist das Projekt zwischen Luruper Chaussee und Stresemann­straße. „Um die Zahl der Baustellen möglichst gering zu halten und die Sanierungs- oder Umbauarbeiten effizient zu gestalten, sollen auf längeren Abschnitten unterschiedliche Arbeiten gleichzeitig ausgeführt werden“, sagte Horch und fügte hinzu: „Wir bündeln die Baumaßnahmen.“ Bei der Erneuerung und dem Umbau der Fuhlsbüttler Straße habe man mit diesem Prinzip gute Erfahrungen gemacht und die Beeinträchtigungen für die Autofahrer begrenzen können.

Ein weiterer Vorteil der Zusammenführung mehrerer Baustellen in einem Projekt bestehe darin, dass sich die Umleitung für einen längeren Streckenabschnitt besser organisieren lasse, sagte Horch. Die Herausforderung für seine Behörde habe darin bestanden, Planungen, Ausschreibungen und Genehmigungen für unterschiedliche Arbeiten punktgenau fertigzustellen. Die Bauarbeiten an diesem Streckenabschnitt sind für die Zeit von Anfang März bis Ende Juli vorgesehen.

In vielen Fällen planen die Behörden im Zuge der Straßensanierung Radwege oder Radfahrstreifen gleich mit. An der Bahrenfelder Chaussee hat dies allerdings zu einem heftigen Streit geführt. Dort soll der Abschnitt zwischen A 7 und Regerstraße erneuert werden. Zugleich wollen die Planer die Radwege als Radfahrstreifen auf die Fahrbahn verlegen. Als Folge fallen Parkplätze am südlichen Fahrbahnrand weg. Das wiederum führt nach Auffassung der Altonaer CDU dazu, dass Gewerbebetriebe Parkraum, der für ihre Kunden wichtig ist, verlieren. Die Christdemokraten sind besonders verärgert, weil es zwar eine Informationsveranstaltung für Anlieger gegeben hat, die Planungen zu diesem Zeitpunkt allerdings abgeschlossen waren und die Ausschreibung der Bauarbeiten bereits erfolgt sei. „Es kann nicht sein, dass die politischen Ziele der Grünen so gnadenlos gegen alle Bedenken geplant werden“, sagte die CDU-Bezirksabgeordnete Antonia Niecke.

Die spektakulärsten und teuersten Baustellen sind auf der Autobahn 7

Die spektakulärsten und zugleich teuersten Baustellen auf Hamburger Gebiet sind in diesem Jahr weiterhin auf der A 7. Im Zuge der Sanierung und Erweiterung der mehr als 40 Jahre alten Trasse werden im Bereich Schnelsen und im Bereich Stellingen Lärmschutztunnel errichtet. In Schnelsen soll der Tunnel 550 Meter lang werden, in Stellingen 980 Meter. Im Zusammenhang mit diesen Arbeiten wird die A 7 im Verlauf dieses Jahres sechsmal gesperrt, davon zweimal an einem gesamten Wochenende. Das Teilstück zwischen der Abfahrt Stellingen und dem Autobahnkreuz Nordwest gilt als eines der meistbefahrenen Autobahnabschnitte Deutschlands. Täglich sind hier im Durchschnitt 155.000 Fahrzeuge unterwegs.

Lessingtunnel muss saniert werden

Sanierung Sanierung: Der sogenannte Lessingtunnel im Altonaer Stadtteil Ottensen ist ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt: Unten rollt der Pkw-Verkehr, oben gleich mehrere S-Bahnen und die Bundesbahn. Doch nun muss das etwa hundert Jahre alte Brückenbauwerk saniert werden, wie die Bahn AG dem Abendblatt bestätigte. Voraussichtlich Mitte dieses Jahres werde es wegen vorbereitender Arbeiten dort bereits zu Einschränkungen des Verkehrs kommen, die S-Bahnen seien davon noch nicht betroffen.

Die eigentlichen Sanierungsarbeiten starten im Sommer des kommenden Jahres. Dann wird es zu einer längeren Sperrung für den Autoverkehr kommen, hieß es bei der Bahn.

Die S-Bahnen Die S-Bahnen werden dann voraussichtlich sechs Wochen lang ebenfalls nicht mehr durch die Baustelle fahren können. Es werde ein Bus-Ersatzverkehr eingerichtet. Betroffen sind die Linien S 1, S 3, S 21 und S 11.

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Unterdessen rückt die finale Entscheidung über den Bau des Lärmschutztunnels im Bereich Altona in greifbare Nähe. Die Planung sei auf die „lange Lösung“ von 2300 Metern ausgerichtet, sagte Senator Horch. Bislang sei aber noch nicht sichergestellt, woher die 90 Millionen Euro kommen sollten, die zur Finanzierung der Verlängerung notwendig seien.