Hamburg. Schäden können punktgenau auf einer Karte markiert werden. Aber offenbar verzögert Personalmangel den offiziellen Start des Portals.

Schlaglöcher, zerstörte Verkehrszeichen, kaputte Laternen oder Spielplätze, unkontrolliert wucherndes Stadtgrün: Bald kann jeder Hamburger einen von ihm entdeckten Mangel unkompliziert den Behörden melden. Denn in den kommenden Wochen wird die Stadt offiziell einen neuen zentralen Service vorstellen, der Hinweise von Bürgern im Internet aufnimmt – den sogenannten „Melde-Michel“. Dabei können Schäden punktgenau auf einer Karte markiert und beschrieben werden. Laut federführender Finanzbehörde handelt es sich um ein leicht zu bedienendes Portal für Mängelmeldungen. Doch der seit dem 12. November laufende, zehnmonatige Testbetrieb zeigt auch Grenzen auf. Deshalb ist er bisher nicht beworben worden.

Behördensprecher Daniel Stricker spricht trotzdem von einem „weitgehend reibungslosen“ Testbetrieb: „Der stille Start dient der Erprobung im laufenden Betrieb. Eine öffentliche Präsentation ist derzeit in Vorbereitung.“ Aus Personalratskreisen, den Betriebsräten der Ämter, hört sich das ganz anders an. Demnach haben Personalprobleme den offiziellen Start des „Melde-Michels“ bisher verhindert.

Auf interne Stellenausschreibungen gab es kaum Resonanz. Für die Anwerbung von externem Personal aber musste stets der Nachweis einer erfolglosen internen Ausschreibung erbracht und anschließend in jedem Einzelfall eine Genehmigung für den Start einer externen Stellenausschreibung eingeholt werden. Das habe die nötigen Einstellungen sehr verzögert.

Wegen des Personalmangels aber konnten die Service-Versprechen des Melde-Michels, der dem telefonischen Hamburg Service angegliedert ist, nicht eingehalten werden: In Verträgen mit den Behörden hat sich der Hamburg Service verpflichtet, gewisse Fallzahlen zuverlässig abzuarbeiten. Dafür fehlten die Leute.

Mitarbeiter der Finanzbehörde schilderten denn auch „Probleme“ bei ihrer Präsentation im Eimsbüttler Bezirksamt. Unter anderem gebe es Schwierigkeiten, den Umfang des Dienstes genau zu definieren, etwa ob Schäden an Haltestellen des Nahverkehrs in den Zuständigkeitsbereich des Melde-Michel fallen sollen. Zudem kämen schon jetzt, bei eingeschränktem Betrieb, einige Bezirksämter nicht mit dem Bearbeiten der Meldungen hinterher. 760 Hinweise habe es trotz geringen Bekanntheitsgrades gegeben.

Die meisten Anfragen betreffen die Wegewarte (Straßen- und Gehwegschäden), die Baumaufsicht (Standsicherheit) und Fälle von Vermüllung, die entweder von der Stadtreinigung oder den Resten des eigentlich aufgelösten Bezirklichen Ordnungsdienstes bearbeitet werden müssen. In diesen Bereichen sei die Kapazität der Bezirksämter „institutionell vorhanden“, doch seien die Anforderungen an Wegewarte und Baumaufsicht stark gewachsen und die Arbeit mithin schwieriger und langwieriger geworden, hieß es aus Personalratskreisen.

Der eigentliche Engpass liege aber beim telefonischen Hamburg Service. Er wächst mit großer Dynamik. Begonnen habe er als Auskunft der Bezirksämter mit 30 Leuten. Dann kamen die Fachbehörden dazu, danach die Betreuung der Hotlines. Inzwischen werde der telefonische Hamburg Service zum „norddeutschen Oberzentrum“ des sogenannten 115-Verbundes ausgebaut, der die bundesweite Ansprechbarkeit der Behörden über eine zentrale Rufnummer gewährleisten soll.

Der telefonische Hamburg Service hat mittlerweile über 100 Leute und betreut auch die Stadt Kiel und die Kieler Woche. Zum 1. September soll er ein zusätzliches Stockwerk am Wandsbeker Standort Am Neumarkt beziehen. Der Engpass bei den Einstellungsverfahren sei erkannt, derzeit liefen mehrere Personaleinstellungsverfahren gleichzeitig. Zwölf Vollzeitkräfte sollen sich allein um den „Melde-Michel“ kümmern.

Laut Finanzbehörde macht er nach dem offiziellen Start folgendes Serviceangebot: Spätestens zwei Tage nach Eingang hat er das Anliegen überprüft und an die Bezirke weitergeleitet. Binnen zehn Tagen sollen Bürger eine konkrete Rückmeldung aus dem Bezirksamt mit dem weiteren Vorgehen erhalten. In der Zwischenzeit soll zum Beispiel ein Wegewart den gemeldeten Schaden begutachtet und priorisiert haben. Die Kategorien reichen von eins (dringend) bis drei (hat Zeit).

Der neue Melde-Michel ist schon jetzt abrufbar unter: www.hamburg.de/melde-michel