Endlich wird die Sanierung maroder Straßen angepackt – auch wenn das Stau bedeutet

Wer häufiger auf Hamburger Schlaglochpisten unterwegs ist, weiß seit Längerem, dass die Straßen der Hansestadt ziemlich marode sind – besonders wenn sich nach dem Winterfrost Jahr für Jahr neue Krater auftun. Dass nun aber jede vierte (!) Straße in der Stadt praktisch abbruchreif ist, wie der Senat selbst in seinem Straßenzustandsbericht offiziell feststellt, ist trotzdem erschütternd. Die Lage ist noch schlechter als befürchtet.

Die Schuld daran trifft nicht die gegenwärtige Landesregierung. Sie hat das Problem von Vorgängersenaten geerbt, die bekanntermaßen jahrzehntelang viel zu wenig Geld in den Erhalt und die Sanierung des Straßensystems investiert haben. Viele von ihnen waren SPD-geführt; einen Tiefstand erreichten die Investitionen indes in der Regierungszeit der CDU. Es war eben stets wohlfeil, bei den Mitteln für den Straßenerhalt zu kürzen, wenn wieder einmal gespart werden musste. Schließlich zeigten sich die negativen Folgen nicht sofort, sondern erst im Laufe der Zeit. Heute sind sie nicht mehr zu übersehen.

Für diese Politik zahlen wir alle den Preis: mit unseren Steuermillionen, die jetzt in den Straßenbau gesteckt werden müssen – allein 2016 sind es 70 Millionen Euro. Und spürbarer mit den zahlreichen Baustellen, die das Durchkommen in der Stadt erschweren. In manchen Monaten scheint die Stadt eine einzige Baustelle zu sein. Das allerdings muss uns klar sein: Wem die große Zahl der Baustellen zu viel sind, der müsste in Kauf nehmen, dass die Straßen auf Jahre hinaus marode bleiben. Umgekehrt: Wer ein intaktes Straßenverkehrsnetz haben will, der muss akzeptieren, dass allerorts gearbeitet wird. Daran sollten wir uns erinnern, wenn wir das nächste Mal im Stau stehen. Vielleicht ist das ein tröstlicher Gedanke: Es ist, gewissermaßen, für einen guten Zweck.