Hamburg. Weggefährten erinnern an den verstorbenen Altbürgermeister Henning Voscherau. Heute: Weihbischof Jaschke.
„Ein Hamburger kniet nicht vor einem Bischof.“ Henning Voscherau hat oft an das Monumentalgemälde von Vogel im Rathaus von der Ankunft des Christentums in den Elbauen erinnert. Es zeigt, wie die Menschen am Strom – einfache, handfeste Leute, Männer, Frauen, Kinder, Leute, die sich mit ihrer Arbeit das tägliche Leben verdienen – dem prachtvollen Zug der Kirche begegnen, die sie für den christlichen Glauben gewinnen will. Sie kommt hoch zu Ross mit herrlichem Schmuck. Der Bischof an der Spitze geht zu Fuß. Er beugt sich zu den Menschen und segnet sie. Aber wer genau schaut, sieht: Der Bischof segnet ins Leere. Das Bild zeigt einen Hamburger Recken, der vor dem Bischof steht und ihn prüfend anschaut. Ein ursprünglich von Vogel gemalter Hamburger, der vor dem Bischof in die Knie geht, ist in der letzten Fassung weggefallen. Henning Voscherau hat das gerne aufgenommen. Bei jeder Führung durch den Festsaal wird es erzählt. Das ist Hamburger Stolz der Kirche gegenüber.
Beim Blick auf unseren verstorbenen Altbürgermeister denke ich an das Bild im Rathaus. Er hat recht! Er hat sein Amt entsprechend ausgeübt. Souverän und unabhängig war er, unser Bürgermeister, der gewählte Vertreter aller Bürgerinnen und Bürger. Nein, bei einer kirchlichen Person musste er nicht in die Knie gehen. Nie hat er die ihm eigenen Hamburger Prägungen verloren: mit seinem spezifischen familiären Kontext, den Erfahrungen in der Schule, dem Studium in Hamburg, dem wachen politischen Blick, dem Einsatz und Streit für die Sache. Er war der intellektuelle Sozialdemokrat, der seine Intelligenz mit fast spielerischer Leichtigkeit einsetzen konnte, aber immer auch der Mann der einfachen Leute.