Waltershof. Die Bergungsarbeiten können sich zwar noch hinziehen, der eigentliche Brand aber gilt seit Sonntagabend als gelöscht.
Nach dem Großfeuer auf dem Frachtschiff "CCNI Arauco" am Burchardkai im Hamburger Hafen hat sich die Lage am Wochenende zunächst entspannt, schließlich konnte Entwarnung gegeben werden. "Die Temperatur ist konstant niedrig, wir beobachten den Frachter jedoch weiterhin sehr genau", so ein Feuerwehrsprecher am Sonntag. Am Sonntagabend dann die offizielle Entwarnung: Seit 18.15 Uhr gilt der Brand offiziell als gelöscht, darüber hinaus ist der der Frachter nahezu vollständig entladen.
In der Nacht zum Sonnabend hatte die Feuerwehr Hamburg mit technischer Unterstützung der Werksfeuerwehren von Airbus und der Holborn Raffinerie insgesamt 45.000 Liter Schaummittel in den vom Feuer betroffenen Laderaum gepumpt. Für die Unterstützung der beiden Firmen zeigte sich die Feuerwehr sehr dankbar. "Das war für uns eine Riesenmaßnahme", so Feuerwehrsprecher Torsten Wesselly am Sonnabend. Und sie zeigte Wirkung: Es gebe keine Rauchgasentwicklung mehr, das Hafenbecken sei gesichert. Zunächst flogen noch Flocken aus Löschschaum durch den Hafen, die aber ungefährlich seien.
Am Sonnabend war es gelungen, eine 20 mal 20 Meter große Luke zum betroffenen Laderaum zu öffnen. Dazu war schweres Gerät notwendig, weil die Luke durch die Hitze verkantet war. Das Innere des Ladedecks sei nun besser zugänglich. Dass es weitere Glutnester gebe, könne noch nicht ausgeschlossen werden. Weil der Laderaum randvoll mit Löschschaum und zahlreichen Containern ist, sei die Sicht ins Innere verdeckt.
Arbeiten dauern noch Tage an
Fachbehörden, darunter eine Bergungsfirma, die Versicherung und die Reederei, wollen nun über die Bergung der einzelnen Container aus dem betroffenen Laderaum beraten. Es sei nötig, sie einzeln anzuheben und zu öffnen. Die Bergung der Container und damit auch die endgültige Meldung darüber, dass das Feuer aus ist, könne sich noch bis Anfang kommender Woche hinziehen, sagte Wesselly. "Wir werden jeden Winkel unter Deck kontrollieren." Wenn das Feuer aus ist, kann der Löschschaum wieder aus dem Laderaum abgepumpt werden. Eine Spezialfirma müsse ihn dann fachgerecht entsorgen.
Schiff drohte, instabil zu werden
Die Variante, Schaum in den Rumpf zu pumpen, wurde in der Nacht zum Sonnabend als quasi letzte Maßnahme unternommen. Die beiden vorherigen Löschversuche, das Schiff mit Elbwasser zu fluten und die Flammen mit Kohlendioxid zu ersticken, waren zuvor gescheitert. Das Fluten des Schiffes habe gestoppt werden müssen, um die Statik des Schiffes nicht zu gefährden. Außerdem bestand die Gefahr, dass Container sich aus den Verankerungen lösen und unkontrolliert durch den Laderaum treiben.
Bis zu 350 Beamte gleichzeitig im Einsatz
Insgesamt wurden 45.000 Liter Schaummittel zum Löschen des Feuers gebraucht. Um die Bestände wieder aufzufüllen, die nach dem kombinierten Einsatz von Feuerwehr, Mehrzweckschiff "Neuwerk" und bordeigenen Löschmitteln fast verbraucht waren, stellte die Firma Sthamer kurzfristig 20.000 Liter Schaummittel zur Verfügung. Technische Unterstützung kam von Airbus und der Holborn Raffinerie.
Die Feuerwehr setzte bislang bis zu 350 Beamte gleichzeitig ein. Zudem waren erneut auch die „Neuwerk“ und Schlepper im Einsatz, die aus Wasserkanonen die Bordwand kühlten. Vor Ort waren auch auf Schiffsbrände spezialisierte Einsatztrupps aus Kiel und Cuxhaven. Die Ermittlungen hat die Wasserschutzpolizei des Havariekommandos übernommen.
Spezielle Ermittlungsgruppe eingesetzt
Am Revier der Wasserschutzpolizei in Waltershof wurde eine spezielle Ermittlungsgruppe eingesetzt. Die Beamten haben mittlerweile ein klares Bild von den Abläufen, die zum Feuer geführt haben dürften. Demnach hatten drei Arbeiter am Donnerstagvormittag Schweißarbeiten auf der Backbordseite im hinteren Bereich des Frachters durchgeführt.
Nach einer Pause, die gegen 13 Uhr beendet war, gab es bei der Inbetriebnahme des Schweißgerätes eine Explosion. Die 32, 33 und 60 Jahre alten Männer wurden dabei leicht verletzt.
Millionenschaden im Frachtraum
Was genau die brennenden Container unter Deck geladen hatten, ist weiterhin unklar. Laut Angaben der Feuerwehr handle es sich jedoch vermutlich um gewöhnliche Haushaltsgegenstände wie Möbel und Tapeten. An Bord befinden sich jedoch auch 1250 Tonnen Gefahrgut, wie die Feuerwehr am Freitag bestätigte. "Die Container stehen auf der anderen Seite am Bug des Schiffes, gut 100 Meter vom Brandherd entfernt", so der Sprecher. Daher bestehe keine Gefahr.
Containerfrachter dieser Größe können bis zu 10.000 dieser Standardtransportbehälter laden. Experten schätzen den Wert der Ladung auf solchen Schiffen auf 500 bis 700 Millionen Euro.
Löschboote genügen den Anforderungen nicht mehr
Seit Jahren gibt es immer wieder Kritik, weil die derzeitigen Löschboote der Feuerwehr für die Brandbekämpfung solch großer Schiffe im Hamburger Hafen nicht mehr geeignet seien. Unterstützt wurden die Löschboote daher in den vergangenen Tagen auch von der „Neuwerk“, die fast rund um die Uhr im Einsatz war. Das Mehrzweckschiff untersteht dem Havariekommando und kreuz für gewöhnlich in der Elbmündung. Als Hochseeschiff kommt die „Neuwerk“ angesichts der Höhe wesentlich besser an den Containerfrachter heran als die vergleichsweise kleinen Hafenschiffe der Feuerwehr. Die Reichweite der Wasserwerfer ist zudem deutlich größer als die der kleinen Löschboote.
Experten verweisen aufgrund der veränderten Bedingungen im Hamburger Hafen auf eine notwendige Modernisierung der Löschbootflotte. Denn durch die die immer größer werdenden Containerschiffe, erhöhen sich auch die Anforderungen für die Feuerwehr im Falle eines Löscheinsatzes. Auch die Feuerwehr wies in der Vergangenheit wiederholt darauf hin, dass die gegenwärtige Technik teilweise nicht mehr ausreiche, um Brände auf den Containerriesen zu bekämpfen. „Die Zeiten, mit diesen Booten unserem Anspruch gerecht werden zu können, sind vorbei“, sagte Feuerwehrchef Klaus Maurer bereits vor zwei Jahren dem Abendblatt.
Senat will Feuerwehr besser ausstatten
Der Senat hat den Bedarf erkannt und will die Feuerwehr daher in den kommenden Jahren auch zu Wasser besser ausstatten. So soll bis Mitte 2018 ein rund 40 Meter langes Löschboot mit „einsatztaktischer Vollausstattung“ für rund 16 Millionen Euro angeschafft werden. Demnach soll das Boot auch über sechs Wasserwerfer verfügen, teilweise mit mehr als 100 Metern Reichweite. Die derzeit eingesetzten Boote „ Oberbaurat Schmidt“ und „Repsold“ erreichen nicht einmal die Hälfte dieser Wurfweite.
Die Feuerwehr erhofft sich von ihrem Flaggschiff, Brände an Containerschiffen und an Industrie- und Lagerhallen effektiver bekämpfen zu können. Bis 2019 sollen zudem zwei kleinere Löschboote angeschafft werden.