Waltershof. 300 Meter langer Containerfrachter brennt. 300 Feuerwehrleute auch über Nacht im Großeinsatz. 18 Kilometer langer Stau durch Schaulustige

Der Stau der Schaulustigen auf der Autobahn 7 war 18 Kilometer lang und reichte bis nach Hasloh in Schleswig-Holstein zurück, die Anwohner in Othmarschen wurden zeitweise gebeten, Türen und Fenster geschlossen zu halten: Einer der größten Schiffsbrände der vergangenen Jahre im Hamburger Hafen hält seit Donnerstagmittag die halbe Stadt in Atem.

Noch am späten Abend bekämpften mehr als 300 Feuerwehrleute die Flammen, die in einem Laderaum des 300 Meter langen, unter der Flagge Liberias fahrenden Containerfrachters „CCNI Arauco“ loderten. Gefahrgut war von dem Feuer nicht direkt betroffen. Trotzdem wurde für Teile Hamburgs das Warn- und Informationssystem „KatWarn“ ausgelöst. Die Feuerwehr konnte den Brand am Nachmittag vorübergehend unter Kon­trolle bekommen, nachdem Kohlenstoffdioxid eingesetzt worden war, um Sauerstoff aus dem Laderaum zu verdrängen und – so das Ziel – das Feuer zu ersticken. Die Ermittlungen zur Brandursache hat das Havariekommando des Bundes und der Küstenländer übernommen.

Ein dicker, schwarzer Rauchpilz stand am Donnerstagmittag über dem hinteren Laderaum des im Waltershofer Hafen liegenden Containerfrachters. Die Feuerwehr schickte sofort ein größeres Aufgebot zum Burchardkai. Schließlich gab die Einsatzzentrale „5. Alarm“, das ist die zweithöchste Alarmstufe, die die Hamburger Feuerwehr ausrufen kann. Fünf Züge der Berufsfeuer, viele Sonderfahrzeuge und mehrere Freiwillige Feuerwehren waren vor Ort. „Die Löscharbeiten sind extrem schwierig und anstrengend“, sagt Feuerwehrsprecher Werner Nölken. „Es ist extrem heiß und extrem eng.“ Dazu müssen die Feuerwehrleute mit „Langzeitatmern“, speziell für Schiffs- oder Tunnelbrände entwickelte Atemschutzgeräte, arbeiten. Sie ermöglichen eine längere Einsatzzeit. „Die ist nötig, weil allein der Weg unter Deck viel Zeit in Anspruch nimmt“, sagt Nölken.

Von der Wasserseite aus setzte die Feuerwehr außer dem Löschboot auch zwei Schlepper ein. Gegen 14 Uhr wurde das Mehrzweckschiff „Neuwerk“ alarmiert, das dem Havariekommando untersteht und in der Elbmündung kreuzt. Es machte sich auf den Weg nach Hamburg, um die Löscharbeiten von der Wasserseite her zu unterstützen. Dabei geht es darum, große Mengen Wasser als Kühlmittel auf den immer heißer werdenden Rumpf des brennenden Frachters zu spritzen. So soll verhindert werden, dass sich die Schiffshülle verformt. Gegen 17 Uhr wurde dann damit begonnen, mit Kränen die riesigen Lukendeckel auf den Laderaum zu hieven. Anschließend konnte über die bordeigene Löschanlage Kohlenstoffdioxid in den Laderaum eingeleitet werden. Doch die Aktion brachte nicht den erhofften Erfolg. Gegen 22 Uhr stieg die Temperatur im Laderaum plötzlich wieder an, und die Feuerwehr bereitete sich auf einen neuen, massiven Löschangriff vor. Währenddessen mussten die teilweise schon geschmolzenen Container auseinandergesägt werden, um entladen werden zu können. Der Einsatz soll mindestens bis heute Mittag dauern.

Erste Erkenntnisse sprechen dafür, dass das Feuer durch Schweißarbeiten ausgelöst wurde. Drei Arbeiter, die damit beauftragt waren, kamen ins Krankenhaus. Sie waren leicht verletzt und wurden mittlerweile wieder entlassen. Feuerwehrleute wurden bei den Löscharbeiten bis zum Abend nicht verletzt.

Die Innenbehörde löste „KatWarn“ bereits kurz nach Brandausbruch für den Stadtteil Waltershof, weitere Teile des Hafens, die HafenCity und Teile der Alt- und Neustadt sowie Hamm aus. Der Wind trieb die schwarze Wolke vom Burchardkai in Richtung Innenstadt. Zusätzliche Giftstoffe durch brennendes Gefahrgut soll die Wolke nach Angaben der Feuerwehr nicht enthalten haben. „In dem hinteren Bereich soll sich lediglich ein als Gefahrgut gekennzeichneter Container befinden“, sagt Nölken. „Der enthält Autobatterien.“ Weitere Gefahrgutcontainer befinden sich im vorderen Bereich des Containerfrachters außerhalb des Gefahrenbereichs. „Explosive oder radioaktive Stoffe hat das Schiff überhaupt nicht geladen“, sagt Nölken.

Der Schiffsbrand sorgte auch für starke Behinderungen auf der A 7. Wegen des Großfeuers waren die Terminals zunächst für Stunden gesperrt gewesen. Lastwagen kamen nicht mehr in den Bereich und stauten sich bis auf die Autobahn zurück. Dazu bremsten viele schaulustige Autofahrer neugierig ab, als sie die Rauchsäule neben der Autobahn sahen. So staute sich der Verkehr in Fahrtrichtung Süden auf bis zu 18 Kilometer, in der Gegenrichtung war der Stau rund sieben Kilometer lang.

Im Mai 2013 hatte ein Schiffsbrand am O’Swaldkai für Aufregung gesorgt. Damals war es ebenfalls bei Schweißarbeiten auf dem Bullcarrier „Atlantic Cartier“ zu einem Feuer gekommen. Geladen hatte das Schiff neben Autos auch Container mit radioaktiven Stoffen und Munition. Das ist laut Experten nicht ungewöhnlich: „Es gibt praktisch keine Fahrt von solchen Containerfrachtern, bei der keine Gefahrstoffe unter der Ladung sind.“ Im Fall der „Atlantic Cartier“ entdeckte die Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung viele Versäumnisse. Unter anderem, dass die Rauchwarnanlage wegen der Schweißarbeiten abgeschaltet war. Die Feuerwehr wurde kritisiert, weil sie nicht frühzeitig die bordeigene Kohlenstoffdioxid-Löschanlage eingesetzt hatte.