Hamburg. „Kids“ muss aus Räumen im Bieberhaus am Hamburger Hauptbahnhof ausziehen. Suche nach neuem Standort schwierig.

Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD) setzt sich für den Erhalt des Straßenkinderprojekts Kids am Hauptbahnhof ein. In einem Empfehlungsschreiben für Vermieter in der Nähe des jetzigen Kids-Standorts im Bie­berhaus betont Leonhard, dass das Projekt für den Senat hohe Bedeutung habe und auch zukünftig finanziert werde. Wie berichtet, hat die Eigentümerin Alstria Office Reit AG dem Kids-Trägerverein basis & woge zum 1. Oktober gekündigt, weil dieser Teil des Bieberhauses grundlegend saniert werden soll.

Die Suche nach einem neuen Standort für das Straßenkinderprojekt erweist sich als schwierig. Auch die Alstria Office Reit AG hat einen Makler beauftragt – bislang vergeblich. Ein Quartier am Berliner Tor hatte das Kids abgelehnt. „Wir müssen die Straßenkinder mit unseren Angeboten direkt in ihrer Lebenswelt erreichen – und das ist nun einmal der Hauptbahnhof“, sagte Kids-Leiter Burkhard Czarnitzki.

Linken-Fraktionschefin Sabine Boed­dinghaus hat die Bieberhaus-Eigentümer aufgefordert, das Kids jedenfalls nach Ende der Sanierung wieder als Mieter aufzunehmen. „Der Investor soll diese Einrichtung genau so behandeln wie das Ohnsorg-Theater und den Bäcker an der Ecke“, so Boeddinghaus. „Das künftige Konzept für das Bieberhaus steht noch nicht. Ausgeschlossen ist bislang nichts“, sagte Ralf Dibbern, Sprecher der Alstria Office Reit AG. Allerdings dauerten die Bauarbeiten zwei bis drei Jahre.

Auch in der Sozialbehörde gilt die Rückkehr des Straßenkinderprojekts in die alten Räume nach der Sanierung als ideale Lösung. Die Alstria Office Reit AG hatte das Bieberhaus 2006 von der Stadt gekauft und zunächst einen Teil des Gebäudes saniert. Nach der Kündigung des Großmieters Finanzamt-Mitte durch die Stadt Anfang 2015 entschloss sich die Eigentümerin zur Sanierung des zweiten Gebäudeteils, in dem auch das Kids untergebracht ist.

Der Senat hält es aus fachlicher Sicht für richtig, wenn das Kids in der Nähe zum Hauptbahnhof bleibt. Das Problem: Die Stadt hat dort keine eigenen geeigneten Räume. Die Sozialbehörde finanziert das Kids seit 23 Jahren, derzeit mit mehr als 750.000 Euro jährlich. An sechs Tagen pro Woche bietet die Anlaufstelle Beratung, Essen und Duschmöglichkeiten für Kinder im Alter zwischen zwölf und 18 Jahren, die zeitweilig obdachlos am Hauptbahnhof leben. Allein im vergangenen Jahr hatte das Kids rund 10.000 Kontakte zu mehr als 400 Kindern.

Das Kids hat als Hilferuf an Politik und Vermieter eine Onlinepetition gestartet, die in den ersten Tagen schon mehr als 1000 Unterstützer gefunden hat. „Das Kids ist Deutschlands größtes Straßenkinderprojekt“, heißt es in der Petition. „Wir sind mit Alternativen einverstanden, wenn sie sich in unmittelbarer Nähe des Hauptbahnhofs befinden.“ Die Stadt trage Verantwortung dafür, den Jugendlichen auf der Straße eine zentrale Anlaufstelle zu bieten.