Hamburg. Die CDU wollte die Gründe der Studienabbrecher erfahren, stellte eine Kleine Anfrage an den Senat – und erhielt verwirrende Antworten.

Gut 90.000 Studenten sind an den Hamburger Hochschulen eingeschrieben. Mehr als 5000 von ihnen – Absolventen nicht mitgerechnet – haben allein im vergangenen Winter­semester die Unis wieder verlassen. So viel ist bekannt. Warum sie sich exmatrikulieren und was sie danach machen, ist jedoch ein großes Dunkelfeld. Wird das Studium in einer anderen Stadt fortgesetzt? Oder nur unterbrochen? Haben die jungen Leute ohne Abschluss einen Job gefunden? Oder haben sie das Studium frustriert aufgegeben, sind arbeitslos und suchen eine neue Perspektive?

Nicht nur die Politik wüsste gern mehr darüber, um entsprechend reagieren zu können. Auch die Wirtschaft hat großes Interesse an diesen jungen Leuten. So hat die Handelskammer Hamburg schon vor einem Jahr die Initiative „Neuland – Deine Alternative zum Studium“ ins Leben gerufen. Und die Wissenschaftsbehörde hatte seinerzeit angekündigt, dass die Daten über Studienabbrecher künftig erfasst würden und 2016 erstmals vorliegen würden.

Diese Ankündigung hat nun eine kuriose Kette in Gang gesetzt: Der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Carsten Ovens hat mittels einer schriftlichen Kleinen Anfrage (SKA) an den Senat um Informationen gebeten, wie denn nun die Erkenntnisse hinsichtlich der Studienabbrecher seien. Die überraschende Antwort lautete: Das Hochschulstatistikgesetz sei zwar zum 1. März geändert worden, aber die neue Erfassung durch die Hochschulen beginne erst zum Wintersemester 2016/2017: „Ergebnisse werden im Herbst 2017 vorliegen.“

Im Herbst soll es Daten geben – aber in welchem Herbst?

Mit dieser aus seiner Sicht unerfreulichen Nachricht wandte sich Ovens an das Abendblatt. Dessen Nachfrage in der Wissenschaftsbehörde nach den Gründen für die Verzögerung brachte jedoch eine ungewöhnliche Wende: Die SKA sei aus Versehen falsch beantwortet worden. Richtig müsse es heißen: „Die veränderte Erfassung ist zum Wintersemester 2015/16 von den Hochschulen eingeführt worden, Ergebnisse werden im Herbst 2016 vorliegen.“

Dazu muss man wissen: Schriftliche Kleine Anfragen sind ein hochoffizielles Instrument, das vor allem der Opposition dazu dient, an Informationen aus dem Regierungsapparat zu kommen. Die Antworten werden von den jeweils fachlich zuständigen Stellen zugeliefert, gehen durch mehrere Instanzen, darunter eine Staatsräte-Runde und werden schließlich vom Senat beschlossen. Umso ungewöhnlicher ist so ein Lapsus.

„Erst sollen die Daten 2016 vorliegen, dann wird auf 2017 verwiesen, und nun soll es doch Herbst 2016 sein“, wunderte sich Ovens. „Wir werden jetzt umso genauer hinschauen, was der Senat dann tatsächlich präsentiert.“ Grundsätzlich hoffe er auch auf aussagekräftige Daten, um Studienabbrechern Perspektiven eröffnen zu können, sagt der CDU-Politiker. „Gerade für einen sozialdemokratisch geführten Senat sollte es doch eine Handelsmaxime sein, dass kein junger Mensch durchs Raster fällt.“