Hamburg. Das städtische Unternehmen will dieses Jahr 2000 Wohnungen fertigstellen. Der Vorstand kritisiert gestiegene Umweltauflagen.
Hamburgs städtisches Wohnungsunternehmen Saga GWG will wegen der gestiegenen Nachfrage in diesem Jahr mit dem Bau von 2000 Wohnungen beginnen – doppelt so viele wie 2015. Zugleich kritisierte Vorstandssprecher Thomas Krebs gestern die erneute Verschärfung von Umweltauflagen. Einige Maßnahmen seien teurer als ihr Nutzen für die Mieter.
Dem Geschäftsbericht zufolge erwirtschaftete der Wohnungskonzern 2015 einen Jahresüberschuss von 146,2 Millionen Euro. Damit liege man leicht über dem Niveau aus dem Jahr 2014 (146 Millionen Euro), aber deutlich unter dem Ergebnis aus dem Jahr 2013, als ein Jahresüberschuss von 181,6 Millionen Euro erwirtschaftet worden war.
353 Millionen Euro für Bestandspflege und Wohnungsneubau
Zugleich seien 2015 rund 1000 neue Wohnungen fertiggestellt und – zum dritten Mal in Folge – mit dem Bau von 1000 Wohnungen begonnen worden, sagte Vorstandssprecher Thomas Krebs. Dieses Jahr rechnet er mit dem Baubeginn von 2000 Wohnungen. Ursprünglich hatte das Unternehmen 2016 den Baustart von 1500 Einheiten geplant. Voraussetzungen seien beschleunigtes und kostengünstiges Bauen sowie die Bereitstellung geeigneter Flächen durch die Stadt.
Nach Darstellung der Unternehmens wurden im vergangenen Jahr in die Bestandspflege und den Wohnungsneubau rund 353 Millionen Euro investiert – rund 35 Millionen Euro weniger als 2014. Krebs zufolge hängt das mit erteilten Baugenehmigungen und Bauverläufen zusammen. Ziel sei es jedoch, jährlich rund 140 Millionen Euro für den Neubau und 220 Millionen für die Instandhaltung auszugeben.
Mit 2000 neuen Wohnungen sei die Belastungsgrenze erreicht
Die durchschnittliche monatliche Nettokaltmiete habe bei Saga-Wohnungen bei 6,15 Euro pro Quadratmeter gelegen – im Vergleich zu 2014 ein Anstieg um durchschnittlich sieben Cent. Man liege unter der Eingangsmiete für den öffentlich-geförderten Wohnungsbau von 6,20 Euro pro Quadratmeter und deutlich unter dem Mittelwert des Hamburger Mietenspiegels von 8,02 Euro pro Quadratmeter, sagte Vorstand Wilfried Wendel. Der vermietungsbedingte Leerstand habe im Jahresmittel bei 0,2 Prozent gelegen.
Aufgrund des gestiegenen Neubaus von Wohnungen ist nach den Worten von Vorstandssprecher Krebs ist die Phase der Entschuldung beendet. „Wir sind im Moment noch gut mit Eigenkapital ausgestattet, aber mit 2000 neuen Wohnungen pro Jahr ist dann auch die Belastungsgrenze des Konzerns erreicht.“
Saga GWG baut 2016 rund 1100 Flüchtlingswohnungen
Der Saga-Vorstandssprecher forderte die Stadt auf, für Wohnungsbau notwendige Grundstücke zur Verfügung zu stellen. „In den vergangenen fünf Jahren haben wir rund 70 Prozent unserer Neubauten auf eigenen Grundstücken durch Nachverdichtung realisiert.“ Das sei auf die Dauer nicht fortzusetzen. Im Rahmen einer sogenannten Clusterstrategie habe man den Bau von 35.000 Wohnungen in den kommenden zehn Jahren projeziert. Um dieses Ziel zu erreichen, seien neben Saga-, öffentliche und Konversionsflächen nötig.
Das Unternehmen werde in diesem Jahr rund 1100 Flüchtlingswohnungen bauen, sagte Krebs weiter. „Wir haben aus dem Flüchtlingswohnungsbau sehr viel gelernt, wie wir kostengünstig und schnell bauen können.“ Man sei gut beraten, bewährte Haustypen zu duplizieren. „Das ist nicht seelenloser Plattenbau, das sind in Wettbewerb entstandene Entwürfe“, sagte er. Dadurch könne man bis zu 25 Prozent der Baukosten sparen.
Das Unternehmen wünsche sich ausreichend Grundstücke
Neben bekannten Gebäudetypen sei ein neuer Siedlungstyp – die Gartenstadt des 21. Jahrhundert – notwendig, sagte Krebs. Ziel sei es, Gebäudetypen für einen Preis von unter zehn Euro pro Quadratmeter zu bauen. Damit wolle die Saga die Lücke zwischen den Eingangsmieten des öffentlich gefördertem Wohnungsbau mit 6,20 Euro pro Quadratmeter und Eingangsmieten des frei finanziertem Wohnungsbaus, das sind in der Regel 13 Euro, schließen. „Dieses Marktsegment würden wir gern besetzen, das gibt es heute in Hamburg kaum.“
Krebs forderte die Stadt auf, ausreichend Grundstücke zur Verfügung zu stellen – möglichst auch direkt der Saga. „Wir wünschen uns aber auch neue kooperative Verfahren. Das heißt, bei der Schaffung von Plan- und Baurecht sollten die Investoren frühzeitig gefragt werden, was realistisch ist, um schnell und kostengünstig zu bauen.“ In diesem Punkt seien die Bezirksbehörden besonders gefordert.
Energieeinsparverordnung verursache sieben Prozent mehr Kosten
Krebs warnte davor, die Wohnungsunternehmen mit Vorschriften zu überfordern. „Wir werden nicht alles leisten können. Schnell bauen, ganz kleine Mieten mit den höchsten energetischen Standards – da wird man gute Kompromisse finden müssen.“ Krebs sagte das auch mit Blick auf die Forderung des rot-grünen Senats, im Rahmen des Effizienzbaus Wohnungen für einen Preis von maximal 1800 Euro pro Quadratmeter zu errichten. „Dieser Preis ist sehr ambitioniert, 2000 Euro das trauen wir uns zu.“ Sollte die Politik der Saga beispielsweise bei energetischen Standards oder beim Planrecht entgegenkommen, könne man auch darunter liegen.
Nach den Worten von Krebs verursacht die Anfang dieses Jahres in Kraft getretene Energieeinsparverordnung sieben Prozent mehr Kosten. Allerdings würden die Energieeinspareffekte immer geringer. „Wir haben beispielsweise bei Belüftungsanlagen enorme Wartungs- und Stromkosten“, sagte er. Zähle man alles zusammen, erreiche man zwar gute energetische Werte. Der Mieter aber habe nichts davon.
Vorstand Wilfried Wendel äußerte ungewöhnlich deutlich die Sorge über steigende Baukosten aufgrund teurer Grundstücke und hoher energetischer Standards. Bei der Saga seien die Baukosten von 2262 Euro pro Quadratmeter im Jahr 2011 auf 2885 Euro pro Quadratmeter im vergangenen Jahr gestiegen. Gründe dafür seien neben einer „überhitzten Baukonjunktur“ – manchmal bekomme man gar keine Angebote von Handwerkerfirmen – über Auflagen der Bezirke bis hin zu den hohen energetischen Anforderungen.