Hamburg. Städtisches Wohnungsunternehmen stellt in Ottensen Wohnraum für sechs Monate zur Verfügung. Linke fordert Abbau von Leerständen.

Zum ersten Mal werden Flüchtlinge in Hamburg jetzt auch in ganz normalen Wohnungen des städtischen Unternehmens Saga-GWG untergebracht. Allerdings nur für eine Übergangszeit von etwa sechs Monaten, wie der Zentrale Koordinierungsstab Flüchtlinge am Montag mitteilte.

Bei der Folgeunterbringung für rund 100 Flüchtlinge handelt es sich um 15 Wohnungen in einem Komplex an der Helmholtz- und Ohmstraße in Ottensen. In den markanten Klinker-Häusern besitzt die Saga rund 400 Wohnungen und plant eine umfangreiche Modernisierung ihres Bestands. Die jetzt für Flüchtlinge bereitgestellten Wohnungen verteilen sich auf 13 Hauseingänge und sollen bei Beginn der Modernisierung als Ausweichwohnungen für die dortigen Mieter dienen.

Hintergrund der jetzigen Zwischenbelegung ist eine Liste, die von dem Unternehmen kürzlich der Sozialbehörde übergeben wurde. Darin sind Wohnungen aufgeführt, die sich für eine solche Unterbringung aus Sicht der Saga eignen. Dort einziehen werden nach Angaben einer Sprecherin des Zentralen Führungsstabs Asylbewerber mit einer Duldung, Asylbewerber, die einer Ablehnung ihres Antrags widersprochen haben sowie Flüchtlinge, die bereits sechs Monate in einer Erstunterbringung gelebt haben.

Mieterbund fordert Steigerung beim Wohnungsbau

Linke kritisiert Leerstände in Hamburg

Die Linke hat unterdessen scharfe Kritik an der aus ihrer Sicht zu hohen Anzahl leer stehender Wohnungen und Büroflächen geübt. „Während die Unterbringung von Flüchtlingen wieder in Zelten stattfindet, stehen in Hamburg 760.000 Quadratmeter Büroflächen leer“, sagte Linken-Wohnungsbaupolitikerin Heike Sudmann. Es sei „unverantwortlich und ein sozialpolitisches Desaster“, dass die Stadt Leerstände nicht nutze.

„Da gehören der Stadt zum Beispiel allein im Ex-Springer-Haus in der Innenstadt rund 32.000 Quadratmeter leer stehende Büroflächen, die ohne Not für die Unterbringung von mehreren Tausend Flüchtlingen genutzt werden können“, so Sudmann. „Doch der Senat kommt noch nicht mal auf die Idee, Flüchtlingen hier eine bessere Unterkunft als in Zelten und Containern zu verschaffen. Ob private Eigentümer sich auch damit herausreden können, sie hätten leer stehende Gebäude zielgerichtet für einen anderen Zweck erworben?“

Ziehen in das Ex-Springer-Gebäude Flüchtlinge?

Laut aktueller Senatsantwort auf eine Kleine Anfrage der Linken werden im ehemaligen Springer-Gebäude an der Kaiser-Wilhelm-Straße, in das das Bezirksamt Mitte einziehen soll, „im laufenden Jahr 2016“ die „circa 31.700 Quadratmeter der Mietfläche an die Anforderungen des Bezirksamts Hamburg-Mitte angepasst“. Die Linke plädiert für eine Verschiebung des Bezirksamts-Umzugs.

Als weiteres Negativ-Beispiel nennt Sudmann das seit Jahren leer stehende Hotel an der Mellingburger Schleuse, das man ebenfalls nutzen könne. „Der Senat ist völlig überfordert und hat keinen Überblick mehr“, so Sudmann. „Für die Suche, Erfassung und Umnutzung von leer stehenden Büroflächen müssen gezielt mehr Mitarbeiter eingesetzt werden.“