Hamburg. 13 Geräte ersetzen am Hamburger Flughafen die Metalldetektorbögen. Wer sich weigert, wird von Hand durchsucht.

Arme hoch! Beine breit! Drei Sekunden still halten. Fertig. Auch Vinzenz Mühlstein hat sich schicksalsergeben auf die gelben Markierungen gestellt und kurz gewartet. „War gar nicht schlimm“, sagt er hinterher. „Aber richtig angenehm war das auch nicht.“ Er habe Bedenken wegen der Strahlung gehabt. Wie so viele.

Nachdem der Hamburger Flughafen seine Sicherheitskontrollen flächendeckend auf Körperscanner umgestellt hat, dürfte der Arzt aus Süddeutschland mit seiner Meinung zumindest nicht allein sein. Er sei nach wie vor skeptisch. Auch wenn die Bundespolizei auf Nachfrage mitteilt, dass sich der Einsatz der Geräte bewährt habe. Insgesamt 13 Sicherheitsscanner sind inzwischen am Airport Hamburg in Betrieb. An allen Schleusen ersetzen sie seit April die herkömmlichen Metalldetektorbögen.

„Die Sicherheitsscanner werden gut von den Fluggästen angenommen“, sagt Maik Lewerenz, Sprecher der Bundespolizei. Die Akzeptanz sei hoch, die Verweigererquote an jedem Gerät belaufe sich auf lediglich „zwei bis drei“ pro Stunde, sagt Terminal-Manager Alexander Bartz. Denn nach wie vor ist die Nutzung des Körperscanners, der jetzt Sicherheitsscanner heißt, freiwillig. Wer sich verweigert, wird althergebracht von Hand durchsucht, auf Wunsch oder aus religiösen Gründen auch in einem Extraraum. Prothesenträger, Menschen mit Herzschrittmacher und Schwangere hätten die größten Bedenken, sagt Bartz.

Wie nötig die Kontrollen seien, zeige schon die Tatsache, dass pro Jahr etwa 30.000 verbotene Gegenstände in der Sicherheitskontrolle aus dem Verkehr gezogen werden. Erst am gestrigen Dienstag wollte eine 49-jährige Österreicherin in Hamburg ihr Faustmesser mit ins Handgepäck nehmen, eine Woche zuvor beabsichtigte ein 72-Jähriger allen Ernstes, mit seinem Totschläger zu reisen.

Handgepäckdurchleuchtung ist das eine, der Körperscanner das andere Mittel der Wahl am Airport. Bis zu 350 Passagiere pro Stunde können mit einem Sicherheitsscanner der zweiten Generation kontrolliert werden. Hatte es in der ersten Testphase vor fünf Jahren noch Fehleranfälligkeiten bei Schweißflecken gegeben, seien diese Probleme nun behoben. Das als neutrales Piktogramm dargestellte Scan-Ergebnis (Lewerenz: „Von einem Nacktscanner kann keine Rede sein.“) zeigt nun lediglich gegenständliche Unregelmäßigkeiten in den betreffenden Körperregionen. Insgesamt, so Lewerenz, sei die Bundespolizei zufrieden mit den Geräten eines amerikanischen Herstellers.

Kinder seien dabei nicht von der Kontrolle ausgenommen, es gebe lediglich die Höhenbeschränkung, die von 100 bis zu 200 Zentimetern reicht. Das heißt: Wer größer oder kleiner ist, muss per Hand kontrolliert werden.

Schätzungen gehen von 120.000 Euro pro Stück aus

Im Gegensatz zu Metalldetektoren orten die verbesserten Sicherheitsscanner nun sogar vergessene Taschentücher in Jeanshosen oder Kreditkarten in Hemdentaschen. Zum Einsatz kommen dabei sogenannte Millimeterwellen. Die Emission der Terahertz-Strahlung liegt laut Bundespolizei „um den Faktor 10.000 unter den Grenzwerten“. Sprecher Lewerenz sagt: „Eine Strahlenbelastung durch die verwendeten Sicherheitsscanner gibt es nicht.“

Da sich mittlerweile auch die EU-Kommission für einen flächendenkenden Einsatz der Scanner ausspricht, soll der Einsatz an deutschen Flughäfen laut Bundespolizei „sukzessive“ ausgebaut werden. Bisher kommen die Geräte auch in Düsseldorf, Stuttgart, Köln/Bonn, Frankfurt und Berlin zum Einsatz. Zum Anschaffungspreis schweigt die Bundespolizei. Schätzungen anhand erhältlicher Modelle gehen von 120.000 Euro pro Stück aus.

Völlig gelassen nehmen die Schweizerinnen Simona Rieder und Sarah Rittiner den Sicherheitsscan. „In den USA ist das gang und gebe, und auch in Europa wird das allmählich zur Routine“, sagt die Hamburg-Touristin Rieder. „Wir haben damit kein Problem“, sagt ihre Reisebegleitung. „Die Bereitschaft der meisten Fluggäste ist groß“, sagt Bundespolizeisprecher Maik Lewerenz.

Viele wollen hinterher sogar ihr „Bild“ sehen, selbst wenn es nur immergleiche Piktogramme sind. Lewerenz: „Gespeichert werden die Bilder im Übrigen auch nicht.“

Der Stresstest der Geräte (und des Sicherheitspersonals) dürfte allerdings trotz mehrwöchiger Erprobung noch bevorstehen, denn mit dem Beginn der Hamburger Sommerferien in der kommenden Woche wird die Nutzungsintensität nochmals steigen. Terminal Manager Bartz ist aber zuversichtlich, die Fluggäste nicht auf Geduldsproben zu stellen. „Zeitverlust durch die Scanner haben wir noch nicht festgestellt.“