St. Pauli. Bis in die späten Abendstunden diskutierten SPD und Grüne über die Pläne für den Bunker. Nun soll die Bezirksversammlung abstimmen.
Der Feldstraßenbunker wird aufgestockt und bekommt einen grünen Dachgarten. Das beschlossen am späten Montagabend die Abgeordneten von SPD und Grünen aus Hamburg-Mitte. Nach langen Debatten auf zwei Sondersitzungen gaben sie mit 14 zu zwölf Stimmen grünes Licht für das ambitionierte Projekt. Heute formulieren sie einen Antrag, über den am Abend die Bezirksversammlung abstimmt. Allerdings ist ihre Zustimmung an mehrere Forderungen gekoppelt. Kritikpunkt Nummer eins ist bei beiden Parteien die Verlängerung der Erbpacht. Die Kultur- und die Finanzbehörde wollen der Thomas J. C. Matzen GmbH eine unentgeltliche Verlängerung des Erbbaurechtsvertrags bis zum 31. Dezember 2092 gewähren.
Durch diese Neuregelung würde Hamburg auf eine sogenannte Einmalzahlung (für die Erbbauzinsen) von 2,56 Millionen Euro verzichten. „Wir möchten nicht, dass die Stadt auf Geld verzichtet. Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass dem Investor etwas geschenkt wird“, so der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Michael Osterburg. „Es geht nicht um das Geld, sondern um die Symbolik“, betont Arik Willner, Vorsitzender der SPD Hamburg-Mitte.
„Man sollte die Anzahl der Events erst einmal reduzieren“
Der Investor habe bereits einen Erbpachtvertrag bis 2053. In dieser Zeitspanne müssten sich die voraussichtlichen Investitionskosten von 25 Millionen Euro amortisieren können. Außerdem fordern die Abgeordneten, die Mehrbelastung des Stadtteils durch Verkehr und Veranstaltungen so gering wie möglich zu halten. „ Zunächst muss geklärt werden, wie die verkehrliche Anbindung und die Parkplatzsituation geregelt werden“, so Arik Willner.
Es müsse ein schlüssiges Parkraumkonzept für die 270 Parkplätze erstellt werden, die der Investor nachweisen muss. Dazu gab es bereits Pläne für eine Quartiersgarage mit einer Sportfläche auf dem Dach. Sie könnten nun realisiert werden. Nach Ansicht der Abgeordneten muss auch noch darüber geredet werden, wie häufig tatsächlich Veranstaltungen in der Mehrzweckhalle stattfinden. Nach Angaben des Investors soll es sich um höchstens 52 Tage im Jahr handeln. Michael Osterburg hält das für zu viel. „Wir möchten, dass die Anzahl der Events auf 38 reduziert wird.
Zudem sollen während der Dom-Zeiten nur Sportveranstaltungen und keine Konzerte stattfinden.“ Des Weiteren fordern SPD und Grüne bei der Aufstockung eine Reduzierung der Höhe. „Wir können dem Stadtbild von St. Pauli ein so mächtiges Bauwerk nicht zumuten und fordern eine Reduzierung des Aufbaus um zwei Stockwerke“, so Willner. Generell bestehe die Frage, ob die geplante Aufstockung des Bunkers auf knapp 60 Meter unmittelbar neben einem Wohngebiet überhaupt zulässig sei. Tatsächlich gibt es für das Heiligengeistfeld keinen Bebauungsplan, daher wird dort der Paragraf 34 des Baugesetzbuchs angewendet. Demnach ist ein Bauvorhaben zulässig, wenn es sich „in die Eigenart der näheren Umgebung einfügt und das Ortsbild nicht beeinträchtigt“ . Neben Rindermarkthalle, Telekomgebäude und Millerntor-Stadion müssten auch die Wohngebäude berücksichtigt werden. Deren Traufhöhe von etwa 16 Metern würde der aufgestockte Bunker um mehr als das Dreifache überragen. In ihrem Forderungskatalog berücksichtigen SPD und Grüne auch die Interessen der Bestandsmieter. Diese dürften durch die Aufstockung keine Nachteile wie etwa Mieterhöhungen haben.
Gedenkstätte geplant
Das öffentliche Interesse, das ein Aushebeln des Denkmalschutzes erlaubt, sehen die Parteien gewahrt. So sehen die Pläne neben einer Mehrzweckhalle für Sport und Kultur auch sogenannte Gästehäuser mit günstigen Zimmern für Künstler vor. Zudem wurden alle Eckpunkte des geplanten Bunkerumbaus in Zusammenarbeit mit dem Beteiligungsprojekt „Hilldegarden“ erarbeitet. In verschiedenen Workshops haben Anwohner und Interessierte Wünsche und Ideen zusammengetragen. Für den Stadtteil sind gleich mehrere Räume geplant: ein Amphitheater in einem der Flaktürme und eine Gedenkstätte, die an die Geschichte des 1942/1943 in nur 300 Tagen erbauten Bunkers erinnern soll. Der FC St. Pauli begrüßt die Entscheidung. Er sieht in dem Projekt die einzig realistische Chance, in absehbarer Zeit seinen akuten Bedarf an zusätzlichen Sportflächen zumindest teilweise decken zu können.
Der Verein plant, die im Bunker vorgesehene Halle an sechs Tagen in der Woche fest und langfristig zu mieten und sie für den Amateursport zu nutzen. Vormittags sind Kurse für Gesundheits- und Integrationssport vorgesehen. Nach Informationen des Abendblatts hat die Stadt in der jüngeren Vergangenheit mehrere Vorschläge des FC St. Pauli für Standorte neuer Sporthallen und Spielfelder abgelehnt. So wurde etwa der Idee, das Gelände der früheren Fliegenden Bauten an der Glacischaussee für den Sport zu nutzen, eine Abfuhr erteilt. Bei einem Scheitern der Bunkerpläne hätte der FC St. Pauli offensiver als bisher den Bezirk Mitte und die Stadt in die Pflicht genommen, die dringend benötigten Hallenkapazitäten im Stadtteil oder zumindest dessen Nähe für seine gut 8000 aktiv Sport treibenden Mitglieder bereitzustellen.