St. Pauli. Investoren planen Fußballplatz und zusätzliche Stellflächen. Staatsrat lobt Konzept. Gästehäuser für Fans und Kulturinteressierte.
Doppelzimmer, die sich zusammenlegen lassen und so für Gruppen und Bands geeignet sind. Drei Künstler-WGs sowie ein Artist-in-Residence-Apartment zu vergünstigten Mietpreisen. Sportkurse und Amateurtraining in der Mehrzweckhalle, die sonnabends für Kunst und Kultur offen steht. Außerdem viele Fahrradstellplätze und vielleicht sogar ein Fußballplatz, unter dem geparkt werden kann. Die Planungen zur Aufstockung des Feldstraßenbunkers, die auf dem Dach auch einen Stadtgarten vorsehen, sind schon viel weiter gediehen als bislang bekannt. Sie machen das umstrittene Projekt nicht unattraktiver. Im Gegenteil.
Kritik kommt bislang vor allem von den Abgeordneten im zuständigen Bezirk Hamburg-Mitte. Sie hatten durch eine Anfrage an den Senat unter anderem erfahren, dass das geplante 154-Zimmer-Hotel nur sechs günstige Zimmer für Künstler vorhält. Da der Nutzung durch die Kreativszene ursprünglich ein deutlich höherer Stellenwert eingeräumt worden war, waren sie entsprechend konsterniert. Nach Informationen, die dem Abendblatt vorliegen, soll auf den ersten drei Ebenen des insgesamt fünfstöckigen Aufbaus ein Gästehaus mit 80 Zimmer entstehen. Der in Hamburg ansässige Betreiber will dort die Themen Stadtgarten und Urban Gardening verwirklichen.
Unterkünfte für Künstler
Ein zweites Gästehaus auf den Ebenen drei, vier und fünf soll über 70 reguläre Doppelzimmer verfügen, von denen jeweils zwei zusammengelegt werden können. „Zwei Drittel dieser Zimmer sollen als Übernachtungsunterkünfte für kulturaffine Gäste zur Verfügung stehen“, sagt Robin Houcken vom Planungsbüro Metapol. Sie können von Institutionen wie dem Thalia Theater, dem Club Kombinat oder dem Kunstverein im Rahmen ihres Budgets für Künstler gebucht werden.
Das restliche Drittel der Doppelzimmer soll den Gästen des FC St. Pauli zu besonderen Konditionen angeboten werden. In den drei jeweils 40 Quadratmeter großen Künstler-WGs stehen insgesamt 18 Betten für 15 Euro pro Nacht zur Verfügung. Ein ebenso großes Apartment steht einem Künstler auch für längere Zeit zur Verfügung.
Die Sporthalle, die nach derzeitigem Planungsstand zweistöckig und etwa 1100 Quadratmeter groß werden soll, soll durch den FC St. Pauli für den Breitensport genutzt werden. „Das Hallenfeld wurde vergrößert und hat jetzt mit 40 mal 20 Metern die richtige Größe, um dort turnierfähige Handballspiele austragen zu können“, so Houcken. Vorgesehen ist, dass die Halle täglich außer sonnabends von 6 bis 23 Uhr für an den Stadtteil gerichtete Sportangebote und Trainings genutzt wird.
Ausstellungen und Konzerte an den Sonnabenden
Die Vereine im Stadtteil suchen seit Langem nach Trainingsflächen. Der FC St. Pauli benötigt für seine rund 8000 aktiven Mitglieder dringend zusätzliche Hallenkapazitäten im Stadtteil oder zumindest im Bezirk Mitte. Derzeit trainieren die Handballteams wechselweise in verschiedenen Hallen, darunter auch in Alsterdorf und Wilhelmsburg. Die Kosten für den Bau der Sporthalle könnten etwa durch die Überschüsse aus einem Fitnessstudio im Bunker getragen werden. Zu den Plänen wollte sich das Präsidium des FC St. Pauli noch nicht äußern, da der vereinsinterne Abstimmungsprozess noch nicht abgeschlossen sei.
An den Sonnabenden sollen in der Halle unter der Federführung des Musikclubs Uebel & Gefährlich Ausstellungen und Konzerte stattfinden. Maximal 52-mal im Jahr würden in der Halle Veranstaltungen stattfinden, so Houcken. „Bedarf hierfür haben unter anderem Mieter aus dem Bunker angemeldet.“
St. Paulis Amateurabteilung braucht einen Fußballplatz
Dem zu erwartenden steigenden Verkehrsaufkommen durch Hotelgäste und Veranstaltungsbesucher wollen die Planer unter anderem mit 192 Fahrradstellplätzen, einer Station für Carsharing und Gutscheinen für die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln begegnen. Dennoch: Laut Stellplatzverordnung müssen 278 Parkplätze nachgewiesen werden. Dass das noch nicht geschehen ist, hatten die Bezirkspolitiker kritisiert. „Für die brachliegende Fläche der benachbarten ehemaligen Tankstelle sind wir derzeit in Mietvertragsverhandlungen. Sie soll als Parkplatz hergerichtet werden“, so Houcken. Eine weitere Idee für diese Fläche: In der Dom-freien Zeit könnte sie in Abstimmung mit dem FC St. Pauli als Fußballplatz hergerichtet werden. „Neun Monate im Jahr hätten wir dann eine weitere Sportfläche im Stadtteil“, so der Planer. Auch hier hat St. Paulis Fußball-Amateurabteilung Bedarf. Zuletzt sollen Spieler den Club verlassen haben, weil sie kaum trainieren konnten.
In der Behörde für Sport kommen die Pläne für Sporthalle und zusätzliches Fußballfeld gut an. „Der Platz in der Innenstadt ist knapp“, so Staatsrat Christoph Holstein. „Aus Sicht des Sports wäre es natürlich eine gute Sache, wenn mitten in der City neue Flächen für den Sport entstehen würden.“ Robin Houcken ist überzeugt davon, dass die Vorteile des Gesamtkonzepts für den Stadtteil sehr groß sind. „Ich hoffe“, sagt er, „die Bezirkspolitiker teilen meine Einschätzung.“