Hamburg. Auf vier von fünf Hauptzufahrtsstraßen zum Stadtzentrum wird derzeit gebaut. Rund 100 Kilometer Straße sollen saniert werden.

Zumindest eine leichte Entspannung ist in Sicht. In der kommenden Woche sollen am Eimsbütteler Marktplatz die Straßenbauarbeiten, die seit einigen Wochen für Staus sorgen, abgeschlossen werden. Dann ist für die Autofahrer der Weg von der Autobahnanschlussstelle Stellingen in die Innenstadt wieder frei, und der Verkehr dürfte wieder normal fließen.

Viel ändern wird das an der Gesamtsituation in Hamburgs Westen allerdings nicht. Wer derzeit eine der A-7-Anschlussstellen nördlich des Elbtunnels nutzt, um in die City zu kommen, hat – zumindest in der Rushhour – schlechte Karten. Auf vier von fünf Hauptzufahrtsstraßen wird nämlich gebaut, was für lange Staus sorgt.

„Sanierungsarbeiten an den Straßen sind notwendig und sinnvoll“, sagt ADAC-Sprecher Christian Nieff. Der Automobilverband unterstütze den Senat in dieser Frage vorbehaltlos. „Allerdings kann es nicht sein, dass gleichzeitig an mehreren Zufahrtsstraßen gebaut wird und für die Autofahrer alle Alternativstrecken blockiert werden.“ Nieff spricht von schlechter Planung, die vor allem zulasten der Tausenden Berufspendler geht. „Die Pendler haben keine Ausweichmöglichkeiten.“

Nach Angaben der für den Verkehr zuständigen Wirtschaftsbehörde sollen in diesem Jahr in Hamburg rund 100 Kilometer Straße saniert werden. Dafür stünden etwa 70 Millionen Euro zur Verfügung. Die Behörde verweist darauf, dass in der jüngeren Vergangenheit viele Hamburger Straßen vernachlässigt wurden und der Sanierungs­bedarf entsprechend hoch ist.

Kieler Straße von vier auf zwei Spuren reduziert

Betrachtet man die Karte unten, ist rasch zu erkennen, dass die Baustellen in ihrer Gesamtheit den Verkehr im Westen Hamburgs erheblich behindern. Das fängt am Eimsbütteler Marktplatz an und trifft besonders jene, die in Stellingen die A 7 verlassen haben. Unmittelbar vor dem Kreisel wird die Zahl der Fahrspuren auf der Kieler Straße von vier auf eine bzw. zwei reduziert.

Das führt regelmäßig zu erheblichen Stauungen, was angesichts des hohen Verkehrsaufkommens kaum jemanden verwundert. Städtischen Zählungen zufolge sind werktags auf dieser Strecke bis zu 56.000 Fahrzeuge unterwegs. Zum Vergleich: Die durchschnittliche tägliche Verkehrsstärke auf deutschen Autobahnen liegt bei rund 47.000 Fahrzeugen.

Wer die A 7 an der Anschlussstelle Volkspark verlässt, hat auch nicht viel Glück. Führt ihn sein Weg über den Holstenkamp (rund 34.000 Fahrzeuge am Tag), steht er am Eimsbütteler Marktplatz erneut im Stau. Nutzt der Autofahrer den Bornkampsweg, ist an der Stresemannstraße Schluss (täglich rund 40.000 Fahrzeuge).

Stresemannstraße sorgt für größte Verzweiflung unter Fahrern

Die Stresemannstraße ist derzeit eine spannende Großbaustelle. Auf längeren Abschnitten werden gleichzeitig unterschiedliche Sanierungs- oder Umbauarbeiten ausgeführt. „Wir begrüßen die Bündelung der Baumaßnahmen, weil die Verkehrstrasse so nur einmal gesperrt werden muss“, sagt ADAC-Sprecher Nieff. Allerdings verhinderten die Baustellen an den anderen Einfallstraßen, dass Autofahrer der Stresemannstraße ausweichen könnten. Betroffen sind vor allem jene Auto­fahrer, die die A 7 an der Anschlussstelle Bahrenfeld verlassen. Das sind rund 43.000 Fahrzeuge täglich.

Ein Ausweichen auf die Anschlussstelle Othmarschen hilft nicht weiter. So wird derzeit auf der Behringstraße gebaut. Manche Autofahrer wählen den Weg über den Hohenzollernring und versuchen anschließend über die Elbchaussee oder die Königstraße ihr Heil. Doch auch auf beiden Trassen lauern Baustellen: entweder im Kreuzungs­bereich Königstraße/Holstenstraße oder – etwas südlicher – an der Breiten Straße und am Johannisbollwerk. Die Palmaille und Breite Straße passieren werktäglich im Durchschnitt rund 30.000 Fahrzeuge, die Reeperbahn am Millerntorplatz etwa 35.000.

Bleibt den Autofahrern letzten Endes die Abfahrt an der Anschlussstelle Schnelsen und der Weg über die B 447 (Schleswiger Damm, Friedrich-Ebert-Straße, Kollaustraße, Lokstedter Steindamm, Hoheluftchaussee und Grindelallee). Das Problem: Die Kollaustraße gilt bereits unter normalen Umständen mit durchschnittlich 57.000 Autos und Lastkraftwagen als stark frequentiert.

Die Wirtschaftsbehörde reagiert zurückhaltend auf Klagen der Auto­fahrer. „Im Bezug auf die Straßen aus dem Westen in Richtung Innenstadt sind uns keine außerordentlichen Beeinträchtigungen bekannt“, erklärte die Behörde am Mittwoch.