Hamburg. Erkan U., der sich wegen des Besitzes von Waffen und Kokain vor Gericht verantworten muss, beteuert seine Unschuld und Friedfertigkeit.

Eigentlich, so soll es wohl rüberkommen, sei er ein durchweg friedliebender Typ. Er, der frühere Mongols-Chef, der sich lange Zeit als einer der finstersten Typen der Stadt inszenierte, lehne in Wirklichkeit Waffen prinzipiell ab, sagt Erkan U. Wie es geschehen konnte, dass trotzdem bei zwei Polizeieinsätzen in seiner Wohnung im vergangenen Jahr jeweils eine Pistole sowie Munition beschlagnahmt wurden, erklärt der 37-Jährige im Prozess vor dem Schöffengericht mit einer außerordentlichen Pechsträhne.

Der ehemalige Boss der Mongols beteuert, Waffen und Drogen gehörten nicht ihm

Denn beide Male, beteuert der Ex-Rocker-Boss, seien es mitnichten seine Waffen gewesen. Vielmehr hätten sie Bekannten von ihm gehört. „Es gab ja mehrere aggressive Vorfälle gegen mich. Nur ein Teil davon ist überhaupt bekannt geworden“, sagt der Angeklagte, dem Verstoß gegen das Waffengesetz sowie der Besitz von Kokain vorgeworfen werden.

Ein Attentat-Versuch, der sehr wohl Schlagzeilen machte, war ein Anschlag, bei dem eine Handgranate unter seinem Lamborghini platziert wurde. „Ich war schockiert darüber“, sagt Erkan U. dazu. Es sei „eine glückliche Fügung“ gewesen, dass niemand verletzt wurde. „Waffen selbst kamen für mich eigentlich nicht in Frage.“ Und normalerweise würde er „auch keinen einzigen Menschen mit Pistole in meine Wohnung lassen. Aber wenn man bedroht wird...“, erzählt der Angeklagte.

Und weil „jeder“, der seine Wohnung verlasse, auf dem Nachhauseweg überprüft worden sei, hätten seine Kumpels die Waffen lieber für einige Stunden in seinem Zuhause deponiert. „Es ist doch klar: Wenn eine Pistole bei mir gefunden wird, wird sie mir zugeordnet. Sie gehört aber nicht mir. Egal, wo ich war, wurde ich von der Polizei durchsucht.“

Laut eigener Aussage hat Erkan U. mit den Mongols nichts mehr zu tun

„Umso erstaunlicher, dass Sie auch fremde Pistolen aufbewahren“, wundert sich der Richter. Auch der Großteil des Kokains, das bei ihm gefunden wurde, sei nicht seins gewesen, versichert der Angeklagte weiter. Bekannte hätten es mitgebracht und ihm zum Kauf angeboten, er habe aber abgelehnt. „Echt ein unglücklicher Zufall“, meint der Richter dazu. Erkan U. seufzt: „Wirklich, wirklich.“

Im Dezember habe er dann den Mongols den Rücken gekehrt, erzählt er weiter. Wenige Tage, nachdem er bei einem Überfall in seiner Wohnung verletzt und noch „ziemlich ramponiert“ gewesen sei, habe er „alle Mongols zusammengerufen und gesagt, dass ich aussteigen will“. Für die Mongols seien ihre „Patches“, also ihre Aufnäher an den Kutten, „das Wichtigste“, erklärt Erkan U. Die habe er damals zerschnitten. Der Prozess wird fortgesetzt.