Stellingen. Schüler der Stadtteilschule Stellingen gestalten mit Kindern aus drei Erstaufnahmeeinrichtungen einen bunten Aktionstag.

Das hat Hamburg noch nicht gesehen: Mehr als 1000 Schüler der Stadtteilschule Stellingen gestalteten gestern zusammen mit rund 120 Kindern aus drei Zentralen Erstaufnahmeeinrichtungen einen bunten Aktionstag.

„Hier in Stellingen ist jeder willkommen“, lautete die Botschaft. Gemeinsam mit den neuen kleinen Nachbarn wurde Sport getrieben, gemalt, musiziert und gekocht. „Wir wollen mit den neuen Schülern in Kontakt treten und Beziehungen aufbauen“, sagt Javad aus dem Schülerrat. Der 22-Jährige kam selbst vor sechs Jahren als minderjähriger unbegleiteter Flüchtling aus Afghanistan nach Hamburg. Jetzt hat er sein Abitur an der Stadtteilschule gemacht, nur die mündliche Prüfung in Deutsch steht noch aus.

Mit kleinen Dingen viel bewegen

„Die Sprache ist der Schlüssel zum Erfolg“, sagt Javad. Er sitzt in einem Klassenraum und erzählt den Siebtklässlern von seiner achtmonatigen Flucht aus seiner Heimatstadt Herat über die Türkei und Griechenland nach Hamburg. Zu Beginn hat er mit den Schülern persisch gesprochen, um ihnen zu zeigen, wie es ist, wenn man in ein fremdes Land kommt und kein Wort versteht.

Jaydon, 13, aus der 7c näht zusammen mit seiner Klasse Federtaschen. „Wir schnüren Willkommenspakete für die Kinder aus den Erstaufnahmen.“ Sie haben bei Firmen nach Stiften und Kugelschreibern, Scheren und Klebern gefragt und übergeben nun die Starterpakete an die neuen Schüler. „Ich kann nicht immer nur Nachrichten im Fernsehen gucken und dann nichts tun“, sagt Jaydon. „Man kann auch mit kleinen Dingen sehr viel bewegen.“

Abgeordnete mit Schülern ins Gespräch bringen

Vom Projekt „OpenEyesOpen­Hearts“ (OEOH) sind geflüchtete Menschen aus Syrien an die Stadtteilschule gekommen und berichten vor sechs 9. und 10. Klassen von ihrer Heimat und ihrem Entschluss, Syrien zu verlassen. Und sie erzählen von ihrer Flucht nach Deutschland.

Im Schulgebäude am Sportplatzring gibt es für die Stellinger Oberstufenschüler eine weitere Premiere: „Dialog P“, Auftaktveranstaltung der Bürgerschaft, die Abgeordnete mit Schülern ins Gespräch bringen soll. „Das Format ist intensiv und persönlich. Wir wollen Politik für die Jugendlichen greifbar machen“, sagt Marco Wiesner von der Bürgerschaftskanzlei. Nach kurzer Vorstellungsrunde diskutierten die Schüler in fünf Kleingruppen mit Gerhard Lein (SPD), Philipp Heißner (CDU), Antje Möller (Grüne), Heike Sudmann (Linke) und Jörn Kruse (AfD) über Flüchtlinge und Einwanderung, Abschiebung und den Islam. Es ist die erste von zunächst 13 geplanten Schulveranstaltungen, die bis zum Juli zu den unterschiedlichsten Themengebieten stattfinden werden.