Hamburg . Marktumfeld hat sich verschlechtert. Viele Banken nehmen nun Geld für Überweisungen auf Papier oder erhöhen Gebühren für Kreditkarten.

Werner F. hätte die Mitteilung am Ende seiner Kontoauszüge fast übersehen. Denn der Kontostand interessiert ihn mehr als Hinweise der Bank. Doch was er dann las, hatte es in sich. Die Sparda Bank Hamburg plant in diesem und im nächsten Jahr Gebührenerhöhungen. So wird für die EC-Karte eine Jahresgebühr von zehn Euro eingeführt. „Ab nächstem Jahr muss ich zudem für jede beleghafte Überweisung 75 Cent bezahlen“, sagt F. Von einem kostenlosen Konto könne dann doch keine Rede mehr sein.

In der Niedrigzinsphase hat sich das Marktumfeld für die Kreditinstitute verschlechtert. Die Banken erhalten seit Juni 2014 nicht nur keine Zinsen mehr, wenn sie Geld bei der Europäischen Zentralbank parken – sie müssen sogar Strafzinsen dafür zahlen. „Das Geschäftsmodell von Banken und Sparkassen ist in erster Linie ein Zinsgeschäftsmodell“, sagt Oliver Mihm, Vorstandsvorsitzender der Unternehmensberatung Investors Marketing. „Insbesondere bei den regionalen Banken machen Zinserträge drei Viertel und Provisionserträge ein Viertel aus.“

Wenn der Zins wegfällt, gerät das Geschäftsmodell unter Druck, denn die Provisionseinnahmen, etwa für die Vermittlung von Investmentfonds, lassen sich nicht beliebig erhöhen. „Hinzu kommen tariflich getriebene, stetig steigende Kosten für das Personal sowie Investitionen für die Umsetzung regulatorischer Anforderungen und die Digitalisierung“, sagt Mihm.

Kontoführung bleibt bei der Sparda Bank wie bisher kostenlos

Da die Banken negative Zinsen für Privatkunden vermeiden möchten, müssen sie an anderen Stellschrauben drehen. „Dieser Schritt ist uns nicht leichtgefallen“, sagt Bernhard Westerhoff, Vorstandsvorsitzender der Sparda Bank Hamburg. „Aber wir müssen bei solchen Entscheidungen die gesamte Bank im Blick haben.“ Die Kontoführung bleibe unabhängig von der Höhe des monatlichen Geldeinganges wie bisher kostenlos. Und 83 Cent im Monat für die Bankcard seien für die Kunden ein überschaubarer Betrag.

Andere Banken haben längst gehandelt. „Wir verzeichnen vor allem bei regionalen Anbietern Gebührenanpassungen, besonders steigen die Preise für beleghafte Überweisungen“, sagt Sigrid Herbst von der FMH-Finanzberatung. „Einige Institute kommen auch mit neuen Kontomodellen auf den Markt, das macht es noch schwieriger Gebührenerhöhungen aufzudecken.“

Auch die PSD Bank hat ihr Girokonto überarbeitet

Von den in Hamburg ansässigen Banken hat auch die PSD Bank Nord ihr kostenloses Girokonto überarbeitet. Es kostet jetzt bis zu 9,80 Euro im Monat – abhängig von der Höhe des monatlichen Geldeinganges. Nur wer seine Geldgeschäfte komplett online abwickelt und mindestens einen Geldeingang von 1000 Euro hat, muss weiterhin nichts für die Kontoführung bezahlen. Die Jahresgebühr für die Kreditkarte stieg bei der PSD Bank Nord um 150 Prozent auf 25 Euro. Auch die Sparda Bank Hamburg kalkuliert ihr Kreditkartenmodell neu.

Bisher gab es die Jahresgebühr für die Mastercard in Höhe von 30 Euro zurück, wenn mit dem Plastikgeld mindestens ein Jahresumsatz von 2500 Euro erreicht wird. Das wird es künftig nicht mehr geben, sofern man die kostenlose Kontoführung nutzt. „Durch EU-Vorschriften verdient Mastercard weniger Geld und das setzt sich nun bei uns als Partnerbank fort“, sagt Sparda-Chef Wes­terhoff. Deshalb sei die umsatzabhängige Rückerstattung nicht mehr haltbar.

Fein heraus ist jetzt der Hamburger Marktführer Haspa, der zu seinem kostenpflichtigen Joker-Konto weitere geldwerte Vorteile und Dienstleistungen anbietet. „Viele Banken verabschieden sich vom Gratiskonto. Diesen Irrweg sind wir von Anfang an nicht gegangen“, sagt Haspa-Sprecherin Stefanie von Carlsburg. Dem Konto zum fairen Preis gehöre die Zukunft. 13.000 neue Mehrwertkonten konnten im vergangenen Jahr eröffnet werden. Insgesamt gibt es 650.000 Joker-Konten. In den vergangenen Jahren blieben die Gebühren rund um das Girokonto bei der Haspa konstant. Aber von Carlsburg schließt nicht aus, „dass auch uns das herausfordernde Umfeld dazu zwingt, darüber nachzudenken, unsere Konditionen anzupassen“.

"Ein großer Kostenfaktor für die Banken ist der Zahlungsverkehr"

Bei den überregionalen Banken ist das vielfach schon geschehen. „Denn ein großer Kostenfaktor für die Banken ist der Zahlungsverkehr und die Bereitstellung von Infrastruktur und Mitarbeitern für Beratung und Service“, sagt Mihm. Da Bankkunden nicht bereit seien, für Beratung zu zahlen, „sind natürlich die Kosten für Girokonten und Kreditkarten im Fokus. Bei der Degussa Bank stiegen die Preise für verschiedene Kreditkarten um bis zu 113 Prozent an. Die Santander Bank erhöhte die Gebühren für das Konto GiroStar um 33 Prozent. Beleghafte Überweisungen kosten jetzt 1,50 Euro. Das ist auch der Preis, den die Commerzbank vom 1. Juni 2016 an für einen handschriftlich oder maschinell ausgefüllten Überweisungsträger verlangt.

Das ist längst noch nicht der Spitzenwert. „Die Targo Bank kassiert bis zu 3,50 Euro“, sagt Herbst. Die Postbank hat eine solche Gebühr in Höhe von 99 Cent für beleghafte Überweisungen bereits eingeführt. Seitdem ist die Anzahl der täglich eingereichten Papierbelege um 30 Prozent zurückgegangen. Unterdessen überlegt das Institut die Filialen stärker zu automatisieren und plant offenbar auch bei den Kontomodellen weitere Veränderungen.

Bereits im Herbst des vergangenen Jahres hatten einige private Banken die Einheitsgebühr von 1,95 Euro für Abhebungen am Geldautomaten durch Fremdkunden, die auch nicht zum Automatenverbund Cash Group gehören, angehoben. Bei der Commerzbank kostet einmal Geld ziehen 3,90 Euro bei der Deutschen Bank 3,95 Euro.

Meist nehmen die Kunden die Gebührenerhöhungen hin. Die Wechselbereitschaft zu einem anderen Institut ist gering, zumal die Gebührenspirale fast alle erfasst. Experte Mihm: „Die Banken stehen vor der Herausforderung, den Wert ihrer Dienstleistungen besser zu vermitteln als bisher.“