Düsseldorf/Hamburg. Wenn die aktuelle Niedrigzinsphase lange andauere, würden die Sparkassen die Kunden nicht vor Strafzinsen bewahren können.
Eine Wende an der Zinsfront für Spareinlagen zeichnet sich ab. Die Sparkassen schließen auf längere Sicht Strafzinsen auch für Durchschnittssparer nicht mehr aus. Der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Georg Fahrenschon, sagte am Mittwoch auf dem 25. Deutschen Sparkassentag, die Geldinstitute würden „alles tun, um die privaten Sparer vor Negativzinsen zu schützen – in Teilen auch zulasten der eigenen Ertragslage“. Wenn die aktuelle Niedrigzinsphase aber lange andauere, würden die Sparkassen die Kunden nicht davor bewahren können.
Die Hamburger Sparkasse, die größte deutsche Sparkasse, sieht nach den jüngsten Äußerungen des Verbandschefs keinen Grund, ihre Zinspolitik zu überdenken. „Bei uns gibt es derzeit keine negativen Zinsen für Einlagen unserer Privat- und Firmenkunden“, sagt Haspa-Sprecherin Stefanie von Carlsburg. „Diesen Kurs wollen wir nach Möglichkeit beibehalten.“
Der Sparkassen-Präsident mahnte die deutsche Politik, mehr für die Vermögensbildung von Geringverdienern zu tun. „Über 60 Prozent unserer Privatkunden haben monatlich eigentlich nichts mehr übrig, um Rücklagen zu bilden“, warnte Fahrenschon. Wer wirklich Wohlstand für alle wolle, müsse den Betroffenen helfen, für das Alter vorzusorgen. Fahrenschon appellierte an den Staat, dafür einen Teil des Geldes, das er wegen der niedrigen Zinsen auf Kredite spare, an die Schwächeren weiterzugeben – etwa durch höhere Beträge im Vermögensbildungsgesetz, mit dem der Staat die Vermögensbildung von Arbeitnehmern fördert. Die Beträge wurden seit 1998 nicht mehr geändert.