Hamburg . Flughafen und Airlines vereinbaren eine Pünktlichkeitsoffensive. Parallel hat der Senat einen Plan gegen Fluglärm beschlossen.

Der Hamburg Airport und fünf große Fluggesellschaften starten eine Pünktlichkeitsoffensive: Am Dienstag haben Vertreter von Air Berlin, Condor, easyJet, Eurowings/Germanwings, Lufthansa und der Flughafen Hamburg GmbH die „Gemeinsame Erklärung zum Abbau von Verspätungen nach 23 Uhr am Hamburg Airport“ unterschrieben. Parallel hat der Senat am Dienstag einen Plan gegen Fluglärm beschlossen.

Mit ihrer Erklärung verpflichten sich Flughafen und Airlines – zum Schutz der Anwohner – so selten wie möglich, Gebrauch von der sogenannten Verspätungsregelung zu machen. Damit ist der Luftfahrtstandort Hamburg bundesweit Vorreiter für die Zusammenarbeit von Flughafen und Fluggesellschaften bei der Reduzierung von Verspätungen.

Verspätungen nie völlig auszuschließen

„Wir konzentrieren uns mit den Airline-Partnern darauf, die letzten Flugzeuge eines Tages, die bis 23 Uhr geplant sind, auch pünktlich in Hamburg starten oder landen zu lassen“, sagt Michael Eggenschwiler, Vorsitzender der Geschäftsführung am Hamburg Airport. Das sei von großer Bedeutung für die Anwohner in Hamburg und in Schleswig-Holstein.

„Die Betriebszeiten am Hamburger Flughafen sind täglich von 6 bis 23 Uhr, danach gibt es sehr strenge Nachtflugbeschränkungen. Verspätete Flugzeuge dürfen nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen bis 24 Uhr starten und landen“, so Eggenschwiler. Bei einem hochkomplexen System wie dem Luftverkehr seien Verspätungen trotz professioneller Abläufe nie völlig auszuschließen. „Unser Ziel ist es daher, die Bevölkerung bestmöglich vor Fluglärm zu schützen – ohne dabei die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes zu gefährden.“

Politik begrüßt Vereinbarung

Vertreter von Politik und Verwaltung begrüßen das starke Bündnis für mehr Fluglärmschutz. „Für die Akzeptanz des Luftverkehrs ist es unerlässlich, dass es nach 23 Uhr so wenig Verspätungen wie möglich gibt“, sagt Staatsrat Andreas Rieckhof von der Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation.

Dem schließt sich Wolfgang Michael Pollmann, Staatsrat der Umweltbehörde an. Er sagt: „Wir sind uns bewusst, dass ein innerstädtischer Flughafen Lärmbelastungen mit sich bringt, wissen aber auch um die wirtschaftliche Bedeutung des Flughafens.“ Vor diesem Hintergrund sei es besonders wichtig, den Lärmschutz Schritt für Schritt zu verbessern.

Fluglärmschutzbeauftragte erhält Berichte

Gemeinsam mit seinen Airline-Partnern hat der Flughafen neun Maßnahmen beschlossen, die den Flugplan noch stabiler und verlässlicher machen sollen, vor allem an den Tagesrandzeiten. Verspäteten Flügen soll etwa künftig neben der Überprüfung und gegebenenfalls einer Ausweitung der Reserven und Pufferzeiten eine höhere Priorität bei der Abfertigung eingeräumt werden. Durch die Einführung eines „Pünktlichkeitsmanagements“ soll die Abstimmung weiter optimiert werden.

Zudem verpflichten sich die Luftfahrtunternehmen, der Hamburger Fluglärmschutzbeauftragten detailliert die Gründe für die Verspätungen nach 23 Uhr unaufgefordert monatlich mitzuteilen. Noch mehr Offenheit und Transparenz soll es durch Standards bei der Abgabe von Begründungen sowie die Veröffentlichung auf der Internetseite www.hamburg-airport.de geben.

Kritik kommt von der Linken-Fraktion

Um die Verspätungen zu minimieren, setzt der Hamburger Flughafen schon jetzt finanzielle Anreize: Vor 14 Jahren hat der Flughafen ein Gebührensystem eingeführt, wonach die Airlines in den späten Abendstunden und der Nacht hohe Aufschläge auf die Lärmentgelte zahlen müssen. Diese Aufschläge wurden zum 15. Januar 2015 noch einmal deutlich erhöht: Für jede verspätete Landung und für jeden verspäteten Start wird ein Aufschlag von 150 Prozent fällig.

Kritik an der neuen Pünktlichkeitsoffensive kommt von der Linken-Fraktion. „Das ist eine unverschämte Sprachverdrehung zu Lasten der Menschen in und um Hamburg“, sagt Stephan Jersch, umweltpolitischer Sprecher der Linken-Bürgerschaftsfraktion. Denn nach wie vor weigere sich Hamburg, einen wirksamen Schutz gegen den Fluglärm anzugehen. "Die Zahl der Flüge zwischen 22 und 6 Uhr morgens nimmt weiterhin nicht ab", so Jersch. "Die neueste Image-Kampagne von Flughafen und Fluggesellschaften wäre nicht notwendig, wenn sie und der Senat sich an die sowieso schon laxen Bestimmungen halten würden. Es zeugt von bewusster Ignoranz gegenüber den eigenen Fehlern, daraus eine Positivmeldung zu fabrizieren.“ Über 50 Prozent der Verspätungen und Nachtflüge am Hamburger Flughafen seien allein durch den Betriebsablauf der Fluggesellschaften bedingt.