Hamburg. Beschäftige des Öffentlichen Dienstes im Ausstand. Kitas und Stadtreinigung betroffen. Thalia-Theater muss Vorstellung absagen.

Zahlreiche Beschäftigte des öffentlichen Dienstes in Hamburg sind am Freitag in einen eintägigen Warnstreik getreten. Wegen des Warnstreiks boten 67 städtische Kitas nur Notdienste an, 29 waren sogar ganz geschlossen. Ebenfalls betroffen waren unter anderem die Stadtreinigung, die Theater, die Hafenaufsicht und die Bücherhallen. Viele Bürger mussten dadurch Einschränkungen hinnehmen.

Bei einer Demonstration in der Innenstadt versammelten sich nach Polizeiangaben am Vormittag rund 2400 Menschen, um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen. Die Gewerkschaft Verdi verlangt für die rund 20.000 in Hamburg betroffenen Beschäftigten unter anderem sechs Prozent mehr Geld und eine Anhebung der Auszubildendenvergütung um 100 Euro. „Angesichts der realen Einkommenssituation sowie der tatsächlichen Lebenshaltungskosten sind die Forderungen keinesfalls maßlos“, erklärte Hamburgs Verdi-Chef Berthold Bose. Wer täglich gute Arbeit leiste, habe einen Anspruch auf faire Lohnerhöhungen.

"Tristan und Isolde" streikbedingt ohne Bühnenbild

Der Warnstreik sorgt auch für Störungen an der Hamburgischen Staatsoper. Der Aufbau des Bühnenbildes von "Tristan und Isolde" wird unmöglich, dadurch muss die heutige Vorstellung konzertant gespielt werden. Die Besetzung mit Stephen Gould als Tristan und Ricarda Merbeth als Isolde bleibt bestehen, die musikalische Leitung hat Kent Nagano. Die Vorstellung ist sehr gut verkauft. Karten kosten bis zu 98 Euro. Besucher, die die Vorstellung aufgrund der Umstände nicht sehen wollen, können ihre Eintrittskarten je nach Verfügbarkeit in den nächsten Tagen für eine andere Vorstellung ihrer Wahl umtauschen.

Im Thalia Gaußstraße fällt eine Vorstellung aus

Die Vorstellung der „Dreigroschenoper“ am Freitag um 19:30 Uhr am Thalia Theater wird mit technisch abweichendem Aufwand gespielt. Die Tickets behalten ihre Gültigkeit oder können bis Vorstellungsbeginn umgetauscht werden. Die Vorstellung „The Piano has been drinking“ um 20.30 Uhr im Thalia in der Gaußstraße (Ballsaal) muss wegen des Streiks entfallen. Die Vorstellung „3000 Euro“ um 20 Uhr im Thalia in der Gaußstraße findet wie geplant statt.

Dritte Verhandlungsrunde am 28. April

Die Gewerkschaften verhandeln seit dem 21. März in Potsdam mit dem Bund und der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) über eine Entgelterhöhung für die Tarifbeschäftigten des öffentlichen Diensts. In der zweiten Verhandlungsrunde am 11./12. April haben die Arbeitgeber aus Sicht der Gewerkschaften ein Angebot vorgelegt, das für die Beschäftigten Reallohnverluste bedeuten würde.

Die dritte und letzte bislang vereinbarte Verhandlungsrunde beginnt am 28. April. Hamburg ist kein VKA-Mitglied, übernimmt aber für die in Hamburg rund 20.000 Tarifbeschäftigten in der Regel die Abschlüsse. In anderen Bundesländern fanden bereits mehrere Warnstreiks statt.

Mehrere Kitas betroffen

Konkret vom Ausstand betroffen sind nach Gewerkschaftsangaben in Hamburg die Elbkinder-Kitas sowie die Kindertagesstätten des ASB, der Rudolf Ballin Stiftung, des Hamburger Schulvereins und des Studierendenwerks. In etlichen Einrichtungen stehe nur ein Notdienst zur Verfügung, manche würden ganz schließen, hieß es. Beim größten Kita-Träger in der Hansestadt, den Elbkinder-Kitas mit seinen 183 Kindertagesstätten gab es in 67 Einrichtungen eine Notbetreuung für Kinder berufstätiger Eltern, wie Geschäftsführerin Katja Nienaber auf Anfrage sagte. In 87 Kitas habe es keine Einschränkungen gegeben.

Hinzu kommen Einschränkungen unter anderem bei der Stadtreinigung, der Hafenaufsicht, in den öffentlichen Theatern und den Bücherhallen. Ebenfalls vom Warnstreik betroffen seien der Zoll, Werkstätten für Behinderte sowie das städtische Unternehmen Fördern & Wohnen.

Der Landeselternausschuss Kindertagesbetreuung (LEA) mahnte die Gewerkschaften zur Mäßigung. „Der Dauerstreik über vier Wochen im Sommer letzten Jahres hat Eltern und Kinder an die Grenze der Belastbarkeit gebracht - oft darüber hinaus.“ Viele Eltern fürchteten erneute Dauerstreiks, „die nicht mehr tragbar wären“.

Vier Recyclinghöfe geöffnet

Die Stadtreinigung kündigte an, die Ausfälle möglichst gering zu halten. Ausgefallene Leerungen von Mülltonnen und grünen Bioabfalltonnen sollen am Montag, dem 25. April nachgeholt werden. Die Regelleerung dieser Tonnen verschiebt sich daher in der kommenden Woche um jeweils einen Tag nach hinten. Tonnen, die am Freitag dem 29. April regulär dran gewesen wären, sollen am Sonnabend, dem 30. April geleert werden. In Bergedorf bleibt es bei den regulären Abfuhrterminen.

Die Leerung von blauen Papiertonnen und gelben Hamburger Wertstofftonnen erfolgt termingerecht. Zudem sollen am Freitag und Sonnabend wenigstens vier der zwölf Recyclinghöfe geöffnet haben. Bei der Straßenreinigung konzentrierten sich die nicht streikenden Mitarbeiter vor allem auf die Innenstadtgebiete.

Heute und am Sonnabend, dem 23. April sind folgende vier Recyclinghöfe geöffnet:

• Neuländer Kamp 6 in Harburg (Freitag: 8.00 Uhr bis 19.00 Uhr, Sonnabend: 8.00 Uhr bis 16.00 Uhr)

• Rondenbarg 52a in Bahrenfeld (Freitag: 8.00 Uhr bis 19.00 Uhr, Sonnabend: 8.00 Uhr bis 16.00 Uhr)

• Rahlau 71 in Tonndorf (Freitag: 8.00 Uhr bis 19.00 Uhr, Sonnabend: 8.00 Uhr bis 16.00 Uhr)

• Volksdorfer Weg 196 in Sasel (Freitag: 8.00 Uhr bis 17.00 Uhr, Sonnabend: 8.00 Uhr bis 16.00 Uhr)