Hamburg. Mehr als 1600 Mitarbeiter der Krankenhäuser demonstrieren für bessere Arbeitsbedingungen. Sie fordern sechs Prozent mehr Lohn.
Mehr als 1600 Mitarbeiter der Asklepios Kliniken und des Universitätsklinikums Eppendorf versammelten sich am Donnerstagmorgen vor der Asklepios Klinik St. Georg, um für mehr Geld und bessere Arbeitsbedingungen zu demonstrieren.
Ver.di hatte die mehr als 18.000 Beschäftigten in Hamburger Krankenhäusern, die Mitglieder des Krankenhausarbeitgeberverbands Hamburg (KAH) sind, zu einem eintägigen Warnstreik aufgerufen, weil die Arbeitgeber in der diesjährigen Tarifrunde bei der ersten Tarifverhandlung am 1. April kein Angebot gemacht hatten. Zum KAH gehören die sieben Asklepios Kliniken, das Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) und das Universitäre Herzzentrum des UKE.
KAH äußert sich nicht zu konkretem Angebot
Ver.di fordert für die Beschäftigten der Kliniken sechs Prozent mehr Lohn, mindestens jedoch 200 Euro im Monat. Die Vergütung für Auszubildende und Praktikanten soll danach um monatlich 100 Euro angehoben werden.
„Ich streike hier für bessere Arbeitsbedingungen, mehr Geld, mehr Freizeit, weniger Überstunden, mehr Personal und dafür, endlich wieder mehr Zeit für die Pflege und die Patienten zu haben“, sagte Ulrike Stock, 39, Krankenschwester bei Asklepios. Verständnis für den Streik zeigte Karl-Heinz Bohms, 63, Patient in der AK St. Georg: „Die Pflegekräfte verdienen zu wenig für die Arbeit, die sie hier leisten müssen, und sind überlastet.“
Aus Sicht des KAH war der Grund für den Streik allerdings hinfällig, weil er am vergangenen Montag ein Angebot in die Verhandlungen eingebracht hat. „Das Angebot des KAH sieht unter anderem weitere Verbesserungen in der Arbeitsorganisation, der Altersabsicherung der Beschäftigten und der Work-Life-Balance vor“, teilte der KAH mit. Zu konkreten Angeboten wollte der KAH sich nicht äußern.
Streit mit Gewerkschaft um Notfallversorgung
Uneinigkeit zwischen den Parteien herrscht auch darüber, wie die Sicherheit der Patienten und die Notfallversorgung trotz des Streiks gewährleistet werden kann. „Wir haben vor einer Woche die Situation angekündigt und den Arbeitgebern eine Notdienstvereinbarung angeboten, die sie aber nicht angenommen haben“, sagte Hilke Stein von Ver.di auf der Kundgebung.
Diese Notdienstvereinbarung sieht vor, bei einem hohen Anteil von Streikenden Stationen zu schließen und eventuell auch den Betrieb in Intensiv- und Aufnahmestationen herunterzufahren. Allein in der AK St. Georg sollten nach der Einschätzung der Gewerkschaft 273 der insgesamt mehr als 700 Betten gesperrt werden.
Doch der Arbeitgeberverband wollte sich darauf nicht einlassen. „Die Krankenhäuser werden die Versorgung der in den Häusern anwesenden Patientinnen und Patienten auf Station sowie die Versorgung aller eintreffenden Notfälle sicherstellen.
Für die Krankenhäuser des KAH stehen das Patientenwohl und die Qualität der Krankenversorgung absolut im Mittelpunkt. Ein Herunterfahren unserer Aufnahmestationen und Intensivstationen oder gar die Verlegung von Patienten aus Streikgründen ist für uns unvereinbar mit unserer Verpflichtung zur Sicherung der medizinischen Versorgung in Hamburg“, so Oliver Füllgraf, Geschäftsführer des KAH.
Eine Station bleibt bei Asklepios geschlossen
Das UKE teilte mit, dass der Streik die Versorgung der anwesenden Patienten auf Station sowie die Versorgung aller eintreffenden Notfälle nicht beeinträchtigte. Es mussten keine Stationen oder Funktionsbereiche geschlossen werden. Ein Teil der für Donnerstag geplanten nicht dringlichen Operationen und Eingriffe musste allerdings verschoben werden.
Bei Asklepios wurde in der AK Altona eine Privatstation bis heute Morgen geschlossen. „Ansonsten konnte überall der Betrieb aufrechterhalten werden. Das wurde auch durch Personalverschiebungen möglich“, sagte Asklepios-Sprecher Rune Hoffmann .
Auch vor zwei Jahren hatte Ver.di ihren Tarifforderungen mit zwei Warnstreiks in Hamburger Krankenhäusern Nachdruck verliehen. Im April 2014 waren mehr als 1500 Beschäftigte dem Aufruf von Ver.di zum Warnstreik beim KAH gefolgt.
Die Gewerkschaft forderte damals für die Beschäftigten eine Grunderhöhung der Gehälter um 150 Euro sowie einen zusätzlichen Einkommensanstieg um 3,5 Prozent. Das Tarifergebnis: Lohnerhöhungen um drei Prozent für 2014 und eine weitere Erhöhung um 2,4 Prozent ab Mai 2015.