Hamburg. Nachteil des kostenlosen Netzes in der City: Die Daten sind nicht verschlüsselt. Kritik vom Chaos Computer Club.

Es ist nicht ganz so einfach, wie man es aus den Cafés in vielen anderen Ländern der Welt kennt. Aber unendlich kompliziert ist es auch nicht, sich im neuen Gratis-WLAN anzumelden, das seit Donnerstag zwischen Ballindamm und Gerhart-Hauptmann-Platz verfügbar ist. Wer sich nahe genug an einem der vier neuen Zugangsknoten befindet, wählt das offene MobiKlick-Netz der Firma willy.tel in den WLAN-Einstellungen auf seinem Smartphone oder Laptop aus.

Danach muss auf dem Gerät ein Browser geöffnet werden, auf dem sofort die Anmeldemaske erscheint. In diese muss die eigene Handynummer eingetragen werden, auf die umgehend eine SMS mit einem vierstelligen Anmeldecode geschickt wird. Diesen trägt man zusammen mit der Handynummer nun wieder in die Maske im Browser ein, bestätigt die Nutzungsbedingungen – und schon kann man mit dem schnellen WLAN surfen.

Ein Mann loggt sich in Hamburg mit seinem Smartphone und einer 24-Stunden Guthaben-Karte an einem WLAN-Hotspot in der Innenstadt ein
Ein Mann loggt sich in Hamburg mit seinem Smartphone und einer 24-Stunden Guthaben-Karte an einem WLAN-Hotspot in der Innenstadt ein © Axel Heimken

Laut willy.tel gilt die Anmeldung für 24 Stunden. Auch wenn man das Netz in dieser Zeit vorübergehend verlässt, muss man sich bei der Rückkehr nicht neu anmelden. Das soll auch nicht nötig sein, wenn man nach dem vollständigen Ausbau des Netzes innerhalb der Innenstadt von einem zum nächsten Zugangspunkt wechselt. Eine Anmeldung zum Surfen in der gesamten City – das ist das Ziel von willy.tel.

Ob es tatsächlich gelingt, die gesamte Innenstadt bis zum Jahresende mit flächendeckendem WLAN auszustatten, hänge nicht nur von den baulichen Herausforderungen ab, hieß es von willy.tel – sondern auch davon, wie schnell die Behörden die jeweils nötigen Genehmigungen erteilten.

Daten im Gratis-Netz werden nicht verschlüsselt

Willy.tel-Geschäftsführer Bernd Thielk räumte auf Nachfrage des Abendblatts ein, dass die Daten in dem Gratis-Netz nicht verschlüsselt würden – anders als in dem parallel angebotenen Netz für Firmenkunden, das nicht frei zugänglich ist. Wer also eine gewisse kriminelle Energie mitbringe und über das nötige technische Wissen verfüge, könne Datenverkehr abfangen und etwa über das Gratis-Netz ver­sandte Mails mitlesen.

Zum Abendblatt-Kommentar: Gutes WLAN, böse Datenkraken

Passend dazu übte am Donnerstag auch der Chaos Computer Club (CCC) Kritik an dem auch vom Senat gefeierten Ausbau des privatwirtschaftlich betriebenen WLAN-Netzes. „Das willy. tel-Netz ist weder offen noch frei, es ist lediglich kostenlos. Wenn etwas kostenlos ist, bist du als Kunde meistens selbst das Produkt“, sagte CCC-Sprecher Michael Hirdes. Das sei ähnlich wie bei Facebook. Niemand wisse bei kommerziellen Kostenlos-Anbietern, was diese mit den Daten der Kunden täten. Da man sich bei willy.tel per Handynummer anmelde, sei jeder Nutzer eindeutig identifizierbar, so Hirdes.

Daher plädiere der CCC dafür, das Freifunk-Netz auszubauen. Bei diesem „freien und kostenlosen WLAN in Bürgerhand“ seien Anonymität und Datensicherheit garantiert. Dass Freifunk zuverlässige Netze aufbauen könne, habe man zuletzt bei der Ausstattung von Flüchtlingsunterkünften mit WLAN gezeigt. Derzeit verhandle Freifunk mit der Stadt über weitere Standorte.