Hamburg. Prima, dass es jetzt Gratis-WLAN in der Hamburger City gibt. Das Angebot hat allerdings ein paar digitale Pferdefüße.

Im Grunde fühlt man sich als Deutscher nach dem Auslandsurlaub ja immer wie jemand, der in ein Entwicklungsland zurückkehrt. Jedenfalls wenn es um dieses Internet geht. Fast überall auf der Welt gibt es an jeder Ecke und in jedem Café kostenloses WLAN. Nur über Deutschland liegt dieses riesiges WLAN-Loch, ausgerechnet im High-Tech-Land ist das mobile Surfen mit Smartphone oder Netbook mühsam und langsam und teuer.

Schuld ist die seltsame deutsche Rechtslage, bei der durch die sogenannte Störerhaftung jeder Kneipier persönlich dran ist, falls ein Gast über sein WLAN-Netz im Internet Böses tut oder Illegales lädt. Genau diese Regelung hat Deutschland zu einem der Schlusslichter in Sachen WLAN gemacht. Das ist nicht nur nervig – es ist im globalen Maßstab auch ein Standortnachteil. Denn ein guter Internetzugang gilt längst als Mindestanforderung an eine moderne Infrastruktur.

Umso schöner ist es, dass angesichts der Unfähigkeit der Bundesregierung eine moderne Lösung zu finden, jetzt ein privater Anbieter ein Gratis-WLAN in der City aufbaut. Große Diensteanbieter gelten als vor Haftungsansprüchen besser geschützt als Privatleute. So wird Hamburg wenigstens innerhalb des rückständigen Deutschlands nun zu einem Vorreiter in Sachen WLAN-Versorgung.

Gleichwohl: Es gibt ein paar digitale Pferdefüße. Der Privatanbieter willy.tel fordert nämlich eine Anmeldung per Handynummer. Damit ist all das, was man in seinem Netz treibt, eindeutig einer Person zuzuordnen. Was das Unternehmen mit den Nutzerdaten anstellt, weiß am Ende kein Mensch. Hinzu kommt: Die über das Gratis-WLAN versandten Daten sind unverschlüsselt und könnten von jedem mittelmäßig begabten Hacker abgefangen und so etwa Mails mitgelesen werden. Das kann auch für den Senat kein Optimalzustand sein, in dem doch gerade die Grünen so gerne vom Datenschutz reden.

Eine mögliche Lösung: Der Senat lässt auch andere Anbieter und das „Bürgernetz“ Freifunk in der City an den Start. Dann könnte der Markt dafür sorgen, dass der Datenschutz besser wird. Denn wer die Wahl hat, der surft lieber sicher – und breitet private Mails nicht freiwillig vor der ganzen Welt aus.