Hamburg. Mit dem Mini-Pudelsalon wollen die Aktivisten ein sichtbares Zeichen des Protests setzen. Der große Wiederaufbau verzögert sich weiter.
Knapp zwei Monate nach dem verheerenden Feuer im Gebäude des Golden Pudel Clubs am St. Pauli Fischmarkt wird endlich Hand angelegt. Mit einer Miniversion des Pudel Clubs wollen die Aktiven aus dem Pudel-Kollektiv am Wochenende ein nach außen für alle sichtbares Zeichen setzen: „Wir sind noch da!“. Gemeinsam mit freiwilligen Handwerkern des Genossenschaftsprojekts aus der Viktoriakaserne wollen Aktivisten von Pudel Club und Park Fiction am Sonnabend auf den Stufen hinter der Brandruine den hölzernen Rohbau installieren.
„Wenn alles wie geplant klappt, können wir am Sonntag mit dem Ausbau beginnen“, sagt Margit Czenki von Park Fiction. Dann sollen Fenster eingebaut, das Holz lackiert und das Innere des „Mini-Pudels“ ausgebaut werden. Von den 5000 Euro, die laut Park Fiction für die Installation des kleinen Gebäudes benötigt werden, seien bislang knapp 1500 Euro zusammengekommen. „Am Geld soll die Idee nicht scheitern“, sagt Czenki zuversichtlich. „Wir bekommen täglich E-Mails von Menschen, die uns in verschiedener Weise unterstützen wollen.“
Skizzen, Pläne und Fotos aus der Entstehungszeit des Antoniparks
Bis zum kommenden Wochenende soll der Miniatur-Pudel fertiggestellt sein. Er soll vor allem als Exil für das bei dem Brand Mitte Februar stark geschädigte Park Fiction Archiv dienen. Es enthielt bis zum Brand sämtliche Skizzen, Pläne und Fotos aus der Planungs- und Entstehungszeit des Antoniparks, der Anfang und Mitte der 90er Jahre unter dem Projektnamen “Park Fiction” von Anwohnern entwickelt wurde, um dem Bau von mehrgeschossigen Wohn- und Bürogebäuden zuvorzukommen und gleichzeitig den Golden Pudel Club vor dem drohenden Abriss zu bewahren.
Große Teile des Archivs wurden bei dem Feuer jedoch zerstört. “Gut zwei Drittel des Archivs wurden durch den Brand und vor allem durch das Löschwasser in Mitleidenschaft gezogen”, sagt Margit Czenki. “Vieles ist durchnässt, teils nicht mehr lesbar oder völlig verschwommen.” Nach dem Trocknen hofft Czenki wesentliche Dokumente wieder herstellen zu können. “Das wird jedoch viel Zeit kosten.”
Pudel-Nachbau soll auch als Drohkulisse dienen
Mit dem geplanten „Protestbau“ wolle man zudem ein nach außen für alle sichtbares Zeichen setzen und die Verbindung von Park Fiction und Golden Pudel Club hervorheben. „Der Club ist Teil des Gesamtwerks Park Fiction“, sagt Czenki. Beide bildeten von Beginn an eine Einheit. Ohne den Club werde die Integrität des bekannten Kunstprojekts im öffentlichen Raum zerstört. Der Nachbau sei aber auch eine Drohkulisse, um mögliche Kaufinteressenten darauf hinzuweisen, dass eine kommerzielle Verwertung des Geländes für Pudel und Park Fiction nicht in Frage komme.
Wie es mit dem Wiederaufbau der Brandruine weitergeht, ist unterdessen jedoch nach wie vor unklar. Die Betreiber des Golden Pudel Clubs um Rocko Schamoni werfen Mit-Eigentümer Wolf Richter vor, dass er die Beseitigung der Brandschäden und die Wiederherstellung des Pudel Clubs verhindere. Ursprünglich sollte der Abriss des verbrannten Dachstuhls bereits Ende Februar erfolgen.
Demnach hätten sich die Grundstückseigentümer Wolf Richter und Rocko Schamoni bereits kurz nach dem Brand mit einem Architekten, den verschiedenen Vertretern der Versicherungen sowie einem unabhängigen Bausachverständigen getroffen. „Nach Begutachtung des Hauses war man sich einig, dass das Dach und der erste Stock aufgrund der großen Schäden nicht zu erhalten seien“, heißt es in einer Erklärung des Golden Pudel Clubs. Um den Club schnellstmöglich wieder eröffnen zu können, habe man vereinbart, das Obergeschoss sowie das Dach abzutragen und das Gebäude mit einem vorläufigen Flachdach zu verschließen.
Richter soll eine Einstweilige Verfügung gegen Pudel-Aktivisten erwirkt haben
Als es um die Einwilligung zur Vergabe eines Bauauftrags ging, sei Richter jedoch nicht zu erreichen gewesen, heißt es weiter. Wochenlang habe es daraufhin in das offene Dach geregnet. „Auf Schreiben unserer Anwälte hin, Schadensersatzforderung geltend zu machen, nahm Richter mit Arbeitern auf dem Grundstück einige stützende Notfallmaßnahmen am Dach vor und brachte eine Plane an.“ Passiert ist seitdem jedoch nichts.
Innerhalb des Pudel-Kollektivs wird man daher zunehmend unruhig. „Aufgrund der Verschleppung der Wiederaufbaumaßnahmen konnten die dringend notwendigen Sanierungsarbeiten in den Räumen des Clubs noch immer nicht beginnen“, heißt es aus dem Golden Pudel Club. „Der Club gerät dadurch in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten, da auch Kosten entstehen während der Club geschlossen ist.“ Inzwischen soll Wolf Richter sogar eine Einstweilige Verfügung erwirkt haben, die den Pudel-Aktivisten den Zugang zum Gebäude untersagt. Richter selbst war für eine Stellungnahme am Freitag nicht erreichbar. Er spricht bereits seit Jahren nicht mehr mit der Presse.