Hamburg. In der Nacht zum Sonntag brannte der Club am Hafen aus, erste Untersuchungen haben ergeben, dass das Feuer vorsätzlich gelegt wurde.

"Somit besteht der Verdacht der schweren Brandstiftung." Ein kurzer Satz in einer Polizeimitteilung, der die schnell ausgebrochenen Gerüchte um eine angebliche "warme Sanierung" des Golden Pudel Clubs noch anheizen dürfte. Schon der Zeitpunkt ließ aufhorchen: In der Nacht zu Sonntag ist ein Brand im Pudel ausgebrochen. Polizisten fuhren um kurz nach 3 Uhr an dem Lokal an der Straße St. Pauli Fischmarkt vorbei und sahen die Flammen. Miteigentümer und Autor Rocko Schamoni erfuhr am Sonntagmorgen gegen acht Uhr von dem Feuer. In einer ersten Reaktion sagte er dem Abendblatt: "Ich habe noch keine Ahnung, keine Idee, ob es irgendwie weitergehen kann."

Das ist passiert: Angeblich sollen anfangs Gegenstände auf einer Terrasse gebrannt haben, dann zog das Feuer in das Dach. Der Golden Pudel Club wurde evakuiert, die Gäste schauten sich das Spektakel von der Straße aus an. Die Zufahrt wurde ab der Ecke Große Elbstraße gesperrt.

Der Kultclub am Hafen sei durch das Feuer jedoch nicht vollständig zerstört worden, sagte ein Polizeisprecher am Sonntag. Die Flammen konnten in den frühen Morgenstunden gelöscht werden, am späten Vormittag waren auch die Nachlöscharbeiten, etwa die Suche nach Glutnestern, beendet. Insgesamt waren 54 Feuerwehrleute im Einsatz.

Die Höhe des Sachschadens ist noch nicht bekannt. allerdings hat die Bauprüfabteilung des Bezirksamtes Altona am Sonntag festgestellt, dass der Dachstuhl des ursprünglich mehr als 100 Jahre alten Gebäudes am Hafen einsturzgefährdet ist. Die Kriminalpolizei, die am Sonntag die Brandursache untersuchte, fand Hinweise darauf, dass das Feuer kein Unfall war. Es sei derzeit aber noch nicht bekannt, wer den Brand gelegt haben könnte.

Verletzt wurde niemand. Alle etwa 150 Menschen, die sich im Gebäude aufhielten, retteten sich rechtzeitig ins Freie. Der Golden Pudel Club ist über die Hamburger Musik- und Künstlerszene hinaus sehr bekannt. Und war schon vor dem Feuer vom endgültigen Aus bedroht.

Zwangsversteigerung am 20. April

Nach anhaltendem Streit der Eigentümer Rocko Schamoni ("Studio Braun") und Wolf Richter soll der Golden Pudel Club verkauft werden, eine Zwangsversteigerung ist für den 20. April am Amtsgericht Altona angesetzt. Der Verkehrswert der Immobilie beläuft sich auf 510.000 Euro.

Die Reaktionen auf diese Nachricht fielen unterschiedlich aus: Ein Fan rief zu einer Crowdfunding-Kampagne zur Rettung des Szeneladens auf, stoppte diese allerdings nach Rücksprache mit den Eigentümern nach nur einem Tag wieder. Die linke Szene hatte bereits mit Konsequenzen gedroht.

Mitarbeiter und Anwohner sind schockiert

Ende der 80er Jahre hatten Schamoni und der Sänger Schorsch Kamerun den "Pudel Club" in einer „Nachtschwärmerboutique“ auf St. Pauli gegründet. Mitte der 90er Jahre zog der Club an seinen heutigen Standort und benannte sich in „Golden Pudel Club“ um.

Für die Musiker der sogenannten Hamburger Schule wurde er ebenso zum zweiten Wohnzimmer wie für viele prominente DJs und Künstler, die dem Kultclub zu deutschlandweiter Bekanntheit verhalfen.

Hunderte Schaulustige standen am Sonntagmorgen vor den qualmenden Überresten des Clubs. Als einen Albtraum bezeichnet Christine Hollander, Aktivistin aus dem Pudel-Kollektiv das Feuer. Doch nicht nur Mitarbeiter, auch Anwohner sind am Tag nach dem Brand zum Golden Pudel Club gekommen, um sich ein eigenes Bild zu machen. Unsere Kollegen vom St. Pauli-Blog waren auch vor Ort, haben mit Betroffenen gesprochen und sich an der Brandstelle umgeschaut.