Über den Standort des Hafenmuseums gibt es sehr unterschiedliche Vorstellungen. Auch die Zukunft der “Peking“ ist noch ungewiss.

Eigentlich schien die Frage längst geklärt zu sein: Als im November der Bund die Zusage über insgesamt 120 Millionen Euro für die Finanzierung eines großen nationalen Hafenmuseums in Hamburg machte, gab es über den Standort keine Diskussion: Seit etwa 15 Jahren schon restauriert die Stiftung Hamburg Maritim die historischen 50er Schuppen auf dem Kleinen Grasbrook im ehemaligen Freihafen. Mehrere Vereine mit etlichen Ehrenamtlichen konservieren dort unter dem Dach der Stiftung historische Hafenkräne, Gerätschaften und Schiffe. Immer mit dem Blick, dass aus dem kleinen Hafenmuseum, was es dort auch gibt und das zur Stiftung Historische Museen Hamburg gehört, irgendwann einmal ein ganz großes werden sollte.

Ziemlich überraschend kam dann die Finanzzusage, und gleichzeitig stellt man nun offensichtlich diesen Standort in der Kulturbehörde infrage und prüft auch andere Möglichkeiten. Unter anderem ist nach Abendblatt-Information der zeitweise Wohnmobilstellplatz in Altona zwischen Fischmark und Landungsbrücken im Blickfeld der Behörden.

„Den perfekten Ort gibt es nicht, alles ist ergebnisoffen“

Die 50er Schuppen seien zwar der „natürliche Standort“, sagt etwa Börries von Notz, Alleinvorstand der städtischen Stiftung Historische Museen Hamburg, die auch einmal das Deutsche Hafenmuseum betreiben soll. Doch weist von Notz zugleich darauf hin, dass das Gebiet am Hansahafen nicht gut zu erreichen sei. Eine Barkassenlinie würde für eine solche große Einrichtung nicht reichen. Zudem müssten die Schuppen mit großem Aufwand umgebaut werden. Deshalb würden auch andere Standorte geprüft werden, in Altona, aber auch in der HafenCity und sogar südlich der Elbe. Aber überall dort gebe es hinsichtlich der Infrastruktur oder der Nachbarbebauung ebenfalls Probleme. Von Notz: „Den perfekten Ort gibt es nicht, alles ist ergebnisoffen.“

Andere Beteiligte sehen das anders. Dass die Standortfrage noch offen gehalten wird, führt hinter den Kulissen zu heftigem Ärger. „Entsetzt“ seien vor allem die vielen Ehrenamtlichen von den 50er Schuppen, heißt es aus Kreisen der Stiftung Hamburg Maritim. Offiziell äußert sich die Stiftung allerdings eher diplomatisch dazu: Für eine Abwägung verschiedener Standorte habe er Verständnis, sagt etwa Gert Hinnerk Behlmer, Ex-Kulturstaatsrat und Beiratsvorsitzender der Stiftung Hamburg Maritim. Doch das Ambiente der alten Hafenanlagen gehörten doch schließlich „untrennbar“ zu einem solchen Museum.

Deutliche Kritik übt unterdessen der Hamburger Bundestagsabgeordnete Johannes Kahrs. Der einflussreiche SPD-Politiker ist haushaltspolitischer Sprecher seiner Fraktion und hatte gemeinsam mit seinem Hamburger CDU-Kollegen Rüdiger Kruse die 120 Millionen Euro für Hamburg in Berlin durchsetzen können. „Dabei war immer klar, dass ein solches Museum nur an den 50er Schuppen entstehen kann“, sagt er. Hier gebe es noch die Anlagen des damals ersten deutschen Industriehafens und heute eine starke ehrenamtliche Szene, die man in ein solches nationales Museum unbedingt mit einbinden müsse. Kahrs: „Man kann darüber reden, wie man den Standort attraktiver macht – man sollte ihn aber nicht infrage stellen.“

Die Entscheidung darüber wird zudem die Hamburger Politik treffen. Eine erste Weichenstellung dazu hat kürzlich die Bezirksversammlung Mitte bereits gestellt und sich wie Johannes Kahrs für den Standort an den 50er Schuppen ausgesprochen. Am 26. Mai wird sich nun voraussichtlich auch der Kulturausschuss der Bürgerschaft mit dem Thema befassen. Eine endgültige Entscheidung über den Standort könnte aber noch deutlich länger dauern. Für den September haben die Historischen Museen zu einem internationalen Symposium eingeladen, auf dem über das Konzept des Hafenmuseums diskutiert werden soll. „Die inhaltliche Entwicklung ist zunächst wichtiger als die Standortfrage“, sagt Börries von Notz, der „binnen Jahresfrist“ mit einer Festlegung rechnet.

Ist über das Schicksal der „Peking“ doch noch nicht entschieden?

Eng verknüpft mit dem möglichen Museumsort ist das Schicksal der legendären Viermastbark „Peking“, die 1911 bei Blohm+Voss in Hamburg gebaut wurde und derzeit an einem Museumspier in New York vor sich hin rottet. 26 der 120 Millionen aus Berlin sind nun für den Rücktransport auf einem Dockschiff und die anschließende Restaurierung vorgesehen. Die „Peking“ soll später der Hauptblickfang des nationalen Hafenmuseums werden. Seit Jahren bemühen sich Hamburger schon um die Rückführung, entsprechend groß war im November der Jubel über die Finanzzusage.

So hat sich der Hamburger Architekt Volkwin Marg die Blickbeziehung zwischen der „Peking“ und der Stadt vorgestellt
So hat sich der Hamburger Architekt Volkwin Marg die Blickbeziehung zwischen der „Peking“ und der Stadt vorgestellt © Gärtner + Christ/gmp archikten hamburg | Gärtner + Christ/gmp archikten hamburg

Doch so ganz klar ist die Sache aber offensichtlich auch hier nicht. Die Stadt selbst will noch nicht Eigentümerin werden. Daher, so der Plan, soll der Windjammer zunächst auch von der Stiftung Hamburg Maritim übernommen werden, die bereits eine Reihe von historischen Schiffen restauriert hat. Doch die endgültige Entscheidung dazu liegt bei der Stiftung, sie wird wohl erst Endes dieses Monats von Vorstand, Beirat und Kuratorium getroffen werden. Nach Abendblatt-Information soll noch ein weiteres Gutachten über den Zustand der „Peking“ eingeholt werden, um sichergehen zu können, dass der Rücktransport und die Restaurierung nicht am Ende mehr als die bereits zugesagten 26 Millionen kosten.

Anders als bei der Standortsuche für das Museum ist bei der Frage über die Rückholung des legendären Schiffs mehr Eile geboten. Weil immer noch nicht klar ist, wer genau in Hamburg Eigentümer wird, gehört das Schiff faktisch immer noch offiziell den Amerikanern. Und weil Ende Mai die Pier in New York geräumt sein muss, könnte es eng werden und der Windjammer doch noch im Hochofen landen.