Bremen. Terminalbetreiber steigert Gewinn um 19 Prozent und legt anders als der Konkurrent sogar beim Umschlag in Hamburg zu.
Mengenrückgänge und die schwächelnde Wirtschaft in China haben dem Hafenunternehmen Eurogate im vergangenen Jahr weniger zu schaffen gemacht als der Konkurrenz. Europas größter unabhängiger Terminalbetreiber wächst trotz eines rückläufigen Marktes. Obgleich der Umschlag in den Nordseehäfen von Le Havre bis Hamburg im vergangenen Jahr um insgesamt 1,6 Millionen Standardcontainer (TEU) zurückging, konnte Eurogate sein Ladungsaufkommen in den drei deutschen Häfen Hamburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven um 1,5 Prozent steigern, sagte der Vorsitzende der Gruppengeschäftsführung, Emanuel Schiffer.
Noch deutlicher wird der Unterschied bei der Einzelbetrachtung Hamburgs: Während der Containerumschlag der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) im vergangenen Jahr um mehr als zwölf Prozent einbrach, konnte Eurogate seinen Anteil um 0,5 Prozent auf 2,28 Millionen Boxen steigern. Auch Umsatz und operativer Gewinn legten bei Eurogate im Gegensatz zur HHLA zu: Die Erlöse stiegen um 4,5 Prozent auf 591 Millionen Euro, und der Gewinn vor Steuern (Ebit) nahm um 19 Prozent auf 91 Millionen Euro zu. Unterm Strich blieben 73,5 Millionen Euro übrig. Auch der Ausblick auf das laufende Jahr klingt bei Eurogate positiv: „Wir konnten den Containerumschlag in Hamburg im ersten Quartal um 5,5 Prozent steigern, deutschlandweit um 6,8 Prozent. Das ist ein beruhigender Start“, sagte Schiffer, zumal das Jahr noch große Herausforderungen mit sich bringen dürfte.
Die Herausforderungen sind die gleichen, vor denen auch die HHLA steht: Die großen Reedereiallianzen werden kräftig umgebaut, die Machtverhältnisse sich dadurch verschieben. Zudem kommen immer mehr große Containerschiffe mit einer Kapazität von 18.000 TEU und mehr in Fahrt. Das könnte zu einer Neuordnung der Fahrtrouten führen. Für den Hamburger Hafen, der aufgrund der fehlenden Elbvertiefung immer noch Tiefgangsbeschränkungen hat, könnte das zum Nachteil werden. Das Terminal in Wilhelmshaven werde dann seine Vorteile ausspielen, davon ist die Eurogate-Geschäftsführung überzeugt.
Hamburg werde wohl einen Teil seines Transshipment-Aufkommens – also seiner Verteilfunktion für kleinere Schiffe – einbüßen, glaubt Eurogate-Chef Thomas Eckelmann. Der Hafen lebe aber von seinem hohen Anteil an lokal gebundener Ladung. „Der Hamburger Hafen ist ein Ladungsparadies. Er wird nie weniger als 6,5 oder sieben Millionen TEU umschlagen. Ich glaube, dass der Hafen irgendwann auch die Grenze von zehn Millionen TEU knacken wird. Aber ich würde nicht darauf wetten, wann das sein wird“, sagte Eckelmann, dessen Familie seit 150 Jahren im Hamburger Hafen aktiv ist.
Eurogate stellt sich breiter auf als die HHLA
Fragt man nach den Gründen für die unterschiedliche Entwicklung von Eurogate und HHLA, lohnt sich ein Blick auf das Beteiligungsmanagement. Während die HHLA sich beim Containerumschlag ausschließlich auf Hamburg und ein kleineres Terminal im ukrainischen Odessa stützt, hat sich Eurogate im Laufe der Jahre breit aufgestellt. Das Unternehmen hat neben den drei Umschlaghäfen in Deutschland Terminals in fünf italienischen Häfen, in Tanger (Marokko), in Lissabon, in Ust-Luga (Russland) sowie neuerdings im größten Hafen Zyperns in Limassol. Hier stand übrigens auch die HHLA auf der Wettbewerberliste, beteiligte sich aber nicht.
„Die HHLA hat ein weltweit anerkanntes Unternehmen für Hafenberatung. Es ist schade, dass sich daraus nicht mehr entwickelt hat“, sagte Eckelmann zur Situation des Konkurrenten. Aber die HHLA sei ja auch anders als Eurogate ein Staatsbetrieb. „Da stehen natürlich andere Dinge im Vordergrund“, so der Firmenchef.
Eurogate will jetzt im Iran investieren. Das Unternehmen werde sich gemeinsam mit dem iranischen Terminalbetreiber Sina Port um das Containerterminal CT2 in Bandar Abbas bewerben, so Eckelmann. „Im Iran sehen wir einen großen Wachstumsmarkt.“