Hamburg. Neue Strategie wegen des mauen Container-Geschäfts mit Russland und China. Die HHLA zahlt eine überraschend hohe Dividende.
Der Hamburger Hafen-Konzern HHLA setzt immer stärker auf den Ausbau seines Eisenbahnverkehrs. „Das ist unsere strategische Antwort auf die nachlassende Dynamik im Containerumschlag“, sagte Vorstandschef Klaus-Dieter Peters am Mittwoch in Hamburg. Der Konzernbereich Intermodal, in dem der HHLA-Eisenbahnverkehr angesiedelt ist, steuere bereits mehr als ein Drittel zum operativen Ergebnis des Konzerns bei. 53 Prozent der Investitionen fließen in Umschlagterminals, Lokomotiven und Waggons. Die HHLA betreibt mittlerweile 13 Bahn-Terminals, überwiegend in Mittel- und Osteuropa, und besitzt mehr als 50 eigene Lokomotiven und 2500 Waggons.
Die HHLA bietet Zugverbindungen bis nach Istanbul an
Dabei geht es längst nicht mehr allein darum, Container zum Hamburger Hafen zu bringen oder von dort abzutransportieren. Die HHLA fährt auch reinen Landverkehr. Sie bietet mehr als 350 Zugverbindungen in Richtung Süden und Osten an, bis hin nach Istanbul. Vor allem durch den Einsatz eigener Züge ist der Konzernbereich hoch profitabel. Im abgelaufenen Jahr erhöhte sich der Umsatz des Segments um 3,6 Prozent auf 364 Millionen Euro, der Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) aber verdoppelte sich auf 55 Millionen Euro.
Damit konnte die HHLA heftige Einbrüche in ihrem angestammten Kerngeschäft abmildern, dem Containerumschlag. Der ging insgesamt um 12,3 Prozent auf 6,5 Millionen Standardcontainer (TEU) zurück. Peters führte das auf die ungünstigen Rahmenbedingungen zurück, speziell auf die Einbrüche im Warenaustausch mit China und Russland. „Der Containerumschlag ist weltweit deutlich unter den Erwartungen geblieben“, sagte der HHLA-Chef, der zum Jahresende aus dem Unternehmen ausscheiden wird. „Es war insgesamt ein sehr enttäuschendes Jahr für die europäische Hafenwirtschaft.“
Besonders beunruhigend für die Häfen ist eine Umkehr des langjährigen Trends, nach dem der Welthandel immer stärker wuchs als die Wirtschaftleistung. Inzwischen ist es umgekehrt: Das weltweite Wachstum lag im vergangenen Jahr bei 3,1 Prozent, aber der Welthandel nahm nur um 2,6 Prozent zu und der Containerumschlag um 1,3 Prozent. In Hamburg kämen zudem noch spezielle und zum Teil hausgemachte Probleme dazu, so wie die jahrelange Verzögerung der Elbvertiefung, der unbefriedigende Zustand des Nord-Ostsee-Kanals und ein unzureichendes Sedimentmanagement im Hafen. „Das hatte uns gerade noch gefehlt“, sagte Peters.
Mit Unternehmenszukäufen zum Erfolg
Vor diesem Hintergrund erwartet der HHLA-Vorstand in diesem Jahr keine großen Steigerungen bei Umschlag und Umsatz sowie wegen Sondereinflüssen auch ein rückläufiges Ebit. Um den Konzern weiter zu diversifizieren, ist die HHLA auch auf der Suche nach Unternehmen, die sie kaufen kann, vor allem im Ausland. Dabei denke der Vorstand nicht allein an Containerumschlag, sondern auch an andere Güter, wie zum Beispiel Flüssigladung.
Für das abgelaufene Jahr erhalten die HHLA-Aktionäre überraschend eine um knapp 14 Prozent höhere Dividende von 59 Cent je Aktie, obgleich der Umsatz des Konzerns um 4,8 Prozent auf 1,14 Milliarden Euro und das Ebit um 7,5 Prozent auf 157 Millionen Euro gefallen sind. Der Jahresüberschuss, aus dem die Dividende bezahlt wird, kletterte um 13 Prozent auf 67 Millionen Euro. Das sei zurückzuführen auf eine gesunkene Steuerquote, weil die Gewinne teilweise im Ausland anfielen, sowie auf ein besseres Finanzergebnis.