Hamburg. Klaus-Dieter Peters legt seine letzte Bilanz vor. Gewinn gesunken, Arbeitszeitverkürzung wegen Auftragsflaute.

Mit Spannung war der Auftritt erwartet worden. Nach 13 Jahren an der Konzernspitze stellte Klaus-Dieter Peters am Mittwoch zum letzten Mal die Bilanz der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) vor. Am Jahresende gibt der Vorstandsvorsitzende sein Amt auf – nicht zuletzt weil er weiß, dass er keinen neuen Vertrag bekommen wird. Doch bei der Präsentation der Zahlen ging Peters mit keinem Wort auf die Querelen ein, die zwischen ihm und der Stadt als Hauptaktionärin des Unternehmens, zuletzt vorkamen. Stattdessen folgte ein verbales Feuerwerk über die schwierige Lage der Häfen in der Welt und die Strategie, mit der die HHLA diesen Schwierigkeiten in Zukunft trotzen will. Damit lieferte Peters genau das, was seine Aktionäre zuletzt so sehr vermissten.

Das fängt bei einer Erhöhung der Dividende um 13,5 Prozent auf 59 Cent pro Aktie an. Obgleich der operative Gewinn (Ebit) im vergangenen Jahr aufgrund eines massiven Rückgangs des Containerumschlags um sieben Prozent auf 156,5 Millionen Euro gesunken ist, hatte die HHLA am Jahresende mehr im Portemonnaie: Wegen günstiger Währungseffekte und einer niedrigen Steuerquote stieg der Jahresüberschuss um gut 13 Prozent auf 66,7 Millionen Euro. „Angesichts der Rahmenbedingungen ist das ein sehr zufriedenstellendes Ergebnis“, sagte Peters. Er machte aber auch deutlich, dass der Umsatz 2015 aufgrund der insgesamt enttäuschenden Geschäftsentwicklung um 4,8 Prozent auf 1,14 Milliarden Euro zurückging.

Als Gründe führte Peters die üblichen Argumente an: Der weltweite Containerumschlag steigt nur noch gering. Wegen der wirtschaftlichen Pro­bleme in Russland ist der Warenverkehr mit dem Land massiv zurückgegangen. Auch der Handel mit China wächst nicht mehr so stark. Hinzu kommt ein Überangebot an Umschlagterminals in den Häfen in Nordeuropa. Peters prognostizierte, dass diese Entwicklung einigen Häfen in Zukunft extreme Probleme bereiten werde.

Peters formulierte die neue HHLA-Strategie

Neue Ziele formulierte er bei der Strategie, mit der die HHLA auf die allgemeinen Probleme reagieren will: In der Konzernsparte Logistik werden wenig rentable Aktivitäten zusammengestrichen. Als Beispiel nannte Peters die geplante Schließung des Überseezentrums, über die das Abendblatt vorab berichtet hat. Die betroffenen 95 Mitarbeiter sollen in andere Konzernbereiche versetzt oder in den Vorruhestand geschickt werden. „Die schwierigen Rahmenbedingungen und das Marktumfeld zwingen uns dazu, uns künftig auf Unternehmensteile mit einer nachhaltigen wirtschaftlichen Perspektive zu konzentrieren“, sagte Peters und verglich sich mit einem Obstbauern, der alte Triebe an einem Baum abschneiden muss, damit junge Triebe Licht zum Wachstum erhalten.

Zudem kündigte Peters an, dass die HHLA neben ihrem Containerterminals in Hamburg und im ukrainischen Hafen Odessa weitere Beteiligungen in anderen Häfen sucht und bereits intensive Gespräche führt. Das klingt zunächst wenig überraschend, denn bereits in der Vergangenheit hatte die HHLA Gespräche mit Häfen im Baltikum über einen Einstieg gesucht, die alle zu nichts führten. Neu ist aber nun, dass Peters nach Beteiligungen in Übersee sucht, wenn auch nicht im Containerumschlag. „Wir haben unsere Suche nach horizontalen Beteiligungsmöglichkeiten außerhalb Europas intensiviert“, sagte Peters. Gedacht werde dabei beispielsweise an die Verladung von Flüssiggut – zum Beispiel in Afrika oder Lateinamerika, wie der HHLA-Chef andeutete.

Ausbauen will der HHLA-Vorstand auch das Geschäft mit den Bahntransporten, die Peters als „die strategische Antwort der HHLA auf den Rückgang im Containerumschlag“ bezeichnete. 1,3 Millionen Standardcontainer hat der Hafenkonzern im vergangenen Jahr mit seinen Bahntöchtern Metrans und Polzug zwischen den Seehäfen und dem Hinterland transportiert. Gegenüber dem Vorjahr waren das 2,7 Prozent mehr. Der Gewinn vor Steuern und Abschreibungen sei in dem Segment aber im gleichen Zeitraum um 101,9 Prozent gestiegen. Das spreche für die hohe Wertschöpfung des Intermodalgeschäfts, sagte Peters. Zumal der allgemeine Trend eigentlich gegenläufig ist: Aufgrund der geringen Spritpreise versuchen vor allem osteuropä­ische Spediteure mit Dumpingpreisen immer mehr Güter von der Schiene zurück auf den Lastwagen zu bringen.

HHLA will verstärkt in den Gütertransport per Bahn einsteigen

Aufgrund des erfreulichen eigenen Ergebnisses auf der Bahn will die HHLA künftig nicht nur Güter von und zu den Seehäfen transportieren, sondern in den kontinentalen Bahntransport einsteigen und mit eigenen Lokomotiven und Waggons anderen Bahnanbietern Konkurrenz machen.

Aufgrund der rückläufigen Umschlagmengen – wie berichtet ist der Containerumschlag der HHLA 2015 um 12,3 Prozent zurückgegangen – muss das Unternehmen auch personell reagieren: Mit dem Ziel, die Arbeitsplätze stabil zu halten, werde man nun mit den Betriebsräten über Arbeitszeitverkürzungen reden, kündigte Personalvorstand Heinz Brandt an.

Alle diese Maßnahmen wird Peters nur noch zum Teil mit beeinflussen. Bereits im Sommer will der Aufsichtsrat seinen Nachfolger präsentieren. Der Ausblick für Peters’ Abschied sieht jedenfalls mau aus: Wegen der Umstrukturierungen im Logistikbereich rechnet der Vorstand mit einem weiteren Ergebnisrückgang. 2016 werde ein operativer Gewinn (Ebit) von 115 bis 145 Millionen Euro erwartet, sagte der scheidende Chef.