Hamburg. Der Haupteingang wird erneuert, und auf Balkonen zur Binnenalster kommen Sitzplätze für ein Café. Weitere Jobs geplant.
Wer seit einigen Tagen durch den linken Eingang am Jungfernstieg das Alsterhaus betritt, steht gleich hinter der Tür vor einer provisorischen Wand. Mit Zeichnungen macht das Warenhaus auf die neue Luxury Hall aufmerksam, die in diesem November eröffnen soll. Es ist der erste Abschnitt eines langfristig angelegten Umbauplans für das 1912 eröffnete Gebäude an der Binnenalster. „Wir investieren hier rund 80 Millionen Euro in den nächsten fünf Jahren“, sagte André Maeder dem Abendblatt. Der Schweizer ist Geschäftsführer der KaDeWe Group, in der seit eineinhalb Jahren die früheren Karstadt-Premiumhäuser Alsterhaus, Oberpollinger in München und das namensgebende KaDeWe in Berlin gebündelt sind.
Hinter der Wand im Erdgeschoss wuseln bereits Handwerker. Noch richten sie vor allem die Baustelle ein. Unter anderem sollen die Säulen mit neuem Marmor verkleidet werden, ein weißer Terrazzoboden soll verlegt werden. Künftig wird es statt zwei Türen am Jungfernstieg nur noch einen Haupteingang in der Mitte geben. Links wird der britische Luxusartikelspezialist Fortnum & Maison seine kulinarischen Köstlichkeiten anbieten, rechts ein anderer Gastronomieanbieter. Dann gelangen die Kunden in die Luxury Hall, die sich über zwei Stockwerke erstreckt. „Das Alsterhaus wird in Zukunft nicht nur die erste Shopping-Adresse in Hamburg sein, sondern ein Treffpunkt in der Stadt“, sagte Vittorio Radice. Der 58-Jährige ist Verwaltungsrat der italienischen Kaufhauskette La Rinascente, die Mehrheitseigner der KaDeWe Group ist.
Eine Galerie wie bisher in der ersten Etage wird es nicht mehr geben. Die Halle geht über in den Luxusboulevard mit zehn Shops, unter anderem von Dior oder Yves Saint Laurent. „Wir wollen Marken nach Hamburg bringen, die Kunden in der Stadt nur hier exklusiv kaufen können“, sagte Maeder. Im Anschluss folgen Labels wie Longchamp, Bogner oder Hugo Boss. Daran schließt sich der Bereich Parfümerie und Schönheitspflege an, der im Februar/März 2017 umgebaut werden soll. Der Eingang an der Poststraße wird aus der Ecke ebenfalls in die Mitte verlegt, damit die Kunden auf geradem Weg durchs Erdgeschoss flanieren können.
Zwei statt vier Rolltreppen im Alsterhaus
Von unten nach oben soll das Haus nach und nach umgebaut werden. Statt bisher vier soll es künftig nur noch zwei Rolltreppen geben. So gewinnen die Architekten des renommierten Büros Kleihues + Kleihues Platz, um nach dem Vorbild der historischen Lichthöfe ein Atrium zu schaffen. Nach dem Umbau kann man dann vom Erdgeschoss den Himmel sehen. Ein Glasdach über der vierten Etage lässt Tageslicht ins Gebäude fallen. Mehrere Innenarchitekten sollen die 20.000 Quadratmeter Verkaufsfläche individuell gestalten.
Von außen werden die Hamburger nicht viel von den Veränderungen erfahren. „An dem Majestätischen dieser Fassade wird nicht gerüttelt“, sagt Radice. Auf der Jungfernstieg-Seite wird es links einen Fahrstuhl geben, der ins Untergeschoss führt. Spätestens in zwei Jahren soll dort sogenannte Urban Street Wear angeboten werden. Auf der rechten Seite soll ein Lift Besucher aufs Dach bringen. Für die Außenansicht ist zudem ein neues Beleuchtungskonzept vorgesehen, um die Steine in verschiedenen Stimmungen illuminieren zu können.
Für die Kunden geöffnet werden die sieben Balkone im zweiten Stock. Mit Blick auf die Binnenalster soll ein kleines Café mit rund 40 Plätzen eingerichtet werden, die Hälfte davon soll draußen liegen. Bisher wird der Bereich als Lagerfläche genutzt. „Es ist eine Schande, dass die Balkone nicht für die Bevölkerung geöffnet waren“, sagte Radice. „Die eigentlichen Besitzer dieses wunderschönen Gebäudes sind die Hamburger. Sie sollen von dem Umbau einen Vorteil haben.“ Ob die in der Animation gezeigten blau-weißen Markisen montiert werden, ließ Radice noch offen.
Alsterhaus soll ein Touristenmagnet werden
Das Personal von derzeit 500 Mitarbeitern könnte in Zukunft aufgestockt werden, wenn die Geschäfte sich positiv entwickeln. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2014/15 machte die KaDeWe Group einen Umsatz von 602 Millionen Euro. Das war ein Plus von vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Den Gewinn nannte das Unternehmen nicht, ebenso wenig konkrete Zahlen für das Hamburger Haus. Allerdings sagte Maeder: „Das Alsterhaus wächst überdurchschnittlich.“
Insgesamt investiert das Unternehmen in alle drei Häuser 300 Millionen Euro. „Unsere Department Stores sind große Erlebniswelten, Orte an denen man außerordentliche Qualität, Inspiration, Genuss, Styling, Entertainment und hervorragenden Service findet“, sagte Maeder. „Die drei Häuser sind und werden die Attraktion der Zukunft sein, im Wettbewerb mit internationalen Stores und dem Onlineshopping.“ Das Lebensgefühl jeder Stadt soll auf jedes Haus zugeschnitten und sichtbar werden. Radice hofft, dass das Alsterhaus mit derzeit jährlich fünf Millionen Besuchern ähnlich wie die Galeries Lafayette in Paris noch stärker ein Touristenmagnet wird. „Das Alsterhaus sollte zum Besuchsprogramm von jedem Hamburg-Reisenden gehören.“