Hamburg. Die Schiffsbetreiber versuchen, mit Spezialtransporten ihren Umsatz zu erhöhen. Kühlcontainer spielen dabei eine wichtige Rolle.

Die Auftragslage in der Containerschifffahrt ist schlecht, und die Aussichten sind trübe. Magere Wachstumsprognosen für die meisten Länder in der Euro-Zone und die Konjunkturabkühlung bereiten der Branche Sorgen. Um gerade einmal 1,6 Prozent wird der weltweite Containerumschlag in diesem Jahr steigen, prognostizieren Schifffahrtsexperten. Die Reedereien richten daher verstärkt ihr Augenmerk auf andere Ladung, um ihre Schiffe besser auszulasten. Eine zunehmend größere Rolle spielt für sie der Transport von Spezialfracht, vor allem von Kühlgut.

Die israelische Linienreederei ZIM investiert beispielsweise in dieses Segment. Sie hat nach eigenen Angaben 1900 Kühlcontainer bestellt, die noch in diesem Jahr zum Einsatz kommen sollen. Die Reederei Hamburg Süd, die durch den Handel mit Südamerika traditionell zu den größten Kühltransporteuren gehört, wirbt mit einem neuen Handbuch bei ihren Kunden um Aufträge für Fracht, die gekühlt werden muss. Und Hapag-Lloyd hat bereits im vergangenen Jahr 6000 neue Kühlcontainer bestellt – die größte Anzahl in der Geschichte des Unternehmens. Die Erweiterung ihrer Kühlflotte treibt die Hamburger Reederei auch weiter voran: Mit dem Erlös aus dem Börsengang will sie neue Schiffe und neue Container bestellen, vielfach solche für den sogenannten Reefer-Transport.

Er ist in vielerlei Hinsicht ein völlig anderes Geschäft als der Transport normaler Container. Die isolierten Behälter mit Klimaanlagen sind in der Anschaffung etwa zwölfmal so teuer wie normale Stahlboxen. Der Wert des Inhalts eines temperierten Containers ist häufig höher als bei den üblichen Behältern. Für die Reedereien hat der Transport von Kühlcontainern aber vor allem einen Vorzug: Die Transporterlöse sind höher. Spezialfracht – zumeist Kühlcontainer – machen bei Hapag-Lloyd etwa 15 Prozent der Transporte aus, aber 25 Prozent des Umsatzes.

Und auch die Marktentwicklung ist besser als beim Transport normaler Container: Der Bedarf wächst stark an. Hapag-Lloyd rechnet mit einem globalen Wachstum der Kühlcontainer-Transporte von fünf Prozent pro Jahr. 2014 wurden weltweit 190 Millionen Tonnen Kühlladung transportiert, davon 104 Millionen Tonnen auf See. Bis 2019 wird der Seetransport auf 123 Millionen Tonnen steigen.

Die Gründe für die Zunahme sind vielfältig. Die Weltbevölkerung wächst. In den Schwellenländern nimmt der Wohlstand zu und damit der Hunger nach Fleisch, Fisch, Gemüse und exotischen Früchten. Zudem sparen die Importeure teure Lagerungskosten, weil die Ware während der mehrwöchigen Seereise auf den Schiffen gelagert wird. Inzwischen kann in klimatisierten Containern, die je nach Ware gleichbleibende Temperaturen zwischen minus 40 Grad und plus 30 Grad Celsius herstellen können, etwa der Reifeprozess von Früchten komplett unterbunden werden, sodass die Ware auch nach einer längeren Seereise noch immer frisch ankommt.

Maersk will den Energieverbrauchder klimatisierten Boxen halbieren

Das frisst viel Energie. Schiffe, auf denen viele Kühlcontainer gestapelt sind, haben einen deutlich höheren Treibstoffverbrauch als andere. Deshalb geben die Reedereien viel Geld aus und suchen nach Möglichkeiten, den Verbrauch ihrer Kühlschiffe zu senken. Vor wenigen Tagen gab der Weltmarktführer Maersk bekannt, er habe eine neue Software, die den Energieverbrauch der Kühlcontainer halbieren soll.

Trotz der deutlich höheren Kosten für Anschaffung, Wartung und Betrieb ist die weltweite Nachfrage nach Kühlcontainern ungebrochen. „Das liegt auch daran, dass die alten herkömmlichen Kühlschiffe nach und nach an Bedeutung verlieren“, sagt Gudrun Feil, Chefin der Kühlcontainerstrategie bei Hapag-Lloyd. Im vergangenen Jahr seien 77,1 Prozent der weltweiten Reefer-Seefracht mit Containerschiffen transportiert worden, nur noch 22,9 Prozent mit herkömmlichen Kühlschiffen. „Wir erwarten, dass 2019 nur noch 17,7 Prozent mit herkömmlichen Kühlschiffen transportiert werden“, sagt Feil. Im Container könne man die Fracht sehr viel einfacher von Tür zu Tür bringen. Mehr als 76.000 Kühlcontainer betreibt Hapag-Lloyd derzeit. Tausende neue werden hinzukommen.