Hamburg. Operatives Ergebnis steigt auf 366,4 Millionen Euro. Reederei steht besser da als Konkurrenten. Sparprogramm greift.

Im Juli 2014 hat Rolf Habben Jansen das Ruder von Deutschlands größter Container-Rederei Hapag-Lloyd übernommen. Seitdem kannte das in schweren Wassern dahintreibende Schiff nur ein Ziel: „Wir müssen wieder schwarze Zahlen schreiben. Das ist Priorität eins, zwei und drei“, sagte der Chef. Jetzt muss sich Habben Jansen neue Prioritäten setzen, denn Hamburgs Traditionsreederei Hapag-Lloyd hat sich in die Gewinnzone zurückgekämpft – erstmals nach vier verlustreichen Jahren.

Wie das Schifffahrtsunternehmen am Dienstag bekannt gab, stieg das operative Ergebnis 2015 auf 366,4 Millionen Euro. Im Jahr zuvor hatte noch ein Verlust von knapp 383 Millionen Euro zu Buche geschlagen. Der Umsatz wuchs von 6,8 Milliarden Euro 2014 auf 8,8 Milliarden Euro im vergangenen Jahr. Da es sich um vorläufige Zahlen handelt, wollte sich das Unternehmen dazu nicht näher äußern.

Reederei investiert in zwei neue Schiffe und mietet zwei dazu

Klar ist aber, dass der Umsatzanstieg im Wesentlichen auf dem Zusammenschluss mit der chilenischen Containerrederei Compañía Sudamericana de Vapores (CSAV) beruht, deren Geschäft seit einem Jahr voll in Hapag-Lloyd integriert ist. Auch ein Großteil des Gewinns geht darauf zurück. Habben Jansen hat durch die Fusion Synergien in Höhe von 400 Millionen US-Dollar (363 Millionen Euro) im Jahr versprochen. Diese sowie ein zusätzliches Sparprogramm machen sich jetzt bemerkbar.

Trotz des allgemeinen Rückgangs im Containertransport konnte Hapag-Lloyd durch die Übernahme der CSAV seine Transportmenge von 5,9 Millionen Standardcontainern (TEU) im Jahr 2014 auf 7,4 Millionen TEU steigern. Positiv schlägt auch zu Buche, dass der Treibstoffpreis mit umgerechnet 283,7 Euro pro Tonne gut 239 Euro unter dem Preis des Vorjahres lag. Allerdings hatte Hapag-Lloyd nicht viel davon: Auch die Kunden registrierten die billigeren Treibstoffpreise und verlangten eine Absenkung der Transportkosten. So lag die durchschnittliche Frachtrate mit 1114 Euro pro transportierter Box unter der Rate von 2014 mit 1298 Euro.

Nach dem Börsengang und der Kapitalerhöhung Anfang November ist das Unternehmen flüssig. Das Eigenkapital weist fünf Milliarden Euro aus, das sind 800 Millionen Euro mehr als 2014. Die Anleger sind nicht ganz so gut weggekommen: Mit weniger als 17 Euro stand die Aktie gestern deutlich unter ihrem Ausgabepreis von 20 Euro.

Seine Kapitalstärke nutzt das Unternehmen, um in neue Container und Schiffe zu investieren. Vom zunächst angedachten Bau von Mega-Container-Frachtern mit einer Kapazität von 18.000 TEU ist das Schifffahrtsunternehmen mit Hauptsitz am Ballindamm aufgrund der geringen Ertragslage derzeit allerdings abgekommen. Stattdessen hat Hapag-Lloyd ­Anfang Februar den Kauf zweier moderner 3500-TEU-Schiffe bekannt gegeben, die zunächst in Südamerika eingesetzt werden sollen. Zusätzlich wurden zwei Schiffe gechartet.

Das alles zeigt: Hapag-Lloyd stemmt sich mit aller Macht gegen die Schifffahrtskrise. Beleg dafür sind auch die Zahlen im vierten Quartal: Von Oktober bis Dezember 2015 weist das Unternehmen ein operatives Ergebnis (Ebit) von 17,8 Millionen Euro aus (-305 Millionen im Jahr 2014). Damit steht die fünftgrößte Container-Reederei der Welt besser da als viele Konkurrenten. So haben die meisten Reedereien infolge der Schifffahrtskrise im vierten Quartal hohe Verluste produziert: Die japanische Nippon Yüsen (NYK) meldete ein negatives Ebit von umgerechnet 52 Millionen Euro, die koreanische Hanjin ein Minus von 91 Millionen Euro. Sogar Branchenprimus ­Maersk vermeldete einen operativen Verlust von 125 Millionen Euro.

Analysten sind trotz derguten Zahlen skeptisch

Trotz des insgesamt guten Ergebnisses von Hapag-Lloyd bleiben viele Experten skeptisch: „Ich gehe zwar davon aus, dass das Jahresergebnis auch nach Abzug aller Steuern positiv sein wird. Ob Hapag-Lloyd dieses aber auch 2016 schafft, wage ich zu bezweifeln“, sagt Thomas Wybierek, Schifffahrtsanalyst der NordLB. „Dafür sind die allgemeinen Rahmenbedingungen zu schlecht. Zumal nun auch noch die Raten auf der Südamerika-Linie zurückgehen“, so Wybierek.

Die Hamburger FDP spricht sogar von einer besorgniserregenden Entwicklung und verlangt vom Senat den sofortigen Ausstieg bei Hapag-Lloyd: „Das Jahresergebnis kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Hapag-Lloyd im Jahr 2015 keineswegs aufgeholt hat im Vergleich zur Konkurrenz. Die leichten Gewinne lassen sich durch die hohen Rückstellungsauflösungen und den starken Dollar erklären“, sagte der wirtschaftspolitische Sprecher der FDP-Bürgerschaftsfraktion, Michael Kruse. Die Konkurrenz mache schnellere Fortschritte beim Erzielen von Größenvorteilen. Die Stadt hält 20,6 Prozent der Aktien von Hapag-Lloyd.